Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.
Hähnen. Der Generalstittel steht dem Hahn besser an. Hiemit genug vom Muth. Es sieht thrasonisch aus, viel über den Muth zu sprechen. Der Muth hat keine Theorie; er fängt mit der Praxis an, und hört mit der Theorie auf. -- Der jüngere Herr v. G. Bruder, du redst wie ein Buch. Was ist thrasonisch? Ich. prahlhänsisch -- Kein Wort vom Muth mehr. -- Der jüngere Herr v. G. Meinetwegen. Herr v. W. Die Art, Geschenke zu ma- chen. -- Pastor. Das hab ich nie geleugnet. Es ist der Schlüßel zum geheimsten Herzens Kämmerlein, der eine drückt in die Hand, der andre legt es unvermerkt auf den Tisch, dieser giebt in Papier gewickelt, der in Geld, der in Geldes werth, dieser wird roth, der blas -- der sieht freundlich aus, der, als ob er im Spiel verlohren, der andächtig, als wenn er Etwas in den Gotteskasten legt, und vom lieben Gott einen Wechselbrief ent- gegen nimmt, oder ihn bezieht, der als wenn er die Musicanten bezahlt und von ihnen er- wartet, daß sie ihm den Danck vorgeigen möchten. Jeder Grif bey allen diesen Arten ist
Haͤhnen. Der Generalstittel ſteht dem Hahn beſſer an. Hiemit genug vom Muth. Es ſieht thraſoniſch aus, viel uͤber den Muth zu ſprechen. Der Muth hat keine Theorie; er faͤngt mit der Praxis an, und hoͤrt mit der Theorie auf. — Der juͤngere Herr v. G. Bruder, du redſt wie ein Buch. Was iſt thraſoniſch? Ich. prahlhaͤnſiſch — Kein Wort vom Muth mehr. — Der juͤngere Herr v. G. Meinetwegen. Herr v. W. Die Art, Geſchenke zu ma- chen. — Paſtor. Das hab ich nie geleugnet. Es iſt der Schluͤßel zum geheimſten Herzens Kaͤmmerlein, der eine druͤckt in die Hand, der andre legt es unvermerkt auf den Tiſch, dieſer giebt in Papier gewickelt, der in Geld, der in Geldes werth, dieſer wird roth, der blas — der ſieht freundlich aus, der, als ob er im Spiel verlohren, der andaͤchtig, als wenn er Etwas in den Gotteskaſten legt, und vom lieben Gott einen Wechſelbrief ent- gegen nimmt, oder ihn bezieht, der als wenn er die Muſicanten bezahlt und von ihnen er- wartet, daß ſie ihm den Danck vorgeigen moͤchten. Jeder Grif bey allen dieſen Arten iſt
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Haͤhnen. Der Generalstittel ſteht dem Hahn
beſſer an. Hiemit genug vom Muth. Es
ſieht thraſoniſch aus, viel uͤber den Muth zu
ſprechen. Der Muth hat keine Theorie; er
faͤngt mit der Praxis an, und hoͤrt mit der
Theorie auf. —
Der juͤngere Herr v. G. Bruder, du redſt
wie ein Buch. Was iſt thraſoniſch?
Ich. prahlhaͤnſiſch — Kein Wort vom
Muth mehr. —
Der juͤngere Herr v. G. Meinetwegen.
Herr v. W. Die Art, Geſchenke zu ma-
chen. —
Paſtor. Das hab ich nie geleugnet. Es
iſt der Schluͤßel zum geheimſten Herzens
Kaͤmmerlein, der eine druͤckt in die Hand,
der andre legt es unvermerkt auf den Tiſch,
dieſer giebt in Papier gewickelt, der in Geld,
der in Geldes werth, dieſer wird roth, der
blas — der ſieht freundlich aus, der, als
ob er im Spiel verlohren, der andaͤchtig, als
wenn er Etwas in den Gotteskaſten legt,
und vom lieben Gott einen Wechſelbrief ent-
gegen nimmt, oder ihn bezieht, der als wenn
er die Muſicanten bezahlt und von ihnen er-
wartet, daß ſie ihm den Danck vorgeigen
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/454>, abgerufen am 26.06.2024. |