gleich zur bewusten Brodstelle zu verhelfen, und mit der Zeit sie ihrem Seelenhirten, als Pastorin, zu überliefern. Ew. Hochwohl- gebohrnen können sich ganz sicher darauf ver- lassen, daß ich nicht zum erstenmal bey einer solchen Gelegenheit, wo drey verschwiegene Kerls dabey sind, in Dienst gewesen; nur bey einer Tochter, ich muß es zu meiner Schande bekennen, dörft' es mir schwer werden, falsch zu weinen, und die Hände zu reiben. Viel- leicht kann ich indessen so glücklich seyn, und mir die einhundert funfzig Thaler Alb. ver- dienen, daher wiederhohl' ich ganz unter- thänigst meine Bitte, mir und ihr annoch drey Wochen huldreichst nachzusehen. Für die Nachricht von Magdalenens glücklichen Nie- derkünften bin Ew. Hochwohlgebohrnen ich ganz dienstlich verbunden; indessen wünscht' ich doch ohnschwer zu wissen, wie oft sie Dero seliger Herr Vater begnadiget, um sie desto höher schätzen zu können. Wiewohl ich ohne Stolz glaube, daß es ihr nicht gleichgültig seyn könne, daß sie einem Litteratus zu Theil wer- de. Ew. Hochwohlgebohrnen Bedienter hat sich sehr schön bey diesem Briefe genommen. Er verdient das Geschenk, wozu Ew. Hoch- wohlgebohrnen ihm bedingliche Hofnung gege- ben. -- Meine Tochter ist auf keinen Schat-
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gleich zur bewuſten Brodſtelle zu verhelfen, und mit der Zeit ſie ihrem Seelenhirten, als Paſtorin, zu uͤberliefern. Ew. Hochwohl- gebohrnen koͤnnen ſich ganz ſicher darauf ver- laſſen, daß ich nicht zum erſtenmal bey einer ſolchen Gelegenheit, wo drey verſchwiegene Kerls dabey ſind, in Dienſt geweſen; nur bey einer Tochter, ich muß es zu meiner Schande bekennen, doͤrft’ es mir ſchwer werden, falſch zu weinen, und die Haͤnde zu reiben. Viel- leicht kann ich indeſſen ſo gluͤcklich ſeyn, und mir die einhundert funfzig Thaler Alb. ver- dienen, daher wiederhohl’ ich ganz unter- thaͤnigſt meine Bitte, mir und ihr annoch drey Wochen huldreichſt nachzuſehen. Fuͤr die Nachricht von Magdalenens gluͤcklichen Nie- derkuͤnften bin Ew. Hochwohlgebohrnen ich ganz dienſtlich verbunden; indeſſen wuͤnſcht’ ich doch ohnſchwer zu wiſſen, wie oft ſie Dero ſeliger Herr Vater begnadiget, um ſie deſto hoͤher ſchaͤtzen zu koͤnnen. Wiewohl ich ohne Stolz glaube, daß es ihr nicht gleichguͤltig ſeyn koͤnne, daß ſie einem Litteratus zu Theil wer- de. Ew. Hochwohlgebohrnen Bedienter hat ſich ſehr ſchoͤn bey dieſem Briefe genommen. Er verdient das Geſchenk, wozu Ew. Hoch- wohlgebohrnen ihm bedingliche Hofnung gege- ben. — Meine Tochter iſt auf keinen Schat-
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gleich zur bewuſten Brodſtelle zu verhelfen,
und mit der Zeit ſie ihrem Seelenhirten, als
Paſtorin, zu uͤberliefern. Ew. Hochwohl-
gebohrnen koͤnnen ſich ganz ſicher darauf ver-
laſſen, daß ich nicht zum erſtenmal bey einer
ſolchen Gelegenheit, wo drey verſchwiegene
Kerls dabey ſind, in Dienſt geweſen; nur bey
einer Tochter, ich muß es zu meiner Schande
bekennen, doͤrft’ es mir ſchwer werden, falſch
zu weinen, und die Haͤnde zu reiben. Viel-
leicht kann ich indeſſen ſo gluͤcklich ſeyn, und
mir die einhundert funfzig Thaler Alb. ver-
dienen, daher wiederhohl’ ich ganz unter-
thaͤnigſt meine Bitte, mir und ihr annoch drey
Wochen huldreichſt nachzuſehen. Fuͤr die
Nachricht von Magdalenens gluͤcklichen Nie-
derkuͤnften bin Ew. Hochwohlgebohrnen ich
ganz dienſtlich verbunden; indeſſen wuͤnſcht’
ich doch ohnſchwer zu wiſſen, wie oft ſie Dero
ſeliger Herr Vater begnadiget, um ſie deſto
hoͤher ſchaͤtzen zu koͤnnen. Wiewohl ich ohne
Stolz glaube, daß es ihr nicht gleichguͤltig ſeyn
koͤnne, daß ſie einem Litteratus zu Theil wer-
de. Ew. Hochwohlgebohrnen Bedienter hat
ſich ſehr ſchoͤn bey dieſem Briefe genommen.
Er verdient das Geſchenk, wozu Ew. Hoch-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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