meinem lezten Todesstoß, bey meinem lezten warmen Hauch -- dich zu seiner Zeit ehe- lich zu verbinden! Gott segne dein Weib und die Kinder, die sie dir schenken wird! Wir sind geschieden! Gott hat uns verbunden und geschieden; der Tod bringt uns den Scheidebrief. Von diesem Augenblick an, da ich dieses schreibe, bist du nicht mehr mein Mann! Das leztemal nenn' ich dich meinen Mann, o Gott, das leztemal! -- und von diesem leztenmal bist du nicht der Meinige, sondern der Mann deines künftigen Weibes. Wenn dir ein Sohn stirbt, schreckliche Ahn- dung! sey er mein, in der andern Welt -- ich will mich mit ihm verbinden, wie sich Engel Gottes verbinden, und deine himmlische Schwiegertochter werden. Da kommen dir dann und deinem künftigen Weib' entgegen, ich, meine Mutter, dein Sohn -- und lehren dich in der Stadt Gottes die Häuser kennen. Halleluja! Halleluja! Amen! --
Ich bat Gott um einen Engel, mit Stärkung aus seiner Höhe; er sandte mir sei- nen Knecht auf Erden, die auch des Herrn ist. Er ließ mich essen aus seiner Hand, und trinken aus seinem Becher. Es ist bey wei- tem nicht dein Vater; allein er ist auch ein
treu-
meinem lezten Todesſtoß, bey meinem lezten warmen Hauch — dich zu ſeiner Zeit ehe- lich zu verbinden! Gott ſegne dein Weib und die Kinder, die ſie dir ſchenken wird! Wir ſind geſchieden! Gott hat uns verbunden und geſchieden; der Tod bringt uns den Scheidebrief. Von dieſem Augenblick an, da ich dieſes ſchreibe, biſt du nicht mehr mein Mann! Das leztemal nenn’ ich dich meinen Mann, o Gott, das leztemal! — und von dieſem leztenmal biſt du nicht der Meinige, ſondern der Mann deines kuͤnftigen Weibes. Wenn dir ein Sohn ſtirbt, ſchreckliche Ahn- dung! ſey er mein, in der andern Welt — ich will mich mit ihm verbinden, wie ſich Engel Gottes verbinden, und deine himmliſche Schwiegertochter werden. Da kommen dir dann und deinem kuͤnftigen Weib’ entgegen, ich, meine Mutter, dein Sohn — und lehren dich in der Stadt Gottes die Haͤuſer kennen. Halleluja! Halleluja! Amen! —
Ich bat Gott um einen Engel, mit Staͤrkung aus ſeiner Hoͤhe; er ſandte mir ſei- nen Knecht auf Erden, die auch des Herrn iſt. Er ließ mich eſſen aus ſeiner Hand, und trinken aus ſeinem Becher. Es iſt bey wei- tem nicht dein Vater; allein er iſt auch ein
treu-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0550"n="538"/>
meinem lezten Todesſtoß, bey meinem lezten<lb/>
warmen Hauch — dich zu ſeiner Zeit ehe-<lb/>
lich zu verbinden! Gott ſegne dein Weib<lb/>
und die Kinder, die ſie dir ſchenken wird!<lb/>
Wir ſind geſchieden! Gott hat uns verbunden<lb/>
und geſchieden; der Tod bringt uns den<lb/>
Scheidebrief. Von dieſem Augenblick an,<lb/>
da ich dieſes ſchreibe, biſt du nicht mehr mein<lb/>
Mann! Das leztemal nenn’ ich dich meinen<lb/>
Mann, o Gott, das leztemal! — und von<lb/>
dieſem leztenmal biſt du nicht der Meinige,<lb/>ſondern der Mann deines kuͤnftigen Weibes.<lb/>
Wenn dir ein Sohn ſtirbt, ſchreckliche Ahn-<lb/>
dung! ſey er mein, in der andern Welt —<lb/>
ich will mich mit ihm verbinden, wie ſich Engel<lb/>
Gottes verbinden, und deine himmliſche<lb/>
Schwiegertochter werden. Da kommen dir<lb/>
dann und deinem kuͤnftigen Weib’ entgegen,<lb/>
ich, meine Mutter, dein Sohn — und<lb/>
lehren dich in der Stadt Gottes die Haͤuſer<lb/>
kennen. Halleluja! Halleluja! Amen! —</p><lb/><p>Ich bat Gott um einen Engel, mit<lb/>
Staͤrkung aus ſeiner Hoͤhe; er ſandte mir ſei-<lb/>
nen Knecht auf Erden, die auch des Herrn<lb/>
iſt. Er ließ mich eſſen aus ſeiner Hand, und<lb/>
trinken aus ſeinem Becher. Es iſt bey wei-<lb/>
tem nicht dein Vater; allein er iſt auch ein<lb/><fwplace="bottom"type="catch">treu-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[538/0550]
meinem lezten Todesſtoß, bey meinem lezten
warmen Hauch — dich zu ſeiner Zeit ehe-
lich zu verbinden! Gott ſegne dein Weib
und die Kinder, die ſie dir ſchenken wird!
Wir ſind geſchieden! Gott hat uns verbunden
und geſchieden; der Tod bringt uns den
Scheidebrief. Von dieſem Augenblick an,
da ich dieſes ſchreibe, biſt du nicht mehr mein
Mann! Das leztemal nenn’ ich dich meinen
Mann, o Gott, das leztemal! — und von
dieſem leztenmal biſt du nicht der Meinige,
ſondern der Mann deines kuͤnftigen Weibes.
Wenn dir ein Sohn ſtirbt, ſchreckliche Ahn-
dung! ſey er mein, in der andern Welt —
ich will mich mit ihm verbinden, wie ſich Engel
Gottes verbinden, und deine himmliſche
Schwiegertochter werden. Da kommen dir
dann und deinem kuͤnftigen Weib’ entgegen,
ich, meine Mutter, dein Sohn — und
lehren dich in der Stadt Gottes die Haͤuſer
kennen. Halleluja! Halleluja! Amen! —
Ich bat Gott um einen Engel, mit
Staͤrkung aus ſeiner Hoͤhe; er ſandte mir ſei-
nen Knecht auf Erden, die auch des Herrn
iſt. Er ließ mich eſſen aus ſeiner Hand, und
trinken aus ſeinem Becher. Es iſt bey wei-
tem nicht dein Vater; allein er iſt auch ein
treu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/550>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.