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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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dem Grafen den gestrigen ganzen Tag referi-
ren, und wahrlich unsere ganze Freude dieses
Tages war, daß wir den vorigen Tag froh
gewesen. --

Mit den lieben großen Hochzeiten, sagte
der Graf -- So was nenn' ich nicht leben,
wenigstens will ich das Leben bey dieser Gele-
genheit so wenig observiren, als auf dem
Chavott den Tod! -- Allzu viel ist ungesund.
Zu Warnungs-Anzeigen findet sich zwar in
beyden Fällen Stof die Menge; nur zu Le-
bens und Sterbens Observationen nicht. --

Der Graf konnte nicht lange bleiben.
Er hatte, wie er sagt', einen rechten Segen
Sterbender bey sich. Obgleich, fügt' er hin-
zu, ich wenig Heil in meiner Ehe belebt; ists
mir doch lieb, geheyrathet zu haben, um dort
einst sagen zu können: hier bin ich, und hier
sind, die du mir gegeben hast! Kann das ein
Eheloser? So rührend mir diese Empfin-
dung war, so schwächte sie doch die Erinne-
rung an die Grafenkrone, an die weiße Fe-
dern und den Orden. -- Füllet die Erde heißt:
füllet den Himmel! Wenn Menschen sich
nicht Leid klagen könnten, wie unglücklich
würden sie seyn? Die Ehe ist ein Band, wo

sich
Z

dem Grafen den geſtrigen ganzen Tag referi-
ren, und wahrlich unſere ganze Freude dieſes
Tages war, daß wir den vorigen Tag froh
geweſen. —

Mit den lieben großen Hochzeiten, ſagte
der Graf — So was nenn’ ich nicht leben,
wenigſtens will ich das Leben bey dieſer Gele-
genheit ſo wenig obſerviren, als auf dem
Chavott den Tod! — Allzu viel iſt ungeſund.
Zu Warnungs-Anzeigen findet ſich zwar in
beyden Faͤllen Stof die Menge; nur zu Le-
bens und Sterbens Obſervationen nicht. —

Der Graf konnte nicht lange bleiben.
Er hatte, wie er ſagt’, einen rechten Segen
Sterbender bey ſich. Obgleich, fuͤgt’ er hin-
zu, ich wenig Heil in meiner Ehe belebt; iſts
mir doch lieb, geheyrathet zu haben, um dort
einſt ſagen zu koͤnnen: hier bin ich, und hier
ſind, die du mir gegeben haſt! Kann das ein
Eheloſer? So ruͤhrend mir dieſe Empfin-
dung war, ſo ſchwaͤchte ſie doch die Erinne-
rung an die Grafenkrone, an die weiße Fe-
dern und den Orden. — Fuͤllet die Erde heißt:
fuͤllet den Himmel! Wenn Menſchen ſich
nicht Leid klagen koͤnnten, wie ungluͤcklich
wuͤrden ſie ſeyn? Die Ehe iſt ein Band, wo

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[353/0359] dem Grafen den geſtrigen ganzen Tag referi- ren, und wahrlich unſere ganze Freude dieſes Tages war, daß wir den vorigen Tag froh geweſen. — Mit den lieben großen Hochzeiten, ſagte der Graf — So was nenn’ ich nicht leben, wenigſtens will ich das Leben bey dieſer Gele- genheit ſo wenig obſerviren, als auf dem Chavott den Tod! — Allzu viel iſt ungeſund. Zu Warnungs-Anzeigen findet ſich zwar in beyden Faͤllen Stof die Menge; nur zu Le- bens und Sterbens Obſervationen nicht. — Der Graf konnte nicht lange bleiben. Er hatte, wie er ſagt’, einen rechten Segen Sterbender bey ſich. Obgleich, fuͤgt’ er hin- zu, ich wenig Heil in meiner Ehe belebt; iſts mir doch lieb, geheyrathet zu haben, um dort einſt ſagen zu koͤnnen: hier bin ich, und hier ſind, die du mir gegeben haſt! Kann das ein Eheloſer? So ruͤhrend mir dieſe Empfin- dung war, ſo ſchwaͤchte ſie doch die Erinne- rung an die Grafenkrone, an die weiße Fe- dern und den Orden. — Fuͤllet die Erde heißt: fuͤllet den Himmel! Wenn Menſchen ſich nicht Leid klagen koͤnnten, wie ungluͤcklich wuͤrden ſie ſeyn? Die Ehe iſt ein Band, wo ſich Z

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/359>, abgerufen am 22.11.2024.