Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
die Theologen sagen, mit dem Herzen
allein, oder mit Herz, mit Hand und
Mund!
Herr v. G. Gott ist ein Geist, und die ihn
anbeten, müßen es in Geist und in
Wahrheit.
Pastor. Luther sagt von der Taufe: Wasser
thuts freilich nicht. -- Worte thun es
auch beym Gebet freylich nicht. Das
Gebet selbst, was ists ohne Handlungen?
ohne gute Gesinnungen? Gehe hin, und
versöhne dich mit deinem Bruder, und
dann komm und bete, empfinde das in-
nere Bewustseyn dieser guten That, und
dieses Bewustseyn opfre Gott dafür! dank
ihm! Warum solten wir aber auch von
einer so theuren Gab', als die Sprach' ist,
Gott nicht die Erstling' opfern? Es giebt
ein gewisses herzliches kindliches Denken,
das durchaus in Worte ausbricht. -- Wir
sind und bleiben Menschen! Das weiß der
liebe Gott, der Engel kennt und Menschen
kennt. -- Er erlaubt uns gern, ein Wört-
chen mitzureden, wenn sich unser Geist zu
seinem Schöpfer, dem Geist der Geister,
emporschwingt. -- Ich hab' einen Stum-
men
Zweiter Th. K
die Theologen ſagen, mit dem Herzen
allein, oder mit Herz, mit Hand und
Mund!
Herr v. G. Gott iſt ein Geiſt, und die ihn
anbeten, muͤßen es in Geiſt und in
Wahrheit.
Paſtor. Luther ſagt von der Taufe: Waſſer
thuts freilich nicht. — Worte thun es
auch beym Gebet freylich nicht. Das
Gebet ſelbſt, was iſts ohne Handlungen?
ohne gute Geſinnungen? Gehe hin, und
verſoͤhne dich mit deinem Bruder, und
dann komm und bete, empfinde das in-
nere Bewuſtſeyn dieſer guten That, und
dieſes Bewuſtſeyn opfre Gott dafuͤr! dank
ihm! Warum ſolten wir aber auch von
einer ſo theuren Gab’, als die Sprach’ iſt,
Gott nicht die Erſtling’ opfern? Es giebt
ein gewiſſes herzliches kindliches Denken,
das durchaus in Worte ausbricht. — Wir
ſind und bleiben Menſchen! Das weiß der
liebe Gott, der Engel kennt und Menſchen
kennt. — Er erlaubt uns gern, ein Woͤrt-
chen mitzureden, wenn ſich unſer Geiſt zu
ſeinem Schoͤpfer, dem Geiſt der Geiſter,
emporſchwingt. — Ich hab’ einen Stum-
men
Zweiter Th. K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <list>
          <item><pb facs="#f0151" n="145"/>
die Theologen &#x017F;agen, mit dem Herzen<lb/>
allein, oder mit Herz, mit Hand und<lb/>
Mund!</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> Gott i&#x017F;t ein Gei&#x017F;t, und die ihn<lb/>
anbeten, mu&#x0364;ßen es in Gei&#x017F;t und in<lb/>
Wahrheit.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">Pa&#x017F;tor.</hi> Luther &#x017F;agt von der Taufe: Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
thuts freilich nicht. &#x2014; Worte thun es<lb/>
auch beym Gebet freylich nicht. Das<lb/>
Gebet &#x017F;elb&#x017F;t, was i&#x017F;ts ohne Handlungen?<lb/>
ohne gute Ge&#x017F;innungen? Gehe hin, und<lb/>
ver&#x017F;o&#x0364;hne dich mit deinem Bruder, und<lb/>
dann komm und bete, empfinde das in-<lb/>
nere Bewu&#x017F;t&#x017F;eyn die&#x017F;er guten That, und<lb/>
die&#x017F;es Bewu&#x017F;t&#x017F;eyn opfre Gott dafu&#x0364;r! dank<lb/>
ihm! Warum &#x017F;olten wir aber auch von<lb/>
einer &#x017F;o theuren Gab&#x2019;, als die Sprach&#x2019; i&#x017F;t,<lb/>
Gott nicht die Er&#x017F;tling&#x2019; opfern? Es giebt<lb/>
ein gewi&#x017F;&#x017F;es herzliches kindliches Denken,<lb/>
das durchaus in Worte ausbricht. &#x2014; Wir<lb/>
&#x017F;ind und bleiben Men&#x017F;chen! Das weiß der<lb/>
liebe Gott, der Engel kennt und Men&#x017F;chen<lb/>
kennt. &#x2014; Er erlaubt uns gern, ein Wo&#x0364;rt-<lb/>
chen mitzureden, wenn &#x017F;ich un&#x017F;er Gei&#x017F;t zu<lb/>
&#x017F;einem Scho&#x0364;pfer, dem Gei&#x017F;t der Gei&#x017F;ter,<lb/>
empor&#x017F;chwingt. &#x2014; Ich hab&#x2019; einen Stum-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Zweiter Th.</hi> K</fw><fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></item>
        </list>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0151] die Theologen ſagen, mit dem Herzen allein, oder mit Herz, mit Hand und Mund! Herr v. G. Gott iſt ein Geiſt, und die ihn anbeten, muͤßen es in Geiſt und in Wahrheit. Paſtor. Luther ſagt von der Taufe: Waſſer thuts freilich nicht. — Worte thun es auch beym Gebet freylich nicht. Das Gebet ſelbſt, was iſts ohne Handlungen? ohne gute Geſinnungen? Gehe hin, und verſoͤhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und bete, empfinde das in- nere Bewuſtſeyn dieſer guten That, und dieſes Bewuſtſeyn opfre Gott dafuͤr! dank ihm! Warum ſolten wir aber auch von einer ſo theuren Gab’, als die Sprach’ iſt, Gott nicht die Erſtling’ opfern? Es giebt ein gewiſſes herzliches kindliches Denken, das durchaus in Worte ausbricht. — Wir ſind und bleiben Menſchen! Das weiß der liebe Gott, der Engel kennt und Menſchen kennt. — Er erlaubt uns gern, ein Woͤrt- chen mitzureden, wenn ſich unſer Geiſt zu ſeinem Schoͤpfer, dem Geiſt der Geiſter, emporſchwingt. — Ich hab’ einen Stum- men Zweiter Th. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/151
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/151>, abgerufen am 28.11.2024.