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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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gebeten. Zwar hätt' er diese Tage für Fest-
tage ansehen, und von selbst gehen sollen;
allein dieser Entschluß, wenn er gleich zuwei-
len wollte, konnte nicht aufkommen. Gret-
chens Bruder, der voll von seinem Weibe
war, und der seinen leiblichen Bruder drüber
in den Tod vergessen hätte, besuchte zwar
Hansen, seinen alten guten Freund; indessen
war es nur so beyläufig. Hans, der ein-
mahl ins Auslegen gekommen war, deutet'
alles zu seinem Nachtheil. Das schöne Wet-
ter schien ihm als von Gretchen bestellt, um
mit ihrer Schwägerin Bruder spazieren zu
gehen, und auch der Regen gehörte auf ihre
Rechnung; damit sie ungestörter mit ihm lie-
ben konnte, regnet' es. Sieh! dacht' er:
auch selbst von der Natur will sich die Unge-
treue und ihr Liebling nicht einst stören lassen.
In diesen Vorstellungen vergiengen einige
Tage, die Hansen in der Höll und Quaal nicht
hätten wärmer seyn können. Nun sehnte er
sich nach Gretchen, nicht, um von ihr diese
Räthsel lösen zu laßen, sondern ihr Vorwürfe
zu machen, und ihr das Gütchen wieder zurück-
zugeben, das er von ihr erhalten, und eben
nun begegnete ihm Gretchens Vater, der ihn
bey der Hand nahm und zum Abend einlud.

Wo

gebeten. Zwar haͤtt’ er dieſe Tage fuͤr Feſt-
tage anſehen, und von ſelbſt gehen ſollen;
allein dieſer Entſchluß, wenn er gleich zuwei-
len wollte, konnte nicht aufkommen. Gret-
chens Bruder, der voll von ſeinem Weibe
war, und der ſeinen leiblichen Bruder druͤber
in den Tod vergeſſen haͤtte, beſuchte zwar
Hanſen, ſeinen alten guten Freund; indeſſen
war es nur ſo beylaͤufig. Hans, der ein-
mahl ins Auslegen gekommen war, deutet’
alles zu ſeinem Nachtheil. Das ſchoͤne Wet-
ter ſchien ihm als von Gretchen beſtellt, um
mit ihrer Schwaͤgerin Bruder ſpazieren zu
gehen, und auch der Regen gehoͤrte auf ihre
Rechnung; damit ſie ungeſtoͤrter mit ihm lie-
ben konnte, regnet’ es. Sieh! dacht’ er:
auch ſelbſt von der Natur will ſich die Unge-
treue und ihr Liebling nicht einſt ſtoͤren laſſen.
In dieſen Vorſtellungen vergiengen einige
Tage, die Hanſen in der Hoͤll und Quaal nicht
haͤtten waͤrmer ſeyn koͤnnen. Nun ſehnte er
ſich nach Gretchen, nicht, um von ihr dieſe
Raͤthſel loͤſen zu laßen, ſondern ihr Vorwuͤrfe
zu machen, und ihr das Guͤtchen wieder zuruͤck-
zugeben, das er von ihr erhalten, und eben
nun begegnete ihm Gretchens Vater, der ihn
bey der Hand nahm und zum Abend einlud.

Wo
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[286/0292] gebeten. Zwar haͤtt’ er dieſe Tage fuͤr Feſt- tage anſehen, und von ſelbſt gehen ſollen; allein dieſer Entſchluß, wenn er gleich zuwei- len wollte, konnte nicht aufkommen. Gret- chens Bruder, der voll von ſeinem Weibe war, und der ſeinen leiblichen Bruder druͤber in den Tod vergeſſen haͤtte, beſuchte zwar Hanſen, ſeinen alten guten Freund; indeſſen war es nur ſo beylaͤufig. Hans, der ein- mahl ins Auslegen gekommen war, deutet’ alles zu ſeinem Nachtheil. Das ſchoͤne Wet- ter ſchien ihm als von Gretchen beſtellt, um mit ihrer Schwaͤgerin Bruder ſpazieren zu gehen, und auch der Regen gehoͤrte auf ihre Rechnung; damit ſie ungeſtoͤrter mit ihm lie- ben konnte, regnet’ es. Sieh! dacht’ er: auch ſelbſt von der Natur will ſich die Unge- treue und ihr Liebling nicht einſt ſtoͤren laſſen. In dieſen Vorſtellungen vergiengen einige Tage, die Hanſen in der Hoͤll und Quaal nicht haͤtten waͤrmer ſeyn koͤnnen. Nun ſehnte er ſich nach Gretchen, nicht, um von ihr dieſe Raͤthſel loͤſen zu laßen, ſondern ihr Vorwuͤrfe zu machen, und ihr das Guͤtchen wieder zuruͤck- zugeben, das er von ihr erhalten, und eben nun begegnete ihm Gretchens Vater, der ihn bey der Hand nahm und zum Abend einlud. Wo

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/292>, abgerufen am 23.11.2024.