auch versichert' er mich hoch und theuer, daß er unmöglich von hinnen ziehen können, oh- ne der Frau Pastorin, der Mutter seines zweyten Herrn, aufzuwarten. -- Es kam mir vor, daß Gottfried sehr geweint hatte, und wie konnte dies fehlen, da er von den Ermahnungen einer Pastorin kam? Eine schriftlich' Instruktion schien er so wenig, als der Conversus zu haben, allein man sah dem ehrlichen Gottfrieden einen geheimen Auftrag an. Ich war inzwischen viel zu sehr ein Sohn meines Vaters, um desfals mit Gottfrieden eine Untersuchung anzustellen. -- Mein Reisegefehrt' und ich gingen zu Bett, als wenn wir wirklich schon unsern Stab in ein fremdes Land gesetzet hätten. Wie ge- fälts dir hier? fieng er an. Wie in Cur- land, erwiedert' ich, es ist überall Gottes Erd- boden.
Schon mehr als ein und zweymal ist auf den vorigen Blättern an Königberg gedacht, auch hab ich bemerkt, wie dieses der Ort un- serer Bestimmung war, welches beyde Vä- ter abvotirt hatten: indeßen war es nur ein Interlocut, die Definitivsentenz solte nach- folgen, -- wenn wir unsern Vätern von unserm academischen Leben zu Königsberg in
Preus-
auch verſichert’ er mich hoch und theuer, daß er unmoͤglich von hinnen ziehen koͤnnen, oh- ne der Frau Paſtorin, der Mutter ſeines zweyten Herrn, aufzuwarten. — Es kam mir vor, daß Gottfried ſehr geweint hatte, und wie konnte dies fehlen, da er von den Ermahnungen einer Paſtorin kam? Eine ſchriftlich’ Inſtruktion ſchien er ſo wenig, als der Converſus zu haben, allein man ſah dem ehrlichen Gottfrieden einen geheimen Auftrag an. Ich war inzwiſchen viel zu ſehr ein Sohn meines Vaters, um desfals mit Gottfrieden eine Unterſuchung anzuſtellen. — Mein Reiſegefehrt’ und ich gingen zu Bett, als wenn wir wirklich ſchon unſern Stab in ein fremdes Land geſetzet haͤtten. Wie ge- faͤlts dir hier? fieng er an. Wie in Cur- land, erwiedert’ ich, es iſt uͤberall Gottes Erd- boden.
Schon mehr als ein und zweymal iſt auf den vorigen Blaͤttern an Koͤnigberg gedacht, auch hab ich bemerkt, wie dieſes der Ort un- ſerer Beſtimmung war, welches beyde Vaͤ- ter abvotirt hatten: indeßen war es nur ein Interlocut, die Definitivſentenz ſolte nach- folgen, — wenn wir unſern Vaͤtern von unſerm academiſchen Leben zu Koͤnigsberg in
Preuſ-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0134"n="128"/>
auch verſichert’ er mich hoch und theuer, daß<lb/>
er unmoͤglich von hinnen ziehen koͤnnen, oh-<lb/>
ne der Frau Paſtorin, der Mutter ſeines<lb/>
zweyten Herrn, aufzuwarten. — Es kam<lb/>
mir vor, daß Gottfried ſehr geweint hatte,<lb/>
und wie konnte dies fehlen, da er von den<lb/>
Ermahnungen einer Paſtorin kam? Eine<lb/>ſchriftlich’ Inſtruktion ſchien er ſo wenig, als<lb/>
der Converſus zu haben, allein man ſah dem<lb/>
ehrlichen Gottfrieden einen geheimen Auftrag<lb/>
an. Ich war inzwiſchen viel zu ſehr ein<lb/>
Sohn meines Vaters, um desfals mit<lb/>
Gottfrieden eine Unterſuchung anzuſtellen. —<lb/>
Mein Reiſegefehrt’ und ich gingen zu Bett,<lb/>
als wenn wir wirklich ſchon unſern Stab in<lb/>
ein fremdes Land geſetzet haͤtten. Wie ge-<lb/>
faͤlts dir hier? fieng er an. Wie in Cur-<lb/>
land, erwiedert’ ich, es iſt uͤberall Gottes Erd-<lb/>
boden.</p><lb/><p>Schon mehr als ein und zweymal iſt auf<lb/>
den vorigen Blaͤttern an Koͤnigberg gedacht,<lb/>
auch hab ich bemerkt, wie dieſes der Ort un-<lb/>ſerer Beſtimmung war, welches beyde Vaͤ-<lb/>
ter abvotirt hatten: indeßen war es nur ein<lb/>
Interlocut, die Definitivſentenz ſolte nach-<lb/>
folgen, — wenn wir unſern Vaͤtern von<lb/>
unſerm academiſchen Leben zu Koͤnigsberg in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Preuſ-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[128/0134]
auch verſichert’ er mich hoch und theuer, daß
er unmoͤglich von hinnen ziehen koͤnnen, oh-
ne der Frau Paſtorin, der Mutter ſeines
zweyten Herrn, aufzuwarten. — Es kam
mir vor, daß Gottfried ſehr geweint hatte,
und wie konnte dies fehlen, da er von den
Ermahnungen einer Paſtorin kam? Eine
ſchriftlich’ Inſtruktion ſchien er ſo wenig, als
der Converſus zu haben, allein man ſah dem
ehrlichen Gottfrieden einen geheimen Auftrag
an. Ich war inzwiſchen viel zu ſehr ein
Sohn meines Vaters, um desfals mit
Gottfrieden eine Unterſuchung anzuſtellen. —
Mein Reiſegefehrt’ und ich gingen zu Bett,
als wenn wir wirklich ſchon unſern Stab in
ein fremdes Land geſetzet haͤtten. Wie ge-
faͤlts dir hier? fieng er an. Wie in Cur-
land, erwiedert’ ich, es iſt uͤberall Gottes Erd-
boden.
Schon mehr als ein und zweymal iſt auf
den vorigen Blaͤttern an Koͤnigberg gedacht,
auch hab ich bemerkt, wie dieſes der Ort un-
ſerer Beſtimmung war, welches beyde Vaͤ-
ter abvotirt hatten: indeßen war es nur ein
Interlocut, die Definitivſentenz ſolte nach-
folgen, — wenn wir unſern Vaͤtern von
unſerm academiſchen Leben zu Koͤnigsberg in
Preuſ-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/134>, abgerufen am 09.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.