Wenn aber tüchtige, starke, gesunde Leute, Menschen Gottes werden, welch ein Vergnügen, diese starke Geister, diese Engel (die auch stark sind,) zu sehen. Die Tu- gend, und ihre Tochter, die Religion, braucht auch in ihrem Dienst Leute für den Riß, und Feldherren! Einen Petrus mit dem Schwert, einen Luther mit dem Tintfaß -- solchen Leuten ahndet wenig oder gar nichts, und wenn die Welt voll Teufel wär', und wol- ten sie verschlingen, wenn tausend zu ihrer Rechten fallen, und zehn tausend zu ihrer Linken, sind sie gefaßt, sie gehen auf Löwen und Ottern, und treten auf junge Löwen und Drachen. Sie glauben nicht an Träume, und fühlen kein Ungewitter, wenn es gleich schwer in der Luft liegt. Wer das Ungewit- ter vor empfindet, kommt schon in die Classe dieser frommen Riesen nicht. -- Diese un- besorgte sind stark genug, allem was ihnen entgegen will, auf der Stelle stattlichen Wi- derstand zu thun, und überall das Feld zu behaupten. Den frommen guten Seelen aber, welche ein plözlicher Ueberfall gleich zu Boden reißen würd', ist eine Warnung vor einem kommenden Unglück nothwendig. Die Ahndungen sind ihnen Wecker zur Fassung
zur
Wenn aber tuͤchtige, ſtarke, geſunde Leute, Menſchen Gottes werden, welch ein Vergnuͤgen, dieſe ſtarke Geiſter, dieſe Engel (die auch ſtark ſind,) zu ſehen. Die Tu- gend, und ihre Tochter, die Religion, braucht auch in ihrem Dienſt Leute fuͤr den Riß, und Feldherren! Einen Petrus mit dem Schwert, einen Luther mit dem Tintfaß — ſolchen Leuten ahndet wenig oder gar nichts, und wenn die Welt voll Teufel waͤr’, und wol- ten ſie verſchlingen, wenn tauſend zu ihrer Rechten fallen, und zehn tauſend zu ihrer Linken, ſind ſie gefaßt, ſie gehen auf Loͤwen und Ottern, und treten auf junge Loͤwen und Drachen. Sie glauben nicht an Traͤume, und fuͤhlen kein Ungewitter, wenn es gleich ſchwer in der Luft liegt. Wer das Ungewit- ter vor empfindet, kommt ſchon in die Claſſe dieſer frommen Rieſen nicht. — Dieſe un- beſorgte ſind ſtark genug, allem was ihnen entgegen will, auf der Stelle ſtattlichen Wi- derſtand zu thun, und uͤberall das Feld zu behaupten. Den frommen guten Seelen aber, welche ein ploͤzlicher Ueberfall gleich zu Boden reißen wuͤrd’, iſt eine Warnung vor einem kommenden Ungluͤck nothwendig. Die Ahndungen ſind ihnen Wecker zur Faſſung
zur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0519"n="506[509]"/><p>Wenn aber tuͤchtige, ſtarke, geſunde<lb/>
Leute, Menſchen Gottes werden, welch ein<lb/>
Vergnuͤgen, dieſe ſtarke Geiſter, dieſe Engel<lb/>
(die auch ſtark ſind,) zu ſehen. Die Tu-<lb/>
gend, und ihre Tochter, die Religion, braucht<lb/>
auch in ihrem Dienſt Leute fuͤr den Riß, und<lb/>
Feldherren! Einen Petrus mit dem Schwert,<lb/>
einen Luther mit dem Tintfaß —ſolchen<lb/>
Leuten ahndet wenig oder gar nichts, und<lb/>
wenn die Welt voll Teufel waͤr’, und wol-<lb/>
ten ſie verſchlingen, wenn tauſend zu ihrer<lb/>
Rechten fallen, und zehn tauſend zu ihrer<lb/>
Linken, ſind ſie gefaßt, ſie gehen auf Loͤwen<lb/>
und Ottern, und treten auf junge Loͤwen und<lb/>
Drachen. Sie glauben nicht an Traͤume,<lb/>
und fuͤhlen kein Ungewitter, wenn es gleich<lb/>ſchwer in der Luft liegt. Wer das Ungewit-<lb/>
ter vor empfindet, kommt ſchon in die Claſſe<lb/>
dieſer frommen Rieſen nicht. — Dieſe un-<lb/>
beſorgte ſind ſtark genug, allem was ihnen<lb/>
entgegen will, auf der Stelle ſtattlichen Wi-<lb/>
derſtand zu thun, und uͤberall das Feld zu<lb/>
behaupten. Den frommen guten Seelen<lb/>
aber, welche ein ploͤzlicher Ueberfall gleich zu<lb/>
Boden reißen wuͤrd’, iſt eine Warnung vor<lb/>
einem kommenden Ungluͤck nothwendig. Die<lb/>
Ahndungen ſind ihnen Wecker zur Faſſung<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zur</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[506[509]/0519]
Wenn aber tuͤchtige, ſtarke, geſunde
Leute, Menſchen Gottes werden, welch ein
Vergnuͤgen, dieſe ſtarke Geiſter, dieſe Engel
(die auch ſtark ſind,) zu ſehen. Die Tu-
gend, und ihre Tochter, die Religion, braucht
auch in ihrem Dienſt Leute fuͤr den Riß, und
Feldherren! Einen Petrus mit dem Schwert,
einen Luther mit dem Tintfaß — ſolchen
Leuten ahndet wenig oder gar nichts, und
wenn die Welt voll Teufel waͤr’, und wol-
ten ſie verſchlingen, wenn tauſend zu ihrer
Rechten fallen, und zehn tauſend zu ihrer
Linken, ſind ſie gefaßt, ſie gehen auf Loͤwen
und Ottern, und treten auf junge Loͤwen und
Drachen. Sie glauben nicht an Traͤume,
und fuͤhlen kein Ungewitter, wenn es gleich
ſchwer in der Luft liegt. Wer das Ungewit-
ter vor empfindet, kommt ſchon in die Claſſe
dieſer frommen Rieſen nicht. — Dieſe un-
beſorgte ſind ſtark genug, allem was ihnen
entgegen will, auf der Stelle ſtattlichen Wi-
derſtand zu thun, und uͤberall das Feld zu
behaupten. Den frommen guten Seelen
aber, welche ein ploͤzlicher Ueberfall gleich zu
Boden reißen wuͤrd’, iſt eine Warnung vor
einem kommenden Ungluͤck nothwendig. Die
Ahndungen ſind ihnen Wecker zur Faſſung
zur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 506[509]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/519>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.