Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

tät an, daß Sie wußten, was man einem
Blick durchs Ritzchen schuldig wäre. Es
gieng über und über. -- Ich weiß nicht,
ob ich dies über und über schriftlich werde
nachmachen können.

Die moralische Maximen, fingen Se.
Spektabilität, nach diesem Blick durchs
Ritzchen, (ich weiß nicht warum?) an, zei-
gen, wie ich der Glückseligkeit würdig wer-
den könne; die pragmatischen zeigen, ihrer
theilhaftig zu werden. Die Moral leh-
ret der Glückseligkeit würdig zu seyn; ihrer
theilhaftig zu werden, ist eine Lehre der Ge-
schicklichkeit. Es ist nicht möglich, die Regeln
der Klugheit und der Sittlichkeit zu trennen.
Es ist kein natürlicher Zusammenhang zwi-
schen dem Wohlverhalten und der Glückselig-
keit: um es zu verbinden, muß man ein
göttliches Wesen annehmen. Ohne dies
kann ich keine Zweck' in der Welt finden,
keine Einheit. -- Ich spiel in der Welt
blinde Kuh. -- Ohne Gott hab' ich keinen
Punkt, wo ich anfangen soll, nichts, was
mich leitet. Gott ist groß und unaussprech-
lich! -- -- Die Menschen bedienen sich ihrer
Vernunft a priori, zum Nachtheil des prakti-
schen Gebrauchs, wenn sie nicht durch künstli-

che

taͤt an, daß Sie wußten, was man einem
Blick durchs Ritzchen ſchuldig waͤre. Es
gieng uͤber und uͤber. — Ich weiß nicht,
ob ich dies uͤber und uͤber ſchriftlich werde
nachmachen koͤnnen.

Die moraliſche Maximen, fingen Se.
Spektabilitaͤt, nach dieſem Blick durchs
Ritzchen, (ich weiß nicht warum?) an, zei-
gen, wie ich der Gluͤckſeligkeit wuͤrdig wer-
den koͤnne; die pragmatiſchen zeigen, ihrer
theilhaftig zu werden. Die Moral leh-
ret der Gluͤckſeligkeit wuͤrdig zu ſeyn; ihrer
theilhaftig zu werden, iſt eine Lehre der Ge-
ſchicklichkeit. Es iſt nicht moͤglich, die Regeln
der Klugheit und der Sittlichkeit zu trennen.
Es iſt kein natuͤrlicher Zuſammenhang zwi-
ſchen dem Wohlverhalten und der Gluͤckſelig-
keit: um es zu verbinden, muß man ein
goͤttliches Weſen annehmen. Ohne dies
kann ich keine Zweck’ in der Welt finden,
keine Einheit. — Ich ſpiel in der Welt
blinde Kuh. — Ohne Gott hab’ ich keinen
Punkt, wo ich anfangen ſoll, nichts, was
mich leitet. Gott iſt groß und unausſprech-
lich! — — Die Menſchen bedienen ſich ihrer
Vernunft a priori, zum Nachtheil des prakti-
ſchen Gebrauchs, wenn ſie nicht durch kuͤnſtli-

che
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0254" n="246"/>
ta&#x0364;t an, daß Sie wußten, was man einem<lb/>
Blick durchs Ritzchen &#x017F;chuldig wa&#x0364;re. Es<lb/>
gieng u&#x0364;ber und u&#x0364;ber. &#x2014; Ich weiß nicht,<lb/>
ob ich dies u&#x0364;ber und u&#x0364;ber &#x017F;chriftlich werde<lb/>
nachmachen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Die morali&#x017F;che Maximen, fingen Se.<lb/>
Spektabilita&#x0364;t, nach die&#x017F;em Blick durchs<lb/>
Ritzchen, (ich weiß nicht warum?) an, zei-<lb/>
gen, wie ich der Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit wu&#x0364;rdig wer-<lb/>
den ko&#x0364;nne; die pragmati&#x017F;chen zeigen, ihrer<lb/>
theilhaftig zu werden. Die Moral leh-<lb/>
ret der Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit wu&#x0364;rdig zu &#x017F;eyn; ihrer<lb/>
theilhaftig zu werden, i&#x017F;t eine Lehre der Ge-<lb/>
&#x017F;chicklichkeit. Es i&#x017F;t nicht mo&#x0364;glich, die Regeln<lb/>
der Klugheit und der Sittlichkeit zu trennen.<lb/>
Es i&#x017F;t kein natu&#x0364;rlicher Zu&#x017F;ammenhang zwi-<lb/>
&#x017F;chen dem Wohlverhalten und der Glu&#x0364;ck&#x017F;elig-<lb/>
keit: um es zu verbinden, muß man ein<lb/>
go&#x0364;ttliches We&#x017F;en annehmen. Ohne dies<lb/>
kann ich keine Zweck&#x2019; in der Welt finden,<lb/>
keine Einheit. &#x2014; Ich &#x017F;piel in der Welt<lb/>
blinde Kuh. &#x2014; Ohne Gott hab&#x2019; ich keinen<lb/>
Punkt, wo ich anfangen &#x017F;oll, nichts, was<lb/>
mich leitet. Gott i&#x017F;t groß und unaus&#x017F;prech-<lb/>
lich! &#x2014; &#x2014; Die Men&#x017F;chen bedienen &#x017F;ich ihrer<lb/>
Vernunft <hi rendition="#aq">a priori,</hi> zum Nachtheil des prakti-<lb/>
&#x017F;chen Gebrauchs, wenn &#x017F;ie nicht durch ku&#x0364;n&#x017F;tli-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">che</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0254] taͤt an, daß Sie wußten, was man einem Blick durchs Ritzchen ſchuldig waͤre. Es gieng uͤber und uͤber. — Ich weiß nicht, ob ich dies uͤber und uͤber ſchriftlich werde nachmachen koͤnnen. Die moraliſche Maximen, fingen Se. Spektabilitaͤt, nach dieſem Blick durchs Ritzchen, (ich weiß nicht warum?) an, zei- gen, wie ich der Gluͤckſeligkeit wuͤrdig wer- den koͤnne; die pragmatiſchen zeigen, ihrer theilhaftig zu werden. Die Moral leh- ret der Gluͤckſeligkeit wuͤrdig zu ſeyn; ihrer theilhaftig zu werden, iſt eine Lehre der Ge- ſchicklichkeit. Es iſt nicht moͤglich, die Regeln der Klugheit und der Sittlichkeit zu trennen. Es iſt kein natuͤrlicher Zuſammenhang zwi- ſchen dem Wohlverhalten und der Gluͤckſelig- keit: um es zu verbinden, muß man ein goͤttliches Weſen annehmen. Ohne dies kann ich keine Zweck’ in der Welt finden, keine Einheit. — Ich ſpiel in der Welt blinde Kuh. — Ohne Gott hab’ ich keinen Punkt, wo ich anfangen ſoll, nichts, was mich leitet. Gott iſt groß und unausſprech- lich! — — Die Menſchen bedienen ſich ihrer Vernunft a priori, zum Nachtheil des prakti- ſchen Gebrauchs, wenn ſie nicht durch kuͤnſtli- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/254
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/254>, abgerufen am 10.05.2024.