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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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ich auch mit meiner Mine auf dem unver-
zäunten Hauptkirchhofe. O hier ist gut seyn!
Man kann sich auf diesem Kirchhofe kaum
des Gedankens erwehren, daß die Abgeschie-
denen hier im Mondenschein sich regen und
bewegen, wie meine Mutter sich ausdrücken
würde.

Der Todtengräber dieses Sprengels woh-
net ohnweit dem Kirchhofe; sein Hauptfen-
ster gehet hinein. Da er mich unfehlbar mit
Einem Gesichte, worauf Tod und Begräbnis
deutlich zu lesen war, herumwanken und Stell'
und Ort suchen sahe, kam er mit einer eiser-
nen Stange zum Vorschein, und fragte mich,
was mein Begehren sey? Die eiserne Stan-
ge diente ihm beym Grabmachen, um zu ver-
suchen, ob auch tief genug, ohne einem fri-
schen Sarge zu nahe zu kommen, gegraben
werden konnte. Ich kann den Kirchhof em-
pfehlen, wenn es was zu begraben giebt,
fieng er zu mir an. Wie sehr überraschte mich
der Todtengräber mit seiner Stange und sei-
ner Frage! Ich erwiedert' ihm mit schwerem
Herzen, daß ich ein Liebhaber von Kirchhöfen
wäre, und eben einen getroffen hätte, der mir
sehr gefiel. Sie sind nicht der erste, der die-
sen Kirchhof schön findet. Der Graf v --

besucht'

ich auch mit meiner Mine auf dem unver-
zaͤunten Hauptkirchhofe. O hier iſt gut ſeyn!
Man kann ſich auf dieſem Kirchhofe kaum
des Gedankens erwehren, daß die Abgeſchie-
denen hier im Mondenſchein ſich regen und
bewegen, wie meine Mutter ſich ausdruͤcken
wuͤrde.

Der Todtengraͤber dieſes Sprengels woh-
net ohnweit dem Kirchhofe; ſein Hauptfen-
ſter gehet hinein. Da er mich unfehlbar mit
Einem Geſichte, worauf Tod und Begraͤbnis
deutlich zu leſen war, herumwanken und Stell’
und Ort ſuchen ſahe, kam er mit einer eiſer-
nen Stange zum Vorſchein, und fragte mich,
was mein Begehren ſey? Die eiſerne Stan-
ge diente ihm beym Grabmachen, um zu ver-
ſuchen, ob auch tief genug, ohne einem fri-
ſchen Sarge zu nahe zu kommen, gegraben
werden konnte. Ich kann den Kirchhof em-
pfehlen, wenn es was zu begraben giebt,
fieng er zu mir an. Wie ſehr uͤberraſchte mich
der Todtengraͤber mit ſeiner Stange und ſei-
ner Frage! Ich erwiedert’ ihm mit ſchwerem
Herzen, daß ich ein Liebhaber von Kirchhoͤfen
waͤre, und eben einen getroffen haͤtte, der mir
ſehr gefiel. Sie ſind nicht der erſte, der die-
ſen Kirchhof ſchoͤn findet. Der Graf v —

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[267/0273] ich auch mit meiner Mine auf dem unver- zaͤunten Hauptkirchhofe. O hier iſt gut ſeyn! Man kann ſich auf dieſem Kirchhofe kaum des Gedankens erwehren, daß die Abgeſchie- denen hier im Mondenſchein ſich regen und bewegen, wie meine Mutter ſich ausdruͤcken wuͤrde. Der Todtengraͤber dieſes Sprengels woh- net ohnweit dem Kirchhofe; ſein Hauptfen- ſter gehet hinein. Da er mich unfehlbar mit Einem Geſichte, worauf Tod und Begraͤbnis deutlich zu leſen war, herumwanken und Stell’ und Ort ſuchen ſahe, kam er mit einer eiſer- nen Stange zum Vorſchein, und fragte mich, was mein Begehren ſey? Die eiſerne Stan- ge diente ihm beym Grabmachen, um zu ver- ſuchen, ob auch tief genug, ohne einem fri- ſchen Sarge zu nahe zu kommen, gegraben werden konnte. Ich kann den Kirchhof em- pfehlen, wenn es was zu begraben giebt, fieng er zu mir an. Wie ſehr uͤberraſchte mich der Todtengraͤber mit ſeiner Stange und ſei- ner Frage! Ich erwiedert’ ihm mit ſchwerem Herzen, daß ich ein Liebhaber von Kirchhoͤfen waͤre, und eben einen getroffen haͤtte, der mir ſehr gefiel. Sie ſind nicht der erſte, der die- ſen Kirchhof ſchoͤn findet. Der Graf v — beſucht’

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/273>, abgerufen am 23.11.2024.