genommen haben, wenn er sich nicht zu ret- ten gesucht hätte. Wilhelmine -- -- forder- te diesen Mörder mit Gebehrden und Wor- ten auf, setzt' Comparent hinzu, mich zu ver- folgen; indessen war mein Pferd aller dieser Bemühung überlegen. Dieser unglückliche Vorfall brachte den Comparenten nicht ab, der Flüchtlingin nachzusetzen, vielmehr sprengt' er ins nächste Dorf, um sich zu verstär- ken. Er hatte Mühe wegen der Feldarbeit, ein Paar Männer für Geld und gute Worte zu Stande zu bringen. Er ritte mit zwey herz- haften Begleitern -- wir alle drey, wie die Bären, sagt er, allein Wilhelmine und der Mörder (anders kann ich ihn nicht nennen,) waren nicht aufzufinden -- ihre Stäte war nicht mehr. -- Wir ritten ins Kreuz und in die Queer, bis in die sinkende Nacht hinein. Auf die Frag', in welchem Verhältniß Com- parent den Mörder gegen Wilhelminen ge- funden? und was sich eins gegen das andre angemaaßet? erwiedert' er, um seine eigene Worte beyzubehalten: Ich halt diesen Kerl für nichts weniger, als ihren Liebhaber, wohl aber für einen, den der Liebhaber gedungen haben könne, ihr sicher Geleit zu geben. Ohn- fehlbar schlief Mine, da ich sie entdeckte, und
schon
genommen haben, wenn er ſich nicht zu ret- ten geſucht haͤtte. Wilhelmine — — forder- te dieſen Moͤrder mit Gebehrden und Wor- ten auf, ſetzt’ Comparent hinzu, mich zu ver- folgen; indeſſen war mein Pferd aller dieſer Bemuͤhung uͤberlegen. Dieſer ungluͤckliche Vorfall brachte den Comparenten nicht ab, der Fluͤchtlingin nachzuſetzen, vielmehr ſprengt’ er ins naͤchſte Dorf, um ſich zu verſtaͤr- ken. Er hatte Muͤhe wegen der Feldarbeit, ein Paar Maͤnner fuͤr Geld und gute Worte zu Stande zu bringen. Er ritte mit zwey herz- haften Begleitern — wir alle drey, wie die Baͤren, ſagt er, allein Wilhelmine und der Moͤrder (anders kann ich ihn nicht nennen,) waren nicht aufzufinden — ihre Staͤte war nicht mehr. — Wir ritten ins Kreuz und in die Queer, bis in die ſinkende Nacht hinein. Auf die Frag’, in welchem Verhaͤltniß Com- parent den Moͤrder gegen Wilhelminen ge- funden? und was ſich eins gegen das andre angemaaßet? erwiedert’ er, um ſeine eigene Worte beyzubehalten: Ich halt dieſen Kerl fuͤr nichts weniger, als ihren Liebhaber, wohl aber fuͤr einen, den der Liebhaber gedungen haben koͤnne, ihr ſicher Geleit zu geben. Ohn- fehlbar ſchlief Mine, da ich ſie entdeckte, und
ſchon
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genommen haben, wenn er ſich nicht zu ret-
ten geſucht haͤtte. Wilhelmine — — forder-
te dieſen Moͤrder mit Gebehrden und Wor-
ten auf, ſetzt’ Comparent hinzu, mich zu ver-
folgen; indeſſen war mein Pferd aller dieſer
Bemuͤhung uͤberlegen. Dieſer ungluͤckliche
Vorfall brachte den Comparenten nicht ab,
der Fluͤchtlingin nachzuſetzen, vielmehr
ſprengt’ er ins naͤchſte Dorf, um ſich zu verſtaͤr-
ken. Er hatte Muͤhe wegen der Feldarbeit, ein
Paar Maͤnner fuͤr Geld und gute Worte zu
Stande zu bringen. Er ritte mit zwey herz-
haften Begleitern — wir alle drey, wie die
Baͤren, ſagt er, allein Wilhelmine und der
Moͤrder (anders kann ich ihn nicht nennen,)
waren nicht aufzufinden — ihre Staͤte war
nicht mehr. — Wir ritten ins Kreuz und in
die Queer, bis in die ſinkende Nacht hinein.
Auf die Frag’, in welchem Verhaͤltniß Com-
parent den Moͤrder gegen Wilhelminen ge-
funden? und was ſich eins gegen das andre
angemaaßet? erwiedert’ er, um ſeine eigene
Worte beyzubehalten: Ich halt dieſen Kerl
fuͤr nichts weniger, als ihren Liebhaber, wohl
aber fuͤr einen, den der Liebhaber gedungen
haben koͤnne, ihr ſicher Geleit zu geben. Ohn-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/457>, abgerufen am 27.11.2024.
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