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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Fundgrube, und du erniedrigest sie. Wo
ist eine, in der mehr Saamen zur Höflichkeit
keimt? --
Herr v. G. In meiner deutschen Sprache
nicht. --
Herr v. W. So sprichst du die curländisch-
deutsche, das ist, eine Sprache, die man so
gut, wie die cursche, undeutsch nennen könnte.
Herr v. G. Wenn du behauptest, die deut-
sche Sprache sey höflich; so behaupt ich, sie
sey grob, wenigstens ist sie beydes in glei-
chem Grad. So lang das verdammte Wort
Dero drinn ist, hat das Genie einen Todt-
feind in der Sprache. Entweder alles Sie,
oder alles Du, sonst -- daß Euch der
Teufel mit Eurem Ew. Hochwohlgebohrnen --
Herr v. W. Herr Bruder, das ist noch
der einzigste Beweis, daß wir der Deutschen
Nachbaren sind -- sonst wären wir Barba-
ren, in diesem verfluchten Dulande.
Herr v. G. Wir sollten hier in Norden
kurz seyn. Die Worte frieren sonst im
Munde.
Herr v. W. Und ich denck' in Süden hat
man nicht Lust den Mund zu bewegen. Re-
den ist eine Bewegung --

Herr v. G.
Fundgrube, und du erniedrigeſt ſie. Wo
iſt eine, in der mehr Saamen zur Hoͤflichkeit
keimt? —
Herr v. G. In meiner deutſchen Sprache
nicht. —
Herr v. W. So ſprichſt du die curlaͤndiſch-
deutſche, das iſt, eine Sprache, die man ſo
gut, wie die curſche, undeutſch nennen koͤnnte.
Herr v. G. Wenn du behaupteſt, die deut-
ſche Sprache ſey hoͤflich; ſo behaupt ich, ſie
ſey grob, wenigſtens iſt ſie beydes in glei-
chem Grad. So lang das verdammte Wort
Dero drinn iſt, hat das Genie einen Todt-
feind in der Sprache. Entweder alles Sie,
oder alles Du, ſonſt — daß Euch der
Teufel mit Eurem Ew. Hochwohlgebohrnen —
Herr v. W. Herr Bruder, das iſt noch
der einzigſte Beweis, daß wir der Deutſchen
Nachbaren ſind — ſonſt waͤren wir Barba-
ren, in dieſem verfluchten Dulande.
Herr v. G. Wir ſollten hier in Norden
kurz ſeyn. Die Worte frieren ſonſt im
Munde.
Herr v. W. Und ich denck’ in Suͤden hat
man nicht Luſt den Mund zu bewegen. Re-
den iſt eine Bewegung —

Herr v. G.
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[432/0444] Fundgrube, und du erniedrigeſt ſie. Wo iſt eine, in der mehr Saamen zur Hoͤflichkeit keimt? — Herr v. G. In meiner deutſchen Sprache nicht. — Herr v. W. So ſprichſt du die curlaͤndiſch- deutſche, das iſt, eine Sprache, die man ſo gut, wie die curſche, undeutſch nennen koͤnnte. Herr v. G. Wenn du behaupteſt, die deut- ſche Sprache ſey hoͤflich; ſo behaupt ich, ſie ſey grob, wenigſtens iſt ſie beydes in glei- chem Grad. So lang das verdammte Wort Dero drinn iſt, hat das Genie einen Todt- feind in der Sprache. Entweder alles Sie, oder alles Du, ſonſt — daß Euch der Teufel mit Eurem Ew. Hochwohlgebohrnen — Herr v. W. Herr Bruder, das iſt noch der einzigſte Beweis, daß wir der Deutſchen Nachbaren ſind — ſonſt waͤren wir Barba- ren, in dieſem verfluchten Dulande. Herr v. G. Wir ſollten hier in Norden kurz ſeyn. Die Worte frieren ſonſt im Munde. Herr v. W. Und ich denck’ in Suͤden hat man nicht Luſt den Mund zu bewegen. Re- den iſt eine Bewegung — Herr v. G.

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/444>, abgerufen am 27.11.2024.