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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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blos so mahlen, sondern sieh würklich ins
Buch des Lebens! Die Bibel ist davon die
erste Ausgabe, die zweyte vermehrt wird dir
in der andern Welt aufgethan!

Dein Grosvater seliger, der glückliche,
machte, wenn er nachsann, kleine Augen,
recht als ob er keinem Gegenstand mehr Platz
laßen wollte; dein Vater macht sie gros,
wenn er nachdenkt, wenn er mit der Seele
wohin sieht, und da fallen denn Sonnenkör-
ner, kleine Sterne, wie die Sternschnuppen,
aus seinen Augen. Manche machen die Au-
gen dicht zu, als ob sie nicht sehen auf das
Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare;
denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was
aber unsichtbar ist, das ist ewig. --

Was steht in der ersten Ausgabe des Le-
bensbuchs? Denen, die Gott lieben, müssen
alle Dinge zum Besten dienen. Kann der
Ton sprechen zum Töpfer: warum machst du
mich also?

Der Mensch sieht immer scheel über den
lieben Gott, weil er so gütig ist, nicht nur
in Absicht seines Groschens, sondern anderer.
Dies Evangelium vom Groschen ist vortref-
lich. Es ist nicht mit Gold zu bezahlen. Was
kannst du, Mensch, mehr als einen Groschen

ver-

blos ſo mahlen, ſondern ſieh wuͤrklich ins
Buch des Lebens! Die Bibel iſt davon die
erſte Ausgabe, die zweyte vermehrt wird dir
in der andern Welt aufgethan!

Dein Grosvater ſeliger, der gluͤckliche,
machte, wenn er nachſann, kleine Augen,
recht als ob er keinem Gegenſtand mehr Platz
laßen wollte; dein Vater macht ſie gros,
wenn er nachdenkt, wenn er mit der Seele
wohin ſieht, und da fallen denn Sonnenkoͤr-
ner, kleine Sterne, wie die Sternſchnuppen,
aus ſeinen Augen. Manche machen die Au-
gen dicht zu, als ob ſie nicht ſehen auf das
Sichtbare, ſondern auf das Unſichtbare;
denn was ſichtbar iſt, das iſt zeitlich, was
aber unſichtbar iſt, das iſt ewig. —

Was ſteht in der erſten Ausgabe des Le-
bensbuchs? Denen, die Gott lieben, muͤſſen
alle Dinge zum Beſten dienen. Kann der
Ton ſprechen zum Toͤpfer: warum machſt du
mich alſo?

Der Menſch ſieht immer ſcheel uͤber den
lieben Gott, weil er ſo guͤtig iſt, nicht nur
in Abſicht ſeines Groſchens, ſondern anderer.
Dies Evangelium vom Groſchen iſt vortref-
lich. Es iſt nicht mit Gold zu bezahlen. Was
kannſt du, Menſch, mehr als einen Groſchen

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[381/0389] blos ſo mahlen, ſondern ſieh wuͤrklich ins Buch des Lebens! Die Bibel iſt davon die erſte Ausgabe, die zweyte vermehrt wird dir in der andern Welt aufgethan! Dein Grosvater ſeliger, der gluͤckliche, machte, wenn er nachſann, kleine Augen, recht als ob er keinem Gegenſtand mehr Platz laßen wollte; dein Vater macht ſie gros, wenn er nachdenkt, wenn er mit der Seele wohin ſieht, und da fallen denn Sonnenkoͤr- ner, kleine Sterne, wie die Sternſchnuppen, aus ſeinen Augen. Manche machen die Au- gen dicht zu, als ob ſie nicht ſehen auf das Sichtbare, ſondern auf das Unſichtbare; denn was ſichtbar iſt, das iſt zeitlich, was aber unſichtbar iſt, das iſt ewig. — Was ſteht in der erſten Ausgabe des Le- bensbuchs? Denen, die Gott lieben, muͤſſen alle Dinge zum Beſten dienen. Kann der Ton ſprechen zum Toͤpfer: warum machſt du mich alſo? Der Menſch ſieht immer ſcheel uͤber den lieben Gott, weil er ſo guͤtig iſt, nicht nur in Abſicht ſeines Groſchens, ſondern anderer. Dies Evangelium vom Groſchen iſt vortref- lich. Es iſt nicht mit Gold zu bezahlen. Was kannſt du, Menſch, mehr als einen Groſchen ver-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/389>, abgerufen am 23.11.2024.