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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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werk lernte, zu dieser Denkungsart hinauf
gestimmt, der um alles in der Welt willen
nichts von meinem anekhou kai apekhou an-
genommen hätte, dies arme Mädchen solte
zu meinen Eltern gehn -- und borgen, da-
mit die hohen Gäste, wie Herrmann sie nannte,
übermorgen wie es sich eigne und gebühre
aufgenommen werden könnten. Verzeihung,
Vater! das kann ich nicht, sagte Mine sehr
gefaßt. Herrmann stampfte, wütete und
tobte, bis ihm Mine endlich einen Plan
vorlegte, der ohne, daß geborgt werden
dürfte, zu bestreiten wäre. -- Mag es --
antwortet' er, wiewohl noch unwillig, mag
es -- denn er konnte es Minen nicht ver-
zeihen, daß sie zu meinen Eltern zu gehen
verweigert hatte. Er gab ihr, wiewol un-
ter Hyeroglyphen, zu verstehen, daß sie mei-
netwegen dieses Schrittes wegen die Pein-
lichkeit eben so nöthig nicht hätte. -- Mine
verstand nicht blos was er sagte, sondern
auch, was er dachte; indessen verschwieg
Herrmann meinen Namen vorsichtig, und
da Mine ihren Plan gut einzukleiden wußte,
überwand ihn die Hofnung, Magdalenens
Reichthum zu überzählen, endlich ganz. --
Die Freude nahm Oberhand, und diese ver-

führt'
T 2

werk lernte, zu dieſer Denkungsart hinauf
geſtimmt, der um alles in der Welt willen
nichts von meinem ανέχου και απηχου an-
genommen haͤtte, dies arme Maͤdchen ſolte
zu meinen Eltern gehn — und borgen, da-
mit die hohen Gaͤſte, wie Herrmann ſie nannte,
uͤbermorgen wie es ſich eigne und gebuͤhre
aufgenommen werden koͤnnten. Verzeihung,
Vater! das kann ich nicht, ſagte Mine ſehr
gefaßt. Herrmann ſtampfte, wuͤtete und
tobte, bis ihm Mine endlich einen Plan
vorlegte, der ohne, daß geborgt werden
duͤrfte, zu beſtreiten waͤre. — Mag es —
antwortet’ er, wiewohl noch unwillig, mag
es — denn er konnte es Minen nicht ver-
zeihen, daß ſie zu meinen Eltern zu gehen
verweigert hatte. Er gab ihr, wiewol un-
ter Hyeroglyphen, zu verſtehen, daß ſie mei-
netwegen dieſes Schrittes wegen die Pein-
lichkeit eben ſo noͤthig nicht haͤtte. — Mine
verſtand nicht blos was er ſagte, ſondern
auch, was er dachte; indeſſen verſchwieg
Herrmann meinen Namen vorſichtig, und
da Mine ihren Plan gut einzukleiden wußte,
uͤberwand ihn die Hofnung, Magdalenens
Reichthum zu uͤberzaͤhlen, endlich ganz. —
Die Freude nahm Oberhand, und dieſe ver-

fuͤhrt’
T 2
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[291/0299] werk lernte, zu dieſer Denkungsart hinauf geſtimmt, der um alles in der Welt willen nichts von meinem ανέχου και απηχου an- genommen haͤtte, dies arme Maͤdchen ſolte zu meinen Eltern gehn — und borgen, da- mit die hohen Gaͤſte, wie Herrmann ſie nannte, uͤbermorgen wie es ſich eigne und gebuͤhre aufgenommen werden koͤnnten. Verzeihung, Vater! das kann ich nicht, ſagte Mine ſehr gefaßt. Herrmann ſtampfte, wuͤtete und tobte, bis ihm Mine endlich einen Plan vorlegte, der ohne, daß geborgt werden duͤrfte, zu beſtreiten waͤre. — Mag es — antwortet’ er, wiewohl noch unwillig, mag es — denn er konnte es Minen nicht ver- zeihen, daß ſie zu meinen Eltern zu gehen verweigert hatte. Er gab ihr, wiewol un- ter Hyeroglyphen, zu verſtehen, daß ſie mei- netwegen dieſes Schrittes wegen die Pein- lichkeit eben ſo noͤthig nicht haͤtte. — Mine verſtand nicht blos was er ſagte, ſondern auch, was er dachte; indeſſen verſchwieg Herrmann meinen Namen vorſichtig, und da Mine ihren Plan gut einzukleiden wußte, uͤberwand ihn die Hofnung, Magdalenens Reichthum zu uͤberzaͤhlen, endlich ganz. — Die Freude nahm Oberhand, und dieſe ver- fuͤhrt’ T 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/299>, abgerufen am 22.11.2024.