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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Zur Erkenntlichkeit versah mich der Pre-
diger mit einigen Zügen vom Grafen -- aus
seiner Vorrathskammer, womit ich meine Le-
ser versehen will. Die lezte Hand --

Der Graf rechnete mit seinen Pächtern
und Verwaltern jedesmahl die Woche vom
neunten bis zehnten Sonntag nach Trinita-
tis. Am neunten Sonntage nach Trinitatis
wird von dem ungerechten Haushalter gepre-
digt, am zehnten von Jerusalems Zerstö-
rung. Der Graf ist nie von seinen Haus-
haltern betrogen.

Wenn er in die Kirche kommt, wird er
mit Geläute eingehohlet. So wirds klingen,
sagt der Graf, wenn sie mich werden heim-
führen aus diesem Elend, Kyrie eleyson.

Zu seinen Kirchenabgaben, wozu auch
das Predigtamt gehört, hält er seine besondre
Sonn- und Festtage. Er berichtigte sie dop-
pelt, nur nicht, wenn Quatember roth im
Calender steht, sondern Z. E. am sechszehnten
Sonntage nach Trinitatis, wo man der Witt-
we Sohn aus Nain trägt, am ersten Sonn-
tage nach Trinitatis, wo vom reichen Mann
und armen Lazarus geprediget wird. Solche
Evangelien muß man eindrücklich machen,
sagte der Graf.

Am

Zur Erkenntlichkeit verſah mich der Pre-
diger mit einigen Zuͤgen vom Grafen — aus
ſeiner Vorrathskammer, womit ich meine Le-
ſer verſehen will. Die lezte Hand —

Der Graf rechnete mit ſeinen Paͤchtern
und Verwaltern jedesmahl die Woche vom
neunten bis zehnten Sonntag nach Trinita-
tis. Am neunten Sonntage nach Trinitatis
wird von dem ungerechten Haushalter gepre-
digt, am zehnten von Jeruſalems Zerſtoͤ-
rung. Der Graf iſt nie von ſeinen Haus-
haltern betrogen.

Wenn er in die Kirche kommt, wird er
mit Gelaͤute eingehohlet. So wirds klingen,
ſagt der Graf, wenn ſie mich werden heim-
fuͤhren aus dieſem Elend, Kyrie eleyſon.

Zu ſeinen Kirchenabgaben, wozu auch
das Predigtamt gehoͤrt, haͤlt er ſeine beſondre
Sonn- und Feſttage. Er berichtigte ſie dop-
pelt, nur nicht, wenn Quatember roth im
Calender ſteht, ſondern Z. E. am ſechszehnten
Sonntage nach Trinitatis, wo man der Witt-
we Sohn aus Nain traͤgt, am erſten Sonn-
tage nach Trinitatis, wo vom reichen Mann
und armen Lazarus geprediget wird. Solche
Evangelien muß man eindruͤcklich machen,
ſagte der Graf.

Am
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[235/0241] Zur Erkenntlichkeit verſah mich der Pre- diger mit einigen Zuͤgen vom Grafen — aus ſeiner Vorrathskammer, womit ich meine Le- ſer verſehen will. Die lezte Hand — Der Graf rechnete mit ſeinen Paͤchtern und Verwaltern jedesmahl die Woche vom neunten bis zehnten Sonntag nach Trinita- tis. Am neunten Sonntage nach Trinitatis wird von dem ungerechten Haushalter gepre- digt, am zehnten von Jeruſalems Zerſtoͤ- rung. Der Graf iſt nie von ſeinen Haus- haltern betrogen. Wenn er in die Kirche kommt, wird er mit Gelaͤute eingehohlet. So wirds klingen, ſagt der Graf, wenn ſie mich werden heim- fuͤhren aus dieſem Elend, Kyrie eleyſon. Zu ſeinen Kirchenabgaben, wozu auch das Predigtamt gehoͤrt, haͤlt er ſeine beſondre Sonn- und Feſttage. Er berichtigte ſie dop- pelt, nur nicht, wenn Quatember roth im Calender ſteht, ſondern Z. E. am ſechszehnten Sonntage nach Trinitatis, wo man der Witt- we Sohn aus Nain traͤgt, am erſten Sonn- tage nach Trinitatis, wo vom reichen Mann und armen Lazarus geprediget wird. Solche Evangelien muß man eindruͤcklich machen, ſagte der Graf. Am

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/241>, abgerufen am 23.11.2024.