in Ehren; allein giebts in Göttingen nicht auch Grosväter? und wenn gar zum Aelter- Vater Hofnung wäre? Ich kann den Ge- danken nicht bergen, ohne mich zum compe- tenten Richter aufzuwerfen: ob und in wie weit, eben der Umstand, weil Göttingen jung von Jahren, vieles zu diesem Fortschritte bey- trage? Die Musen werden im ewigen Früh- linge der Jahre dargestellt. -- Zwischen Majoraten, Lehnen, Stiftern und Universi- täten ein Unterschied! Damit ich noch ein Kapfensterchen aufstosse; wär es nicht gut, wenn sich die Universitäten in Züchten und Ehren einverstünden, was sie eigentlich erzie- hen wollten? Da könnt' eine erkohren wer- den, Professores, academische Lehrer zu bil- den. Laßt uns Professores machen, Bilder, die uns gleich sind! Den andern Stief und rechten Schwestern wäre zu überlaßen, mit der übrigen studirenden Jugend umzusprin- gen, oder zu thun und zu lassen, was jezt ge- than und gelassen wird. Kommen denn alle auf die Universität zu lernen, um wieder zu lehren? Da sind ihrer viel, die nur selbst wissen wollen. Zwischen einem Wißer schlecht- weg, zwischen einem Vielwißer, und zwischen einem Lehrer, welch ein Unterschied! und denn
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in Ehren; allein giebts in Goͤttingen nicht auch Grosvaͤter? und wenn gar zum Aelter- Vater Hofnung waͤre? Ich kann den Ge- danken nicht bergen, ohne mich zum compe- tenten Richter aufzuwerfen: ob und in wie weit, eben der Umſtand, weil Goͤttingen jung von Jahren, vieles zu dieſem Fortſchritte bey- trage? Die Muſen werden im ewigen Fruͤh- linge der Jahre dargeſtellt. — Zwiſchen Majoraten, Lehnen, Stiftern und Univerſi- taͤten ein Unterſchied! Damit ich noch ein Kapfenſterchen aufſtoſſe; waͤr es nicht gut, wenn ſich die Univerſitaͤten in Zuͤchten und Ehren einverſtuͤnden, was ſie eigentlich erzie- hen wollten? Da koͤnnt’ eine erkohren wer- den, Profeſſores, academiſche Lehrer zu bil- den. Laßt uns Profeſſores machen, Bilder, die uns gleich ſind! Den andern Stief und rechten Schweſtern waͤre zu uͤberlaßen, mit der uͤbrigen ſtudirenden Jugend umzuſprin- gen, oder zu thun und zu laſſen, was jezt ge- than und gelaſſen wird. Kommen denn alle auf die Univerſitaͤt zu lernen, um wieder zu lehren? Da ſind ihrer viel, die nur ſelbſt wiſſen wollen. Zwiſchen einem Wißer ſchlecht- weg, zwiſchen einem Vielwißer, und zwiſchen einem Lehrer, welch ein Unterſchied! und denn
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in Ehren; allein giebts in Goͤttingen nicht
auch Grosvaͤter? und wenn gar zum Aelter-
Vater Hofnung waͤre? Ich kann den Ge-
danken nicht bergen, ohne mich zum compe-
tenten Richter aufzuwerfen: ob und in wie
weit, eben der Umſtand, weil Goͤttingen jung
von Jahren, vieles zu dieſem Fortſchritte bey-
trage? Die Muſen werden im ewigen Fruͤh-
linge der Jahre dargeſtellt. — Zwiſchen
Majoraten, Lehnen, Stiftern und Univerſi-
taͤten ein Unterſchied! Damit ich noch ein
Kapfenſterchen aufſtoſſe; waͤr es nicht gut,
wenn ſich die Univerſitaͤten in Zuͤchten und
Ehren einverſtuͤnden, was ſie eigentlich erzie-
hen wollten? Da koͤnnt’ eine erkohren wer-
den, Profeſſores, academiſche Lehrer zu bil-
den. Laßt uns Profeſſores machen, Bilder,
die uns gleich ſind! Den andern Stief und
rechten Schweſtern waͤre zu uͤberlaßen, mit
der uͤbrigen ſtudirenden Jugend umzuſprin-
gen, oder zu thun und zu laſſen, was jezt ge-
than und gelaſſen wird. Kommen denn alle
auf die Univerſitaͤt zu lernen, um wieder zu
lehren? Da ſind ihrer viel, die nur ſelbſt
wiſſen wollen. Zwiſchen einem Wißer ſchlecht-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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