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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Theil hätt ich noch viel zu sagen: vielleicht aber heißt
es auch von vielen meiner kritischen Leser, wie von
meinem Vater und mir:
ihr könnet es nicht tragen!
Da jede Stadt, jeder Flecken zwey Thore hat, ei-
nes beym Eingang', und eines beym Ausgange; so
sey es mir erlaubt, denen, die in diesem Theile zu we-
nig Geschichte gehabt, schlüßlich den Trost zu laßen,
daß die folgenden Bände sie entschädigen werden.
Wer Romane ließt, sieht die Welt im optischen Ka-
sten, ist in Venedig, Paris und Londen, je nach-
dem die Bilder vorgeschoben werden. Dieses sey
ein Wort ans Herz für die, welche meinen Le-
benslauf
zu sehr als Lebenslauf finden: wo die
Einheit der Zeit und des Ortes zu enge das Ver-
gnügen verschränckt, denn wenn gleich meine Leser
offt nur Thal, Berg und Gesträuch gesehen haben; so
war es doch wenigstens nicht durchs Glas. Ein an-
dermal von der gerechten Klage über die verkehrte
Welt, daß Geschicht in vielen Fällen Roman, und
Roman Geschichte geworden! -- -- --

Ich wiederhohle, daß ich mich befugt glaube, auf
ein forum privilegiatum Anspruch machen zu können,
und nicht verbunden zu seyn, überall Recht oder Un-
recht nehmen zu müßen. Druckfehler wolle der ge-
rechte Richter (ich habe schon anders wo, eben da
mir eine Lese und Buch stabierrecension über ein
gewißes Buch zu Gesichte kam, gesagt, wie weit ich
vom Druckorte bin, und füge diesem Umstande noch
hinzu, daß ich sehr unleserlich schreibe) nicht rügen,
und der geneigte Leser selbst verbeßern. -- Mein Weib
und Kind bitten zu grüßen. --

Es mag übrigens dieser Nachtrag, wenn er nicht
als ein zierlicher Nachbericht gelten kann, als ein Co-
dicill, als eine donatio mortis caussa, als ein Aver-
tißement auf Blaupapier, oder eine Nachricht für
den Buchbinder angesehen werden.



Theil haͤtt ich noch viel zu ſagen: vielleicht aber heißt
es auch von vielen meiner kritiſchen Leſer, wie von
meinem Vater und mir:
ihr koͤnnet es nicht tragen!
Da jede Stadt, jeder Flecken zwey Thore hat, ei-
nes beym Eingang’, und eines beym Ausgange; ſo
ſey es mir erlaubt, denen, die in dieſem Theile zu we-
nig Geſchichte gehabt, ſchluͤßlich den Troſt zu laßen,
daß die folgenden Baͤnde ſie entſchaͤdigen werden.
Wer Romane ließt, ſieht die Welt im optiſchen Ka-
ſten, iſt in Venedig, Paris und Londen, je nach-
dem die Bilder vorgeſchoben werden. Dieſes ſey
ein Wort ans Herz fuͤr die, welche meinen Le-
benslauf
zu ſehr als Lebenslauf finden: wo die
Einheit der Zeit und des Ortes zu enge das Ver-
gnuͤgen verſchraͤnckt, denn wenn gleich meine Leſer
offt nur Thal, Berg und Geſtraͤuch geſehen haben; ſo
war es doch wenigſtens nicht durchs Glas. Ein an-
dermal von der gerechten Klage uͤber die verkehrte
Welt, daß Geſchicht in vielen Faͤllen Roman, und
Roman Geſchichte geworden! — — —

Ich wiederhohle, daß ich mich befugt glaube, auf
ein forum privilegiatum Anſpruch machen zu koͤnnen,
und nicht verbunden zu ſeyn, uͤberall Recht oder Un-
recht nehmen zu muͤßen. Druckfehler wolle der ge-
rechte Richter (ich habe ſchon anders wo, eben da
mir eine Leſe und Buch ſtabierrecenſion uͤber ein
gewißes Buch zu Geſichte kam, geſagt, wie weit ich
vom Druckorte bin, und fuͤge dieſem Umſtande noch
hinzu, daß ich ſehr unleſerlich ſchreibe) nicht ruͤgen,
und der geneigte Leſer ſelbſt verbeßern. — Mein Weib
und Kind bitten zu gruͤßen. —

Es mag uͤbrigens dieſer Nachtrag, wenn er nicht
als ein zierlicher Nachbericht gelten kann, als ein Co-
dicill, als eine donatio mortis causſa, als ein Aver-
tißement auf Blaupapier, oder eine Nachricht fuͤr
den Buchbinder angeſehen werden.



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[526/0542] Theil haͤtt ich noch viel zu ſagen: vielleicht aber heißt es auch von vielen meiner kritiſchen Leſer, wie von meinem Vater und mir: ihr koͤnnet es nicht tragen! Da jede Stadt, jeder Flecken zwey Thore hat, ei- nes beym Eingang’, und eines beym Ausgange; ſo ſey es mir erlaubt, denen, die in dieſem Theile zu we- nig Geſchichte gehabt, ſchluͤßlich den Troſt zu laßen, daß die folgenden Baͤnde ſie entſchaͤdigen werden. Wer Romane ließt, ſieht die Welt im optiſchen Ka- ſten, iſt in Venedig, Paris und Londen, je nach- dem die Bilder vorgeſchoben werden. Dieſes ſey ein Wort ans Herz fuͤr die, welche meinen Le- benslauf zu ſehr als Lebenslauf finden: wo die Einheit der Zeit und des Ortes zu enge das Ver- gnuͤgen verſchraͤnckt, denn wenn gleich meine Leſer offt nur Thal, Berg und Geſtraͤuch geſehen haben; ſo war es doch wenigſtens nicht durchs Glas. Ein an- dermal von der gerechten Klage uͤber die verkehrte Welt, daß Geſchicht in vielen Faͤllen Roman, und Roman Geſchichte geworden! — — — Ich wiederhohle, daß ich mich befugt glaube, auf ein forum privilegiatum Anſpruch machen zu koͤnnen, und nicht verbunden zu ſeyn, uͤberall Recht oder Un- recht nehmen zu muͤßen. Druckfehler wolle der ge- rechte Richter (ich habe ſchon anders wo, eben da mir eine Leſe und Buch ſtabierrecenſion uͤber ein gewißes Buch zu Geſichte kam, geſagt, wie weit ich vom Druckorte bin, und fuͤge dieſem Umſtande noch hinzu, daß ich ſehr unleſerlich ſchreibe) nicht ruͤgen, und der geneigte Leſer ſelbſt verbeßern. — Mein Weib und Kind bitten zu gruͤßen. — Es mag uͤbrigens dieſer Nachtrag, wenn er nicht als ein zierlicher Nachbericht gelten kann, als ein Co- dicill, als eine donatio mortis causſa, als ein Aver- tißement auf Blaupapier, oder eine Nachricht fuͤr den Buchbinder angeſehen werden.

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/542>, abgerufen am 22.11.2024.