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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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mehr, als alle Schätze der Welt; denn das
Himmelreich ist ihrer! Darum vorzüglich
glaub ich, sagte der Graf, durch gute Gesell-
schaft meinen Sterbenden ihr Ende zu erleich-
tern, und ihnen einen Dienst dran zu thun.
Sie können jezt die Zeit nicht abwarten, sie
keichen recht nach dem vorgesteckten Ziel, und
oft hab' ich gehört: Wilst du mit? Ich bin
bereit, so komm -- ich geh -- gern! So
komm doch! Gern! Nun? hohl mich nach,
so gern ich wollte, kann ich?

Wenn die grausame Gewohnheit der Al-
ten, Leichen bey Leichen zu machen, in diese
Ideen zum Theil einschlüge, sagten wir alle
drey, und thaten so, als frügen wirs? Wir
machten es, wie die Redner und Schriftsteller,
bey denen das Fragzeichen nicht ein Men-
schenhaar mehr bedeutet, als gehorsamer Die-
ner, unterthäniger Knecht, und dergleichen
sieben mal sieben Sachen mehr.

Selbst der Selbstmord würde beym ofnen
Grabe noch am ersten aus der Natur des
Menschen zu erklären seyn, und es gehört ein
eben so großer Grad Lebensliebe dazu, als
der große Menschentöpfer uns mit eingebla-
sen, um diesen Grillen bey den ofnen Gräbern
der lieben Unsrigen zu entkommen. Man

dünkt

mehr, als alle Schaͤtze der Welt; denn das
Himmelreich iſt ihrer! Darum vorzuͤglich
glaub ich, ſagte der Graf, durch gute Geſell-
ſchaft meinen Sterbenden ihr Ende zu erleich-
tern, und ihnen einen Dienſt dran zu thun.
Sie koͤnnen jezt die Zeit nicht abwarten, ſie
keichen recht nach dem vorgeſteckten Ziel, und
oft hab’ ich gehoͤrt: Wilſt du mit? Ich bin
bereit, ſo komm — ich geh — gern! So
komm doch! Gern! Nun? hohl mich nach,
ſo gern ich wollte, kann ich?

Wenn die grauſame Gewohnheit der Al-
ten, Leichen bey Leichen zu machen, in dieſe
Ideen zum Theil einſchluͤge, ſagten wir alle
drey, und thaten ſo, als fruͤgen wirs? Wir
machten es, wie die Redner und Schriftſteller,
bey denen das Fragzeichen nicht ein Men-
ſchenhaar mehr bedeutet, als gehorſamer Die-
ner, unterthaͤniger Knecht, und dergleichen
ſieben mal ſieben Sachen mehr.

Selbſt der Selbſtmord wuͤrde beym ofnen
Grabe noch am erſten aus der Natur des
Menſchen zu erklaͤren ſeyn, und es gehoͤrt ein
eben ſo großer Grad Lebensliebe dazu, als
der große Menſchentoͤpfer uns mit eingebla-
ſen, um dieſen Grillen bey den ofnen Graͤbern
der lieben Unſrigen zu entkommen. Man

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[64/0070] mehr, als alle Schaͤtze der Welt; denn das Himmelreich iſt ihrer! Darum vorzuͤglich glaub ich, ſagte der Graf, durch gute Geſell- ſchaft meinen Sterbenden ihr Ende zu erleich- tern, und ihnen einen Dienſt dran zu thun. Sie koͤnnen jezt die Zeit nicht abwarten, ſie keichen recht nach dem vorgeſteckten Ziel, und oft hab’ ich gehoͤrt: Wilſt du mit? Ich bin bereit, ſo komm — ich geh — gern! So komm doch! Gern! Nun? hohl mich nach, ſo gern ich wollte, kann ich? Wenn die grauſame Gewohnheit der Al- ten, Leichen bey Leichen zu machen, in dieſe Ideen zum Theil einſchluͤge, ſagten wir alle drey, und thaten ſo, als fruͤgen wirs? Wir machten es, wie die Redner und Schriftſteller, bey denen das Fragzeichen nicht ein Men- ſchenhaar mehr bedeutet, als gehorſamer Die- ner, unterthaͤniger Knecht, und dergleichen ſieben mal ſieben Sachen mehr. Selbſt der Selbſtmord wuͤrde beym ofnen Grabe noch am erſten aus der Natur des Menſchen zu erklaͤren ſeyn, und es gehoͤrt ein eben ſo großer Grad Lebensliebe dazu, als der große Menſchentoͤpfer uns mit eingebla- ſen, um dieſen Grillen bey den ofnen Graͤbern der lieben Unſrigen zu entkommen. Man duͤnkt

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/70>, abgerufen am 23.11.2024.