Gelobt sey der, dessen Aufsehen unsern Odem bewacht! Ich bin zufriedener. Ich bitte dem lieben Gott wegen des Fluchs ab, den ich übers Schreiben aussprach! -- Es ist grundfalsch, daß das Schreiben nicht auch sein Gutes habe. Freylich hätt' ich an Mi- nen nicht schreiben sollen. Was kann aber das Wasser dafür, daß es nicht Taufwasser wird, welches so schönes Grün hervorbringt, daß das Auge fühlbar gestärkt wird? Denke doch weiter über das Schreiben, und schreibe mir mit nächstem, was du gedacht hast. Bey deinem Vater kann ich mich deshalb nicht Raths erhohlen. Das Schreiben kommt mir als ein vernünftiger Monolog vor, die beste Manier, wie man zu sich selbst kommen, und sich ein Wörtchen ins Herz und Seele hinein bringen kann. Wenn man mit sich selbst spricht, läuft jeder für uns: und mit den lie- ben Gedanken -- wer zäunt sie gern ein, und unverzäunt, wie selten halten sie Stich? -- Ich weiß, an welchen ich glaube -- und bin gewiß, daß er mir meine Beylage bewah- ren werde bis an jenen Tag, daß der, so meinen Nelkensamen gestreuet, auch die Nel- ken ablegen, und in ein ander Beet versetzen werde, daß der, so in mir angefangen das
gute
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Gelobt ſey der, deſſen Aufſehen unſern Odem bewacht! Ich bin zufriedener. Ich bitte dem lieben Gott wegen des Fluchs ab, den ich uͤbers Schreiben ausſprach! — Es iſt grundfalſch, daß das Schreiben nicht auch ſein Gutes habe. Freylich haͤtt’ ich an Mi- nen nicht ſchreiben ſollen. Was kann aber das Waſſer dafuͤr, daß es nicht Taufwaſſer wird, welches ſo ſchoͤnes Gruͤn hervorbringt, daß das Auge fuͤhlbar geſtaͤrkt wird? Denke doch weiter uͤber das Schreiben, und ſchreibe mir mit naͤchſtem, was du gedacht haſt. Bey deinem Vater kann ich mich deshalb nicht Raths erhohlen. Das Schreiben kommt mir als ein vernuͤnftiger Monolog vor, die beſte Manier, wie man zu ſich ſelbſt kommen, und ſich ein Woͤrtchen ins Herz und Seele hinein bringen kann. Wenn man mit ſich ſelbſt ſpricht, laͤuft jeder fuͤr uns: und mit den lie- ben Gedanken — wer zaͤunt ſie gern ein, und unverzaͤunt, wie ſelten halten ſie Stich? — Ich weiß, an welchen ich glaube — und bin gewiß, daß er mir meine Beylage bewah- ren werde bis an jenen Tag, daß der, ſo meinen Nelkenſamen geſtreuet, auch die Nel- ken ablegen, und in ein ander Beet verſetzen werde, daß der, ſo in mir angefangen das
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Gelobt ſey der, deſſen Aufſehen unſern
Odem bewacht! Ich bin zufriedener. Ich
bitte dem lieben Gott wegen des Fluchs ab,
den ich uͤbers Schreiben ausſprach! — Es
iſt grundfalſch, daß das Schreiben nicht auch
ſein Gutes habe. Freylich haͤtt’ ich an Mi-
nen nicht ſchreiben ſollen. Was kann aber
das Waſſer dafuͤr, daß es nicht Taufwaſſer
wird, welches ſo ſchoͤnes Gruͤn hervorbringt,
daß das Auge fuͤhlbar geſtaͤrkt wird? Denke
doch weiter uͤber das Schreiben, und ſchreibe
mir mit naͤchſtem, was du gedacht haſt. Bey
deinem Vater kann ich mich deshalb nicht
Raths erhohlen. Das Schreiben kommt mir
als ein vernuͤnftiger Monolog vor, die beſte
Manier, wie man zu ſich ſelbſt kommen, und
ſich ein Woͤrtchen ins Herz und Seele hinein
bringen kann. Wenn man mit ſich ſelbſt
ſpricht, laͤuft jeder fuͤr uns: und mit den lie-
ben Gedanken — wer zaͤunt ſie gern ein,
und unverzaͤunt, wie ſelten halten ſie Stich?
— Ich weiß, an welchen ich glaube — und
bin gewiß, daß er mir meine Beylage bewah-
ren werde bis an jenen Tag, daß der, ſo
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/383>, abgerufen am 25.11.2024.
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