zum Vorschein kommen? Mehr, als in vie- len überdachten Beantwortungen gleich über- dachter Preisaufgaben! Wie selten ist der Mensch, Mensch, wie selten kann, wie selten darf ers seyn! o! wenn ers doch immer wä- re! -- Tausendmahl um Vergebung, sagte Herr v. W-- und Herrmann tausendmahl unterthänigst um Vergebung, wenn von Je- manden wo ein Schnack mit andern Umstän- den erzählt ward, als Herr v. W-- oder der schnackreiche alte Herr ihn zu wißen das Ver- gnügen hatten. Es hat ehegestern gefroren, sagt Herr v. G--, tausendmahl um Verge- bung, fällt Herr v. W-- ein, und der alte Herr nimmt sich die Erlaubnis, tausendmahl unterthänigst um Vergebung zu bitten. War- um tausendmahl, erwiederte Herr v. G--, ich sags einmal, und warum um Vergebung? Hats nicht gefroren; so sagen Ew. Hochwohl- gebohrnen und Hoch-Edlen: es hat nicht ge- froren. Hat es aber gefroren; so halt't bey- de das Maul! Mit der Vergebung bleibt mir in alle Wege vom Leibe. -- Vergebt eurem Schuldiger, wie Gott euch vergeben soll. So der brave v. G--. Mein Vater würde diesen Auftritt auf philosophische No- ten setzen, und sich also verlauten lassen: der
Mensch
zum Vorſchein kommen? Mehr, als in vie- len uͤberdachten Beantwortungen gleich uͤber- dachter Preisaufgaben! Wie ſelten iſt der Menſch, Menſch, wie ſelten kann, wie ſelten darf ers ſeyn! o! wenn ers doch immer waͤ- re! — Tauſendmahl um Vergebung, ſagte Herr v. W— und Herrmann tauſendmahl unterthaͤnigſt um Vergebung, wenn von Je- manden wo ein Schnack mit andern Umſtaͤn- den erzaͤhlt ward, als Herr v. W— oder der ſchnackreiche alte Herr ihn zu wißen das Ver- gnuͤgen hatten. Es hat ehegeſtern gefroren, ſagt Herr v. G—, tauſendmahl um Verge- bung, faͤllt Herr v. W— ein, und der alte Herr nimmt ſich die Erlaubnis, tauſendmahl unterthaͤnigſt um Vergebung zu bitten. War- um tauſendmahl, erwiederte Herr v. G—, ich ſags einmal, und warum um Vergebung? Hats nicht gefroren; ſo ſagen Ew. Hochwohl- gebohrnen und Hoch-Edlen: es hat nicht ge- froren. Hat es aber gefroren; ſo halt’t bey- de das Maul! Mit der Vergebung bleibt mir in alle Wege vom Leibe. — Vergebt eurem Schuldiger, wie Gott euch vergeben ſoll. So der brave v. G—. Mein Vater wuͤrde dieſen Auftritt auf philoſophiſche No- ten ſetzen, und ſich alſo verlauten laſſen: der
Menſch
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zum Vorſchein kommen? Mehr, als in vie-
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dachter Preisaufgaben! Wie ſelten iſt der
Menſch, Menſch, wie ſelten kann, wie ſelten
darf ers ſeyn! o! wenn ers doch immer waͤ-
re! — Tauſendmahl um Vergebung, ſagte
Herr v. W— und Herrmann tauſendmahl
unterthaͤnigſt um Vergebung, wenn von Je-
manden wo ein Schnack mit andern Umſtaͤn-
den erzaͤhlt ward, als Herr v. W— oder der
ſchnackreiche alte Herr ihn zu wißen das Ver-
gnuͤgen hatten. Es hat ehegeſtern gefroren,
ſagt Herr v. G—, tauſendmahl um Verge-
bung, faͤllt Herr v. W— ein, und der alte
Herr nimmt ſich die Erlaubnis, tauſendmahl
unterthaͤnigſt um Vergebung zu bitten. War-
um tauſendmahl, erwiederte Herr v. G—,
ich ſags einmal, und warum um Vergebung?
Hats nicht gefroren; ſo ſagen Ew. Hochwohl-
gebohrnen und Hoch-Edlen: es hat nicht ge-
froren. Hat es aber gefroren; ſo halt’t bey-
de das Maul! Mit der Vergebung bleibt
mir in alle Wege vom Leibe. — Vergebt
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ſoll. So der brave v. G—. Mein Vater
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/308>, abgerufen am 22.11.2024.
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