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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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dungen bey; indessen konnt er zuweilen nicht
umhin, eine Stöhrung zu machen, wenn wir uns
Minens lezte Lebenstage ins Herz hineinmahl-
ten, einbildhauten. Da galt es denn den
Stuhl, auf dem Mine am liebsten gesessen,
jeden Ort, wo sie an mich gedacht, wo sie voll
Hofnung mich zu sprechen gewesen -- wo ihr
diese Hofnung den Dienst aufgesagt, wo sie diese
Schwäche empfunden, mit dem rechten Arm ih-
ren Kopf gestützt, und sich Gott ergeben, wo --

Eben öfneten mir diese Erinnerungen
Thür und Thor. -- Nur Ein Wort, nur
ein Sterbenswort von Minen, fieng ich an,
wie glücklich hätt es mich gemacht! und der
Prediger" was den Druck betrift "Er that, als
ob es eine Antwort auf unser Seelenringen
wäre" was den Druck betrift; er sey nicht
kostbar; allein rein, so wie jeder Anzug. Ei-
ne gute Wäsche ist bei mir mehr, als Gold
und Silberbesatz. In dem Stück bin ich sehr
für die Engländer und Holländer. Fast scheint
es, saubre Wäsche und gut Papier wären
nicht so weit aus einander. Beyde Rationen,
saubre Wäsche und sauber Papier. Ist das
Papier gut, ist viel gut"

Dergleichen Eingriffe waren was gewöhn-
liches, und damit meine Leser den Hauptein-

grif
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dungen bey; indeſſen konnt er zuweilen nicht
umhin, eine Stoͤhrung zu machen, wenn wir uns
Minens lezte Lebenstage ins Herz hineinmahl-
ten, einbildhauten. Da galt es denn den
Stuhl, auf dem Mine am liebſten geſeſſen,
jeden Ort, wo ſie an mich gedacht, wo ſie voll
Hofnung mich zu ſprechen geweſen — wo ihr
dieſe Hofnung den Dienſt aufgeſagt, wo ſie dieſe
Schwaͤche empfunden, mit dem rechten Arm ih-
ren Kopf geſtuͤtzt, und ſich Gott ergeben, wo —

Eben oͤfneten mir dieſe Erinnerungen
Thuͤr und Thor. — Nur Ein Wort, nur
ein Sterbenswort von Minen, fieng ich an,
wie gluͤcklich haͤtt es mich gemacht! und der
Prediger„ was den Druck betrift „Er that, als
ob es eine Antwort auf unſer Seelenringen
waͤre„ was den Druck betrift; er ſey nicht
koſtbar; allein rein, ſo wie jeder Anzug. Ei-
ne gute Waͤſche iſt bei mir mehr, als Gold
und Silberbeſatz. In dem Stuͤck bin ich ſehr
fuͤr die Englaͤnder und Hollaͤnder. Faſt ſcheint
es, ſaubre Waͤſche und gut Papier waͤren
nicht ſo weit aus einander. Beyde Rationen,
ſaubre Waͤſche und ſauber Papier. Iſt das
Papier gut, iſt viel gut„

Dergleichen Eingriffe waren was gewoͤhn-
liches, und damit meine Leſer den Hauptein-

grif
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[7/0013] dungen bey; indeſſen konnt er zuweilen nicht umhin, eine Stoͤhrung zu machen, wenn wir uns Minens lezte Lebenstage ins Herz hineinmahl- ten, einbildhauten. Da galt es denn den Stuhl, auf dem Mine am liebſten geſeſſen, jeden Ort, wo ſie an mich gedacht, wo ſie voll Hofnung mich zu ſprechen geweſen — wo ihr dieſe Hofnung den Dienſt aufgeſagt, wo ſie dieſe Schwaͤche empfunden, mit dem rechten Arm ih- ren Kopf geſtuͤtzt, und ſich Gott ergeben, wo — Eben oͤfneten mir dieſe Erinnerungen Thuͤr und Thor. — Nur Ein Wort, nur ein Sterbenswort von Minen, fieng ich an, wie gluͤcklich haͤtt es mich gemacht! und der Prediger„ was den Druck betrift „Er that, als ob es eine Antwort auf unſer Seelenringen waͤre„ was den Druck betrift; er ſey nicht koſtbar; allein rein, ſo wie jeder Anzug. Ei- ne gute Waͤſche iſt bei mir mehr, als Gold und Silberbeſatz. In dem Stuͤck bin ich ſehr fuͤr die Englaͤnder und Hollaͤnder. Faſt ſcheint es, ſaubre Waͤſche und gut Papier waͤren nicht ſo weit aus einander. Beyde Rationen, ſaubre Waͤſche und ſauber Papier. Iſt das Papier gut, iſt viel gut„ Dergleichen Eingriffe waren was gewoͤhn- liches, und damit meine Leſer den Hauptein- grif A 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/13>, abgerufen am 29.03.2024.