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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Letten überlassen, dem der Vicar, ein großer
Lette, nachgeholfen zu haben scheint --

Sie war von mittelmäßiger Größe, hatte
braunes Haar, eine sanftgebogene Nase und
große Augen, die am Blitz jenem Grosmutter
Auge durch die Ritze, wenig oder gar nichts
gewichen hätten. Aus beyden Augen ließ sie
dies Licht leuchten. Die Nase ist der Zeiger
am Menschen. Sie sah gerade zu, und trug
die Nase, wie sie selbst bemerkte, weder gen
Himmel, noch hatte sie ein Schatzgräberaus-
sehen. Sie war sehr verhältnismäßig gebil-
det. Man sahe ihren Händen an, daß sie
solche nur selten in Handschuen verschlossen
gehalten, und doch waren ihnen die Priester-
ahnen und eine gewisse bewährte Feinheit an-
zusehen. Sie hatte die folgsamste Zunge, die
je im Dienst des Herzens gestanden. Ihre
Hände lebten mit der Zunge in Gemeinschaft.
Sie schrieben sich & Compagnie. Aergert
dich dein Auge, reiß es aus, ärgert dich deine
Hand, haue sie ab, konnte keinem Zuhörer
meiner Mutter einfallen, wenn sie sich hören
lies! Alles war im besten Zusammenhange
und lies auf ein gleich übereinstimmendes Herz
schlüßen -- Sie bezog nicht Leben und Thaten
der Hochwohlgebohrnen Herren mit Firnis,

Meßing,

Letten uͤberlaſſen, dem der Vicar, ein großer
Lette, nachgeholfen zu haben ſcheint —

Sie war von mittelmaͤßiger Groͤße, hatte
braunes Haar, eine ſanftgebogene Naſe und
große Augen, die am Blitz jenem Grosmutter
Auge durch die Ritze, wenig oder gar nichts
gewichen haͤtten. Aus beyden Augen ließ ſie
dies Licht leuchten. Die Naſe iſt der Zeiger
am Menſchen. Sie ſah gerade zu, und trug
die Naſe, wie ſie ſelbſt bemerkte, weder gen
Himmel, noch hatte ſie ein Schatzgraͤberaus-
ſehen. Sie war ſehr verhaͤltnismaͤßig gebil-
det. Man ſahe ihren Haͤnden an, daß ſie
ſolche nur ſelten in Handſchuen verſchloſſen
gehalten, und doch waren ihnen die Prieſter-
ahnen und eine gewiſſe bewaͤhrte Feinheit an-
zuſehen. Sie hatte die folgſamſte Zunge, die
je im Dienſt des Herzens geſtanden. Ihre
Haͤnde lebten mit der Zunge in Gemeinſchaft.
Sie ſchrieben ſich & Compagnie. Aergert
dich dein Auge, reiß es aus, aͤrgert dich deine
Hand, haue ſie ab, konnte keinem Zuhoͤrer
meiner Mutter einfallen, wenn ſie ſich hoͤren
lies! Alles war im beſten Zuſammenhange
und lies auf ein gleich uͤbereinſtimmendes Herz
ſchluͤßen — Sie bezog nicht Leben und Thaten
der Hochwohlgebohrnen Herren mit Firnis,

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[127/0133] Letten uͤberlaſſen, dem der Vicar, ein großer Lette, nachgeholfen zu haben ſcheint — Sie war von mittelmaͤßiger Groͤße, hatte braunes Haar, eine ſanftgebogene Naſe und große Augen, die am Blitz jenem Grosmutter Auge durch die Ritze, wenig oder gar nichts gewichen haͤtten. Aus beyden Augen ließ ſie dies Licht leuchten. Die Naſe iſt der Zeiger am Menſchen. Sie ſah gerade zu, und trug die Naſe, wie ſie ſelbſt bemerkte, weder gen Himmel, noch hatte ſie ein Schatzgraͤberaus- ſehen. Sie war ſehr verhaͤltnismaͤßig gebil- det. Man ſahe ihren Haͤnden an, daß ſie ſolche nur ſelten in Handſchuen verſchloſſen gehalten, und doch waren ihnen die Prieſter- ahnen und eine gewiſſe bewaͤhrte Feinheit an- zuſehen. Sie hatte die folgſamſte Zunge, die je im Dienſt des Herzens geſtanden. Ihre Haͤnde lebten mit der Zunge in Gemeinſchaft. Sie ſchrieben ſich & Compagnie. Aergert dich dein Auge, reiß es aus, aͤrgert dich deine Hand, haue ſie ab, konnte keinem Zuhoͤrer meiner Mutter einfallen, wenn ſie ſich hoͤren lies! Alles war im beſten Zuſammenhange und lies auf ein gleich uͤbereinſtimmendes Herz ſchluͤßen — Sie bezog nicht Leben und Thaten der Hochwohlgebohrnen Herren mit Firnis, Meßing,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/133>, abgerufen am 24.11.2024.