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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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daß sie sich nicht ferner Laune zueignen könnte.
Wer Laune hat, fügt' er hinzu, muß un-
term Barte lachen, wenn von einer guten
Laune die Red' ist: obwohl bey jeder Laune
wenigstens ein Zug vom Lachen unterm
Barte, zur Ehre des Lachens, sich hervor-
schleicht, oder durchbricht, wenn es gleich
stock finster auf dem Gesicht ist. -- Un-
term Barte lachen, sagte die Frau v. G.
mit einem Veränderungszeichen!

Naif aber, meine gnädige Frau, sind
Sie -- der Herr v. G. bückte sich gegen die
Frau v. W. Sie wieder -- ihr Mann aus
Höflichkeit auch; die Frau v. G. hatte heut'
ihren guten Tag. -- Ein launigtes Weib,
fuhr Herr v. G. fort, würd' ein Weib mit
einem Barte heißen, und also setzt er hin-
zu -- --

Daß es verschiedene Arten von Laune
giebt, sahen wir gestern, sagte Herr v. G.
Nachdem die Feste sind, erwiederte Herr v.
W. Je nachdem, fuhr Herr v. G. fort,
je nachdem ein kluger Mensch Ding' ansieht,
je nachdem sehen sie ihn wieder an. Die
Vorstellung von Glück und Unglück kommt
nicht von den Dingen in der Welt, sondern

von

daß ſie ſich nicht ferner Laune zueignen koͤnnte.
Wer Laune hat, fuͤgt’ er hinzu, muß un-
term Barte lachen, wenn von einer guten
Laune die Red’ iſt: obwohl bey jeder Laune
wenigſtens ein Zug vom Lachen unterm
Barte, zur Ehre des Lachens, ſich hervor-
ſchleicht, oder durchbricht, wenn es gleich
ſtock finſter auf dem Geſicht iſt. — Un-
term Barte lachen, ſagte die Frau v. G.
mit einem Veraͤnderungszeichen!

Naif aber, meine gnaͤdige Frau, ſind
Sie — der Herr v. G. buͤckte ſich gegen die
Frau v. W. Sie wieder — ihr Mann aus
Hoͤflichkeit auch; die Frau v. G. hatte heut’
ihren guten Tag. — Ein launigtes Weib,
fuhr Herr v. G. fort, wuͤrd’ ein Weib mit
einem Barte heißen, und alſo ſetzt er hin-
zu — —

Daß es verſchiedene Arten von Laune
giebt, ſahen wir geſtern, ſagte Herr v. G.
Nachdem die Feſte ſind, erwiederte Herr v.
W. Je nachdem, fuhr Herr v. G. fort,
je nachdem ein kluger Menſch Ding’ anſieht,
je nachdem ſehen ſie ihn wieder an. Die
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[68/0074] daß ſie ſich nicht ferner Laune zueignen koͤnnte. Wer Laune hat, fuͤgt’ er hinzu, muß un- term Barte lachen, wenn von einer guten Laune die Red’ iſt: obwohl bey jeder Laune wenigſtens ein Zug vom Lachen unterm Barte, zur Ehre des Lachens, ſich hervor- ſchleicht, oder durchbricht, wenn es gleich ſtock finſter auf dem Geſicht iſt. — Un- term Barte lachen, ſagte die Frau v. G. mit einem Veraͤnderungszeichen! Naif aber, meine gnaͤdige Frau, ſind Sie — der Herr v. G. buͤckte ſich gegen die Frau v. W. Sie wieder — ihr Mann aus Hoͤflichkeit auch; die Frau v. G. hatte heut’ ihren guten Tag. — Ein launigtes Weib, fuhr Herr v. G. fort, wuͤrd’ ein Weib mit einem Barte heißen, und alſo ſetzt er hin- zu — — Daß es verſchiedene Arten von Laune giebt, ſahen wir geſtern, ſagte Herr v. G. Nachdem die Feſte ſind, erwiederte Herr v. W. Je nachdem, fuhr Herr v. G. fort, je nachdem ein kluger Menſch Ding’ anſieht, je nachdem ſehen ſie ihn wieder an. Die Vorſtellung von Gluͤck und Ungluͤck kommt nicht von den Dingen in der Welt, ſondern von

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/74>, abgerufen am 27.04.2024.