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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Ketten? Warum fahren nicht kalte Schauer
kreuzweis durch seine Seele? Warum schrey-
en nicht Eulen, wenn er des Abends nach fri-
scher Luft schnapt? Und warum verscheucht
sich nicht sein Pferd vor einer Erscheinung,
und wirft ihn herab auf ebenem Wege?
Warum schlägt es nicht an sein Fenster mit
Fäusten an, damit wenn er wer da! rufet,
er nichts als ein Schatten von der Seite
wegziehen sähe? Warum klirrt und klarrt,
knistert und knastet es nicht in seinem Zim-
mer, obgleich alles rings herum altes reif
ausgeerocknetes Holz ist, als wolt' es in die
Wort' ausbrechen: Mörder, Mörder! --
Wundert euch des nicht, meine Lieben, sagte
der Pastor gar eben, daß das alles nicht ge-
schieht, Anne hat ihm verziehen, eben weil
sie ein Engel ist! -- Wenn sich die Menschen
dem Teufel ergeben, läßt der Teufel sie seine
Knechtsjahre ungestört. -- Des Teufels
Knechte sind fast immer vornehme Herren --
allein wenn die Contraktsjahr' aus sind --

Die Gemeine schlug sich ein Kreuz, und
alles betete:

"Für den Teufel uns bewahr!"

Zwar
Q q 4

Ketten? Warum fahren nicht kalte Schauer
kreuzweis durch ſeine Seele? Warum ſchrey-
en nicht Eulen, wenn er des Abends nach fri-
ſcher Luft ſchnapt? Und warum verſcheucht
ſich nicht ſein Pferd vor einer Erſcheinung,
und wirft ihn herab auf ebenem Wege?
Warum ſchlaͤgt es nicht an ſein Fenſter mit
Faͤuſten an, damit wenn er wer da! rufet,
er nichts als ein Schatten von der Seite
wegziehen ſaͤhe? Warum klirrt und klarrt,
kniſtert und knaſtet es nicht in ſeinem Zim-
mer, obgleich alles rings herum altes reif
ausgeerocknetes Holz iſt, als wolt’ es in die
Wort’ ausbrechen: Moͤrder, Moͤrder! —
Wundert euch des nicht, meine Lieben, ſagte
der Paſtor gar eben, daß das alles nicht ge-
ſchieht, Anne hat ihm verziehen, eben weil
ſie ein Engel iſt! — Wenn ſich die Menſchen
dem Teufel ergeben, laͤßt der Teufel ſie ſeine
Knechtsjahre ungeſtoͤrt. — Des Teufels
Knechte ſind faſt immer vornehme Herren —
allein wenn die Contraktsjahr’ aus ſind —

Die Gemeine ſchlug ſich ein Kreuz, und
alles betete:

„Fuͤr den Teufel uns bewahr!„

Zwar
Q q 4
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[615/0627] Ketten? Warum fahren nicht kalte Schauer kreuzweis durch ſeine Seele? Warum ſchrey- en nicht Eulen, wenn er des Abends nach fri- ſcher Luft ſchnapt? Und warum verſcheucht ſich nicht ſein Pferd vor einer Erſcheinung, und wirft ihn herab auf ebenem Wege? Warum ſchlaͤgt es nicht an ſein Fenſter mit Faͤuſten an, damit wenn er wer da! rufet, er nichts als ein Schatten von der Seite wegziehen ſaͤhe? Warum klirrt und klarrt, kniſtert und knaſtet es nicht in ſeinem Zim- mer, obgleich alles rings herum altes reif ausgeerocknetes Holz iſt, als wolt’ es in die Wort’ ausbrechen: Moͤrder, Moͤrder! — Wundert euch des nicht, meine Lieben, ſagte der Paſtor gar eben, daß das alles nicht ge- ſchieht, Anne hat ihm verziehen, eben weil ſie ein Engel iſt! — Wenn ſich die Menſchen dem Teufel ergeben, laͤßt der Teufel ſie ſeine Knechtsjahre ungeſtoͤrt. — Des Teufels Knechte ſind faſt immer vornehme Herren — allein wenn die Contraktsjahr’ aus ſind — Die Gemeine ſchlug ſich ein Kreuz, und alles betete: „Fuͤr den Teufel uns bewahr!„ Zwar Q q 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/627>, abgerufen am 24.11.2024.