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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Nicht anders!

Und wenn es reißt, sind wenigstens zwey
Enden!

die man verbinden kann,

Durch einen Knoten!

Mein Vater setzte diese Allegorie nicht
weiter fort. Herr v. G -- fiel auf die Bemer-
kung meines Vaters.

Freylich Pastor! fieng er an, wenn uns
die Vernunft wieder ins Paradies bringt,
werden wir solche Narren nicht seyn, als un-
sere ersten Eltern! -- Die Fürsten, fuhr Herr
v. G -- fort, thaten ehemals alles mit Be-
willigung der Stände, darum Wir von Got-
tes Gnaden. Jezt ist von allem dem nur der
Pluralis übrig, der so gar gebraucht wird,
wenn sie sich vermählen. Wir haben uns ent-
schlossen, unser Beylager auf den und den --
geliebts Gott zu halten. Wir sind durch die
Entbindung unserer Gemahlin eines Thron-
erben wegen höchlich erfreut -- Als ob?
fragte Herr v. G -- so wie mein Vater bey ei-
ner andern Gelegenheit; allein mein Vater
antwortete nicht:
Ja wohl!

Vielmehr war mein Vater der Meynung,
dies käme daher, weil sie den Menschen im

Plu-

Nicht anders!

Und wenn es reißt, ſind wenigſtens zwey
Enden!

die man verbinden kann,

Durch einen Knoten!

Mein Vater ſetzte dieſe Allegorie nicht
weiter fort. Herr v. G — fiel auf die Bemer-
kung meines Vaters.

Freylich Paſtor! fieng er an, wenn uns
die Vernunft wieder ins Paradies bringt,
werden wir ſolche Narren nicht ſeyn, als un-
ſere erſten Eltern! — Die Fuͤrſten, fuhr Herr
v. G — fort, thaten ehemals alles mit Be-
willigung der Staͤnde, darum Wir von Got-
tes Gnaden. Jezt iſt von allem dem nur der
Pluralis uͤbrig, der ſo gar gebraucht wird,
wenn ſie ſich vermaͤhlen. Wir haben uns ent-
ſchloſſen, unſer Beylager auf den und den —
geliebts Gott zu halten. Wir ſind durch die
Entbindung unſerer Gemahlin eines Thron-
erben wegen hoͤchlich erfreut — Als ob?
fragte Herr v. G — ſo wie mein Vater bey ei-
ner andern Gelegenheit; allein mein Vater
antwortete nicht:
Ja wohl!

Vielmehr war mein Vater der Meynung,
dies kaͤme daher, weil ſie den Menſchen im

Plu-
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[194/0200] Nicht anders! Und wenn es reißt, ſind wenigſtens zwey Enden! die man verbinden kann, Durch einen Knoten! Mein Vater ſetzte dieſe Allegorie nicht weiter fort. Herr v. G — fiel auf die Bemer- kung meines Vaters. Freylich Paſtor! fieng er an, wenn uns die Vernunft wieder ins Paradies bringt, werden wir ſolche Narren nicht ſeyn, als un- ſere erſten Eltern! — Die Fuͤrſten, fuhr Herr v. G — fort, thaten ehemals alles mit Be- willigung der Staͤnde, darum Wir von Got- tes Gnaden. Jezt iſt von allem dem nur der Pluralis uͤbrig, der ſo gar gebraucht wird, wenn ſie ſich vermaͤhlen. Wir haben uns ent- ſchloſſen, unſer Beylager auf den und den — geliebts Gott zu halten. Wir ſind durch die Entbindung unſerer Gemahlin eines Thron- erben wegen hoͤchlich erfreut — Als ob? fragte Herr v. G — ſo wie mein Vater bey ei- ner andern Gelegenheit; allein mein Vater antwortete nicht: Ja wohl! Vielmehr war mein Vater der Meynung, dies kaͤme daher, weil ſie den Menſchen im Plu-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/200>, abgerufen am 01.05.2024.