der Amtmann, mit dem ich gepaart war, auf mich gewartet. Ich konnte nichts sprechen, nicht einst ein Wort zum Dank. Auf solch einen Tag, wie schön schläft es sich! -- Mein Schlaf war eine Entzückung in den dritten Himmel. Es fiel keine Schäkerey den andern Morgen vor, keine Strohkranzrede. Die Frau Nathanael schlich sich aus der Schlaf- kammer, und ich merkte, sie ward roth auf ihre eigene Hand; sie hätte nicht schleichen dürfen, auch nicht roth werden, das gute Gretchen! Nathanael und Gretchen waren jetzt so ganz eins. Ein Leib, eine Seele!
Wie sich das Paar benachbarter Freunde kreuzt' und segnete, das zur Hochzeit gebeten war, und wie der Prediger sagte: post festum! (nach dem Fest) kam, kann man sich leicht vorstellen. Hätte der Graf et Compagnie zusagen laßen; dann hätten wir den Tag zu- vor diese Freude nicht haben können. Mit dem Paar benachbarter Freunde hatt' es nichts zu bedeuten. Dieser Nachtag, dies Agio von Hochzeitfest, hatte drey Umstände, die ich außer dem, daß dreymahl mehr Eßen und dreymahl weniger Vergnügen herrschte, der Bemerkung werth halte. Die erste Denk- würdigkeit. Der Amtmann brachte sein Kleid
mir
der Amtmann, mit dem ich gepaart war, auf mich gewartet. Ich konnte nichts ſprechen, nicht einſt ein Wort zum Dank. Auf ſolch einen Tag, wie ſchoͤn ſchlaͤft es ſich! — Mein Schlaf war eine Entzuͤckung in den dritten Himmel. Es fiel keine Schaͤkerey den andern Morgen vor, keine Strohkranzrede. Die Frau Nathanael ſchlich ſich aus der Schlaf- kammer, und ich merkte, ſie ward roth auf ihre eigene Hand; ſie haͤtte nicht ſchleichen duͤrfen, auch nicht roth werden, das gute Gretchen! Nathanael und Gretchen waren jetzt ſo ganz eins. Ein Leib, eine Seele!
Wie ſich das Paar benachbarter Freunde kreuzt’ und ſegnete, das zur Hochzeit gebeten war, und wie der Prediger ſagte: poſt feſtum! (nach dem Feſt) kam, kann man ſich leicht vorſtellen. Haͤtte der Graf et Compagnie zuſagen laßen; dann haͤtten wir den Tag zu- vor dieſe Freude nicht haben koͤnnen. Mit dem Paar benachbarter Freunde hatt’ es nichts zu bedeuten. Dieſer Nachtag, dies Agio von Hochzeitfeſt, hatte drey Umſtaͤnde, die ich außer dem, daß dreymahl mehr Eßen und dreymahl weniger Vergnuͤgen herrſchte, der Bemerkung werth halte. Die erſte Denk- wuͤrdigkeit. Der Amtmann brachte ſein Kleid
mir
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der Amtmann, mit dem ich gepaart war, auf
mich gewartet. Ich konnte nichts ſprechen,
nicht einſt ein Wort zum Dank. Auf ſolch
einen Tag, wie ſchoͤn ſchlaͤft es ſich! — Mein
Schlaf war eine Entzuͤckung in den dritten
Himmel. Es fiel keine Schaͤkerey den andern
Morgen vor, keine Strohkranzrede. Die
Frau Nathanael ſchlich ſich aus der Schlaf-
kammer, und ich merkte, ſie ward roth auf
ihre eigene Hand; ſie haͤtte nicht ſchleichen
duͤrfen, auch nicht roth werden, das gute
Gretchen! Nathanael und Gretchen waren
jetzt ſo ganz eins. Ein Leib, eine Seele!
Wie ſich das Paar benachbarter Freunde
kreuzt’ und ſegnete, das zur Hochzeit gebeten
war, und wie der Prediger ſagte: poſt feſtum!
(nach dem Feſt) kam, kann man ſich leicht
vorſtellen. Haͤtte der Graf et Compagnie
zuſagen laßen; dann haͤtten wir den Tag zu-
vor dieſe Freude nicht haben koͤnnen. Mit
dem Paar benachbarter Freunde hatt’ es
nichts zu bedeuten. Dieſer Nachtag, dies
Agio von Hochzeitfeſt, hatte drey Umſtaͤnde,
die ich außer dem, daß dreymahl mehr Eßen
und dreymahl weniger Vergnuͤgen herrſchte,
der Bemerkung werth halte. Die erſte Denk-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/357>, abgerufen am 23.11.2024.
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