Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

sen. Hiebey blieb es nicht, sondern es leh-
ret die Anlage, daß besagte Wilhelmine noch
mehr Pflichten durch eben diesen Austritt ver-
letzet, indem sie diebischer Weise verschiedene
Sachen an sich gebracht, welche sie theils
verkaufet, theils leibhaftig, oder in natura
mitgenommen.

Das Corpus Delicti bey diesem Diebstal
ist wohl ganz unstrittig bewiesen, da wegen
der geschehenen Entwendung und der dabey
beabsichtigten Gewinnsucht alles entschieden
ist; die künftige mit der Läuflingin zuhal-
tende Untersuchung wird die Größe des Dieb-
stahls noch genauer begränzen, indem vor der
Hand nur ohne alle Nebenrücksichten die
Frage seyn kann: ob Wilhelmine -- eine
Diebin sey? Die Flucht der besagten Person
würde dem angeschlossenen Protokol noch
einen Grad der Gewißheit ertheilen, wenn
noch mehr Gewißheit erforderlich wäre, und
die Sache nicht schon an sich da und offen
läge. Denn was ist auffallender, als daß
Wilhelmine -- -- welche wenige Tage,
nachdem sie die Sachen verkaufet, entsprun-
gen, blos aus Furcht vor der Strafe sich ent-
fernet, zu diesem Behuf abgelegene Straßen
gesucht, und den Weg nach Preußen genom-

men?

ſen. Hiebey blieb es nicht, ſondern es leh-
ret die Anlage, daß beſagte Wilhelmine noch
mehr Pflichten durch eben dieſen Austritt ver-
letzet, indem ſie diebiſcher Weiſe verſchiedene
Sachen an ſich gebracht, welche ſie theils
verkaufet, theils leibhaftig, oder in natura
mitgenommen.

Das Corpus Delicti bey dieſem Diebſtal
iſt wohl ganz unſtrittig bewieſen, da wegen
der geſchehenen Entwendung und der dabey
beabſichtigten Gewinnſucht alles entſchieden
iſt; die kuͤnftige mit der Laͤuflingin zuhal-
tende Unterſuchung wird die Groͤße des Dieb-
ſtahls noch genauer begraͤnzen, indem vor der
Hand nur ohne alle Nebenruͤckſichten die
Frage ſeyn kann: ob Wilhelmine — eine
Diebin ſey? Die Flucht der beſagten Perſon
wuͤrde dem angeſchloſſenen Protokol noch
einen Grad der Gewißheit ertheilen, wenn
noch mehr Gewißheit erforderlich waͤre, und
die Sache nicht ſchon an ſich da und offen
laͤge. Denn was iſt auffallender, als daß
Wilhelmine — — welche wenige Tage,
nachdem ſie die Sachen verkaufet, entſprun-
gen, blos aus Furcht vor der Strafe ſich ent-
fernet, zu dieſem Behuf abgelegene Straßen
geſucht, und den Weg nach Preußen genom-

men?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0441" n="431"/>
&#x017F;en. Hiebey blieb es nicht, &#x017F;ondern es leh-<lb/>
ret die Anlage, daß be&#x017F;agte Wilhelmine noch<lb/>
mehr Pflichten durch eben die&#x017F;en Austritt ver-<lb/>
letzet, indem &#x017F;ie diebi&#x017F;cher Wei&#x017F;e ver&#x017F;chiedene<lb/>
Sachen an &#x017F;ich gebracht, welche &#x017F;ie theils<lb/>
verkaufet, theils leibhaftig, oder in natura<lb/>
mitgenommen.</p><lb/>
          <p>Das Corpus Delicti bey die&#x017F;em Dieb&#x017F;tal<lb/>
i&#x017F;t wohl ganz un&#x017F;trittig bewie&#x017F;en, da wegen<lb/>
der ge&#x017F;chehenen Entwendung und der dabey<lb/>
beab&#x017F;ichtigten Gewinn&#x017F;ucht alles ent&#x017F;chieden<lb/>
i&#x017F;t; die ku&#x0364;nftige mit der La&#x0364;uflingin zuhal-<lb/>
tende Unter&#x017F;uchung wird die Gro&#x0364;ße des Dieb-<lb/>
&#x017F;tahls noch genauer begra&#x0364;nzen, indem vor der<lb/>
Hand nur ohne alle Nebenru&#x0364;ck&#x017F;ichten die<lb/>
Frage &#x017F;eyn kann: ob Wilhelmine &#x2014; eine<lb/>
Diebin &#x017F;ey? Die Flucht der be&#x017F;agten Per&#x017F;on<lb/>
wu&#x0364;rde dem ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Protokol noch<lb/>
einen Grad der Gewißheit ertheilen, wenn<lb/>
noch mehr Gewißheit erforderlich wa&#x0364;re, und<lb/>
die Sache nicht &#x017F;chon an &#x017F;ich da und offen<lb/>
la&#x0364;ge. Denn was i&#x017F;t auffallender, als daß<lb/>
Wilhelmine &#x2014; &#x2014; welche wenige Tage,<lb/>
nachdem &#x017F;ie die Sachen verkaufet, ent&#x017F;prun-<lb/>
gen, blos aus Furcht vor der Strafe &#x017F;ich ent-<lb/>
fernet, zu die&#x017F;em Behuf abgelegene Straßen<lb/>
ge&#x017F;ucht, und den Weg nach Preußen genom-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men?</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0441] ſen. Hiebey blieb es nicht, ſondern es leh- ret die Anlage, daß beſagte Wilhelmine noch mehr Pflichten durch eben dieſen Austritt ver- letzet, indem ſie diebiſcher Weiſe verſchiedene Sachen an ſich gebracht, welche ſie theils verkaufet, theils leibhaftig, oder in natura mitgenommen. Das Corpus Delicti bey dieſem Diebſtal iſt wohl ganz unſtrittig bewieſen, da wegen der geſchehenen Entwendung und der dabey beabſichtigten Gewinnſucht alles entſchieden iſt; die kuͤnftige mit der Laͤuflingin zuhal- tende Unterſuchung wird die Groͤße des Dieb- ſtahls noch genauer begraͤnzen, indem vor der Hand nur ohne alle Nebenruͤckſichten die Frage ſeyn kann: ob Wilhelmine — eine Diebin ſey? Die Flucht der beſagten Perſon wuͤrde dem angeſchloſſenen Protokol noch einen Grad der Gewißheit ertheilen, wenn noch mehr Gewißheit erforderlich waͤre, und die Sache nicht ſchon an ſich da und offen laͤge. Denn was iſt auffallender, als daß Wilhelmine — — welche wenige Tage, nachdem ſie die Sachen verkaufet, entſprun- gen, blos aus Furcht vor der Strafe ſich ent- fernet, zu dieſem Behuf abgelegene Straßen geſucht, und den Weg nach Preußen genom- men?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/441
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/441>, abgerufen am 21.05.2024.