sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wenn haben wir dich gesehen hungrig oder durstig, oder einen Gast, oder nackend, oder krank, oder gefangen, und haben dir nicht gedienet? Dann wird er ihnen antworten und sagen: wahrlich ich sag euch, was ihr nicht gethan habt Einem unter diesen gering- sten, das habt ihr mir auch nicht gethan. Und sie werden in die ewige Pein gehen; aber die Gerechten in das ewige Leben. -- -- --
Ins ewige Leben verhelf uns alle zusam- men der Herr des Lebens, Amen!
Nach der Predigt lies der gute Pfarrer singen: Lieber Gott, wenn werd ich ster- ben, und seine werthen Zuhörer, welches bis auf mich lauter Bauren und Fischer waren, sangen dies Lied mit einem so himmlisch sehn- suchtsvollen der Welt abgestorbenem Herzen, daß ich sehr gerührt ward. Man hört' es ihnen genau an, daß niemand unter ihnen vierzig Kupferlinge im Vermögen hatte, und daß sie alle des Tages Last und Hitze dieses Lebens trügen. -- Der Pfarrer sang eben so herzlich, nur mit dem Unterschiede, daß er mit seiner Stimme die ganze Gemeine commandirte.
Mei-
ſie ihm auch antworten und ſagen: Herr, wenn haben wir dich geſehen hungrig oder durſtig, oder einen Gaſt, oder nackend, oder krank, oder gefangen, und haben dir nicht gedienet? Dann wird er ihnen antworten und ſagen: wahrlich ich ſag euch, was ihr nicht gethan habt Einem unter dieſen gering- ſten, das habt ihr mir auch nicht gethan. Und ſie werden in die ewige Pein gehen; aber die Gerechten in das ewige Leben. — — —
Ins ewige Leben verhelf uns alle zuſam- men der Herr des Lebens, Amen!
Nach der Predigt lies der gute Pfarrer ſingen: Lieber Gott, wenn werd ich ſter- ben, und ſeine werthen Zuhoͤrer, welches bis auf mich lauter Bauren und Fiſcher waren, ſangen dies Lied mit einem ſo himmliſch ſehn- ſuchtsvollen der Welt abgeſtorbenem Herzen, daß ich ſehr geruͤhrt ward. Man hoͤrt’ es ihnen genau an, daß niemand unter ihnen vierzig Kupferlinge im Vermoͤgen hatte, und daß ſie alle des Tages Laſt und Hitze dieſes Lebens truͤgen. — Der Pfarrer ſang eben ſo herzlich, nur mit dem Unterſchiede, daß er mit ſeiner Stimme die ganze Gemeine commandirte.
Mei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0204"n="196"/>ſie ihm auch antworten und ſagen: Herr,<lb/>
wenn haben wir dich geſehen hungrig oder<lb/>
durſtig, oder einen Gaſt, oder nackend, oder<lb/>
krank, oder gefangen, und haben dir nicht<lb/>
gedienet? Dann wird er ihnen antworten<lb/>
und ſagen: wahrlich ich ſag euch, was ihr<lb/>
nicht gethan habt Einem unter dieſen gering-<lb/>ſten, das habt ihr mir auch nicht gethan.<lb/>
Und ſie werden in die ewige Pein gehen; aber<lb/>
die Gerechten in das ewige Leben. ———</p><lb/><p>Ins ewige Leben verhelf uns alle zuſam-<lb/>
men der Herr des Lebens, Amen!</p><lb/><p>Nach der Predigt lies der gute Pfarrer<lb/>ſingen: <hirendition="#fr">Lieber Gott, wenn werd ich ſter-<lb/>
ben</hi>, und ſeine werthen Zuhoͤrer, welches bis<lb/>
auf mich lauter Bauren und Fiſcher waren,<lb/>ſangen dies Lied mit einem ſo himmliſch ſehn-<lb/>ſuchtsvollen der Welt abgeſtorbenem Herzen,<lb/>
daß ich ſehr geruͤhrt ward. Man hoͤrt’ es<lb/>
ihnen genau an, daß niemand unter ihnen<lb/>
vierzig Kupferlinge im Vermoͤgen hatte, und<lb/>
daß ſie alle des Tages Laſt und Hitze dieſes<lb/>
Lebens truͤgen. — Der Pfarrer ſang eben<lb/>ſo herzlich, nur mit dem Unterſchiede, daß<lb/>
er mit ſeiner Stimme die ganze Gemeine<lb/>
commandirte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Mei-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[196/0204]
ſie ihm auch antworten und ſagen: Herr,
wenn haben wir dich geſehen hungrig oder
durſtig, oder einen Gaſt, oder nackend, oder
krank, oder gefangen, und haben dir nicht
gedienet? Dann wird er ihnen antworten
und ſagen: wahrlich ich ſag euch, was ihr
nicht gethan habt Einem unter dieſen gering-
ſten, das habt ihr mir auch nicht gethan.
Und ſie werden in die ewige Pein gehen; aber
die Gerechten in das ewige Leben. — — —
Ins ewige Leben verhelf uns alle zuſam-
men der Herr des Lebens, Amen!
Nach der Predigt lies der gute Pfarrer
ſingen: Lieber Gott, wenn werd ich ſter-
ben, und ſeine werthen Zuhoͤrer, welches bis
auf mich lauter Bauren und Fiſcher waren,
ſangen dies Lied mit einem ſo himmliſch ſehn-
ſuchtsvollen der Welt abgeſtorbenem Herzen,
daß ich ſehr geruͤhrt ward. Man hoͤrt’ es
ihnen genau an, daß niemand unter ihnen
vierzig Kupferlinge im Vermoͤgen hatte, und
daß ſie alle des Tages Laſt und Hitze dieſes
Lebens truͤgen. — Der Pfarrer ſang eben
ſo herzlich, nur mit dem Unterſchiede, daß
er mit ſeiner Stimme die ganze Gemeine
commandirte.
Mei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/204>, abgerufen am 13.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.