und wen solte man wohl weniger vermuthen, als den Herrn v. E.? Er war es selbst! Er selbst! -- Kein Erdbeben kann so erschüt- tern, als dieser Anblick Minen! -- "Ich "verlohr" schreibt sie "gleich auf der Stell' "alle Kraft, Stärk' und Macht. Gott, "wie unergründlich sind deine Gerichte, wie "unerforschlich deine Wege! Das Messer, "das ich, auf den Fall mich Räuber, Böse- "wichter überfallen sollten, für meinen Bu- "sen geschärft hatte, war der Dankbarkeit "gegen Gott, der Liebe zum Leben, und dem "Zutrauen, daß der, welcher bisher gehol- "fen, auch weiter helfen würde -- geopfert. "Da war ich also ohne Rettung in des Mör- "ders Händen" --
Er war es! Er! v. E. selbst!
"Schon wolt' ich niederknien und von "dem Bösewicht den Tod als die einzige "Gnad erbetteln. Mörder dieser Art sind "aber so menschlich nicht, umzubringen. Sie "morden Seelen! Gewissen! Mir fielen "die Wort' unsers Herrn und Meisters ein: "Hebe dich weg, Satan! -- Schon wolt' "ich knien und Abgötterey begehen, als ein "Wagen kam."
In
B b 2
und wen ſolte man wohl weniger vermuthen, als den Herrn v. E.? Er war es ſelbſt! Er ſelbſt! — Kein Erdbeben kann ſo erſchuͤt- tern, als dieſer Anblick Minen! — „Ich „verlohr“ ſchreibt ſie „gleich auf der Stell’ „alle Kraft, Staͤrk’ und Macht. Gott, „wie unergruͤndlich ſind deine Gerichte, wie „unerforſchlich deine Wege! Das Meſſer, „das ich, auf den Fall mich Raͤuber, Boͤſe- „wichter uͤberfallen ſollten, fuͤr meinen Bu- „ſen geſchaͤrft hatte, war der Dankbarkeit „gegen Gott, der Liebe zum Leben, und dem „Zutrauen, daß der, welcher bisher gehol- „fen, auch weiter helfen wuͤrde — geopfert. „Da war ich alſo ohne Rettung in des Moͤr- „ders Haͤnden“ —
Er war es! Er! v. E. ſelbſt!
„Schon wolt’ ich niederknien und von „dem Boͤſewicht den Tod als die einzige „Gnad erbetteln. Moͤrder dieſer Art ſind „aber ſo menſchlich nicht, umzubringen. Sie „morden Seelen! Gewiſſen! Mir fielen „die Wort’ unſers Herrn und Meiſters ein: „Hebe dich weg, Satan! — Schon wolt’ „ich knien und Abgoͤtterey begehen, als ein „Wagen kam.“
In
B b 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0397"n="387"/>
und wen ſolte man wohl weniger vermuthen,<lb/>
als den Herrn v. E.? Er war es ſelbſt! Er<lb/>ſelbſt! — Kein Erdbeben kann ſo erſchuͤt-<lb/>
tern, als dieſer Anblick Minen! —„Ich<lb/>„verlohr“ſchreibt ſie „gleich auf der Stell’<lb/>„alle Kraft, Staͤrk’ und Macht. Gott,<lb/>„wie unergruͤndlich ſind deine Gerichte, wie<lb/>„unerforſchlich deine Wege! Das Meſſer,<lb/>„das ich, auf den Fall mich Raͤuber, Boͤſe-<lb/>„wichter uͤberfallen ſollten, fuͤr meinen Bu-<lb/>„ſen geſchaͤrft hatte, war der Dankbarkeit<lb/>„gegen Gott, der Liebe zum Leben, und dem<lb/>„Zutrauen, daß der, welcher bisher gehol-<lb/>„fen, auch weiter helfen wuͤrde — geopfert.<lb/>„Da war ich alſo ohne Rettung in des Moͤr-<lb/>„ders Haͤnden“—</p><lb/><p>Er war es! Er! v. E. ſelbſt!</p><lb/><p>„Schon wolt’ ich niederknien und von<lb/>„dem Boͤſewicht den Tod als die einzige<lb/>„Gnad erbetteln. Moͤrder dieſer Art ſind<lb/>„aber ſo menſchlich nicht, umzubringen. Sie<lb/>„morden Seelen! Gewiſſen! Mir fielen<lb/>„die Wort’ unſers Herrn und Meiſters ein:<lb/>„Hebe dich weg, Satan! — Schon wolt’<lb/>„ich knien und Abgoͤtterey begehen, als ein<lb/>„Wagen kam.“</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">In</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[387/0397]
und wen ſolte man wohl weniger vermuthen,
als den Herrn v. E.? Er war es ſelbſt! Er
ſelbſt! — Kein Erdbeben kann ſo erſchuͤt-
tern, als dieſer Anblick Minen! — „Ich
„verlohr“ ſchreibt ſie „gleich auf der Stell’
„alle Kraft, Staͤrk’ und Macht. Gott,
„wie unergruͤndlich ſind deine Gerichte, wie
„unerforſchlich deine Wege! Das Meſſer,
„das ich, auf den Fall mich Raͤuber, Boͤſe-
„wichter uͤberfallen ſollten, fuͤr meinen Bu-
„ſen geſchaͤrft hatte, war der Dankbarkeit
„gegen Gott, der Liebe zum Leben, und dem
„Zutrauen, daß der, welcher bisher gehol-
„fen, auch weiter helfen wuͤrde — geopfert.
„Da war ich alſo ohne Rettung in des Moͤr-
„ders Haͤnden“ —
Er war es! Er! v. E. ſelbſt!
„Schon wolt’ ich niederknien und von
„dem Boͤſewicht den Tod als die einzige
„Gnad erbetteln. Moͤrder dieſer Art ſind
„aber ſo menſchlich nicht, umzubringen. Sie
„morden Seelen! Gewiſſen! Mir fielen
„die Wort’ unſers Herrn und Meiſters ein:
„Hebe dich weg, Satan! — Schon wolt’
„ich knien und Abgoͤtterey begehen, als ein
„Wagen kam.“
In
B b 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/397>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.