bemosten Stein legen. Solch ein Kopfküs- sen geziemt ihm. Kommt, laßt uns seinen Leib auf eine schöne Wiese tragen, und den Blutstropfen nicht auswaschen, der auf un- ser Kleid fält. Es ist edles Blut. Der Staub soll sich nicht drinn betrinken. Du, grasreiche Wiese! Lager für Helden! Du verstehst diesen Trank, du trägst Blumen für Helden, womit sie bekränzet werden, wenn sie den Frieden auf schwarz gewordenen Hän- den heimtragen. -- Er richtet sich auf! Kein Ach! Das kann kein Held aussprechen! Was ists dann, was? Seine Zung' ist ge- lähmt, er kann nicht mehr, er wolte -- -- Sieg. Krieger! Die Deinen haben gesiegt: ha! wie er lächelt! Seht ihn, den Großen! Eh' euch Engel verdrängen, denn die müssen zu solch einem Anblick herabstürzen, sie ha- ben solcher nicht viel. Sieg! Held! Sieg! Gott, so ein leichtes Wort kann er nicht mehr aussprechen. Gern wolt' ers! aber hören kann ers! Schreyt, Brüder: Sieg! Sieg! Er lächelt wieder und -- stirbt. O glückli- cher Halm! O glücklichster, auf den der lezte Tropfen fiel, auf den er noch warmes Blut thaute! Wie schnell wirst du wachsen und alles übersehen, was rings um dich steht,
und
bemoſten Stein legen. Solch ein Kopfkuͤſ- ſen geziemt ihm. Kommt, laßt uns ſeinen Leib auf eine ſchoͤne Wieſe tragen, und den Blutstropfen nicht auswaſchen, der auf un- ſer Kleid faͤlt. Es iſt edles Blut. Der Staub ſoll ſich nicht drinn betrinken. Du, grasreiche Wieſe! Lager fuͤr Helden! Du verſtehſt dieſen Trank, du traͤgſt Blumen fuͤr Helden, womit ſie bekraͤnzet werden, wenn ſie den Frieden auf ſchwarz gewordenen Haͤn- den heimtragen. — Er richtet ſich auf! Kein Ach! Das kann kein Held ausſprechen! Was iſts dann, was? Seine Zung’ iſt ge- laͤhmt, er kann nicht mehr, er wolte — — Sieg. Krieger! Die Deinen haben geſiegt: ha! wie er laͤchelt! Seht ihn, den Großen! Eh’ euch Engel verdraͤngen, denn die muͤſſen zu ſolch einem Anblick herabſtuͤrzen, ſie ha- ben ſolcher nicht viel. Sieg! Held! Sieg! Gott, ſo ein leichtes Wort kann er nicht mehr ausſprechen. Gern wolt’ ers! aber hoͤren kann ers! Schreyt, Bruͤder: Sieg! Sieg! Er laͤchelt wieder und — ſtirbt. O gluͤckli- cher Halm! O gluͤcklichſter, auf den der lezte Tropfen fiel, auf den er noch warmes Blut thaute! Wie ſchnell wirſt du wachſen und alles uͤberſehen, was rings um dich ſteht,
und
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bemoſten Stein legen. Solch ein Kopfkuͤſ-
ſen geziemt ihm. Kommt, laßt uns ſeinen
Leib auf eine ſchoͤne Wieſe tragen, und den
Blutstropfen nicht auswaſchen, der auf un-
ſer Kleid faͤlt. Es iſt edles Blut. Der
Staub ſoll ſich nicht drinn betrinken. Du,
grasreiche Wieſe! Lager fuͤr Helden! Du
verſtehſt dieſen Trank, du traͤgſt Blumen fuͤr
Helden, womit ſie bekraͤnzet werden, wenn
ſie den Frieden auf ſchwarz gewordenen Haͤn-
den heimtragen. — Er richtet ſich auf!
Kein Ach! Das kann kein Held ausſprechen!
Was iſts dann, was? Seine Zung’ iſt ge-
laͤhmt, er kann nicht mehr, er wolte — —
Sieg. Krieger! Die Deinen haben geſiegt:
ha! wie er laͤchelt! Seht ihn, den Großen!
Eh’ euch Engel verdraͤngen, denn die muͤſſen
zu ſolch einem Anblick herabſtuͤrzen, ſie ha-
ben ſolcher nicht viel. Sieg! Held! Sieg!
Gott, ſo ein leichtes Wort kann er nicht mehr
ausſprechen. Gern wolt’ ers! aber hoͤren
kann ers! Schreyt, Bruͤder: Sieg! Sieg!
Er laͤchelt wieder und — ſtirbt. O gluͤckli-
cher Halm! O gluͤcklichſter, auf den der
lezte Tropfen fiel, auf den er noch warmes
Blut thaute! Wie ſchnell wirſt du wachſen
und alles uͤberſehen, was rings um dich ſteht,
und
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/594>, abgerufen am 22.11.2024.
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