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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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diesem Ehrenmann um so angemessener schien
als gerad' über ein Eyerbehältnis stand;
stieg ich herab, und meine Mutter umfing
und küßte mich. Es war dieses eine feier-
liche Umhalsung eine Accolate und nun? --
meine Leser werden es mir verzeihen, daß
ich sie so lange im Finstern gelassen; Ohne zu
bemerken daß meine Mutter vier Lichte auf
dem Tisch angezündet hatte auf welches Ca-
strum Doloris
der Wohlseelige nachdem wir
ihn von den Folianten abgehoben, eine ganz
kurze Zeit zur Ausruhe hingestellt wurde.
Drey von diesen Lichtern löschte meine Mut-
ter so aus wie andre Leute ihre Lichte auslö-
schen. Das Vierte ein abgebrannter Stumpf
war wärend dieser Zeit dem Verlöschen nahe
"Komm! sieh und lerne sterben"
sagte sie mir. Ich sah ein ausgehendes
Licht und meine Mutter betete mit einer
Innbrunst die mir durch die Seele ging

-- Und wenn mir die Gedanken
vergehen wie ein Licht
das hin und her thut wanken
bis ihm die Flamm gebricht;
alsdenn fein sanft und stille
laß mich Herr! schlafen ein
nach deinem Rath und Willen
wenn kommt mein Stünde ein.

ich
D 3

dieſem Ehrenmann um ſo angemeſſener ſchien
als gerad’ uͤber ein Eyerbehaͤltnis ſtand;
ſtieg ich herab, und meine Mutter umfing
und kuͤßte mich. Es war dieſes eine feier-
liche Umhalſung eine Accolate und nun? —
meine Leſer werden es mir verzeihen, daß
ich ſie ſo lange im Finſtern gelaſſen; Ohne zu
bemerken daß meine Mutter vier Lichte auf
dem Tiſch angezuͤndet hatte auf welches Ca-
ſtrum Doloris
der Wohlſeelige nachdem wir
ihn von den Folianten abgehoben, eine ganz
kurze Zeit zur Ausruhe hingeſtellt wurde.
Drey von dieſen Lichtern loͤſchte meine Mut-
ter ſo aus wie andre Leute ihre Lichte ausloͤ-
ſchen. Das Vierte ein abgebrannter Stumpf
war waͤrend dieſer Zeit dem Verloͤſchen nahe
„Komm! ſieh und lerne ſterben„
ſagte ſie mir. Ich ſah ein ausgehendes
Licht und meine Mutter betete mit einer
Innbrunſt die mir durch die Seele ging

— Und wenn mir die Gedanken
vergehen wie ein Licht
das hin und her thut wanken
bis ihm die Flamm gebricht;
alsdenn fein ſanft und ſtille
laß mich Herr! ſchlafen ein
nach deinem Rath und Willen
wenn kommt mein Stuͤnde ein.

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[51/0059] dieſem Ehrenmann um ſo angemeſſener ſchien als gerad’ uͤber ein Eyerbehaͤltnis ſtand; ſtieg ich herab, und meine Mutter umfing und kuͤßte mich. Es war dieſes eine feier- liche Umhalſung eine Accolate und nun? — meine Leſer werden es mir verzeihen, daß ich ſie ſo lange im Finſtern gelaſſen; Ohne zu bemerken daß meine Mutter vier Lichte auf dem Tiſch angezuͤndet hatte auf welches Ca- ſtrum Doloris der Wohlſeelige nachdem wir ihn von den Folianten abgehoben, eine ganz kurze Zeit zur Ausruhe hingeſtellt wurde. Drey von dieſen Lichtern loͤſchte meine Mut- ter ſo aus wie andre Leute ihre Lichte ausloͤ- ſchen. Das Vierte ein abgebrannter Stumpf war waͤrend dieſer Zeit dem Verloͤſchen nahe „Komm! ſieh und lerne ſterben„ ſagte ſie mir. Ich ſah ein ausgehendes Licht und meine Mutter betete mit einer Innbrunſt die mir durch die Seele ging — Und wenn mir die Gedanken vergehen wie ein Licht das hin und her thut wanken bis ihm die Flamm gebricht; alsdenn fein ſanft und ſtille laß mich Herr! ſchlafen ein nach deinem Rath und Willen wenn kommt mein Stuͤnde ein. ich D 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/59>, abgerufen am 04.10.2024.