führt. Ein immerwährender ist unter euch, Hochgelahrten Herren, nicht möglich. -- Laßen Sie uns einmal von uns selbst eins plaudern. Wir verdienen, daß wir uns eins versetzen; wir wollen aber das ganze Geschlecht zur Gesellschaft mitnehmen. Ich hab es, glaub ich, von Ihnen, wer gen Him- mel fahren will, muß erst Höllenfahrt halten. Wer Gott erkennen will, erkenne sich erst selbst. Nosce te ipsum. Das ist die Lehre von Buße und Glauben. --
Vater.Das Wörtchen ich ist ein Ge- mählde der Seelen! es will mehr sagen, als Singularis. Es ist der Singularis im Su- perlativo. Ich ist natürlicher Werth, du, er, wir, ihr, sie, nur in so weit ich voraus- steht. So lang es heißt ich ists recht, sagt man aber ich selbst; so ist man kranck, und recipe: den Menschen von sich selbst abzu- ziehen. Bey der Noth meines Nachbars denck ich an meine Sicherheit, wenn man den Nachbar wegen seines Eheproceßes be- klagt, denckt man an seine Frau. Dem Rei- chen immer den ersten Stuhl, man könnte ihn, denckt man, doch wohl nöthig haben. Die Gegend aus meinem Fenster ist die schön- ste, das Landgut meines Freundes das schat-
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fuͤhrt. Ein immerwaͤhrender iſt unter euch, Hochgelahrten Herren, nicht moͤglich. — Laßen Sie uns einmal von uns ſelbſt eins plaudern. Wir verdienen, daß wir uns eins verſetzen; wir wollen aber das ganze Geſchlecht zur Geſellſchaft mitnehmen. Ich hab es, glaub ich, von Ihnen, wer gen Him- mel fahren will, muß erſt Hoͤllenfahrt halten. Wer Gott erkennen will, erkenne ſich erſt ſelbſt. Noſce te ipſum. Das iſt die Lehre von Buße und Glauben. —
Vater.Das Woͤrtchen ich iſt ein Ge- maͤhlde der Seelen! es will mehr ſagen, als Singularis. Es iſt der Singularis im Su- perlativo. Ich iſt natuͤrlicher Werth, du, er, wir, ihr, ſie, nur in ſo weit ich voraus- ſteht. So lang es heißt ich iſts recht, ſagt man aber ich ſelbſt; ſo iſt man kranck, und recipe: den Menſchen von ſich ſelbſt abzu- ziehen. Bey der Noth meines Nachbars denck ich an meine Sicherheit, wenn man den Nachbar wegen ſeines Eheproceßes be- klagt, denckt man an ſeine Frau. Dem Rei- chen immer den erſten Stuhl, man koͤnnte ihn, denckt man, doch wohl noͤthig haben. Die Gegend aus meinem Fenſter iſt die ſchoͤn- ſte, das Landgut meines Freundes das ſchat-
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fuͤhrt. Ein immerwaͤhrender iſt unter euch,
Hochgelahrten Herren, nicht moͤglich. —
Laßen Sie uns einmal von uns ſelbſt eins
plaudern. Wir verdienen, daß wir uns
eins verſetzen; wir wollen aber das ganze
Geſchlecht zur Geſellſchaft mitnehmen. Ich
hab es, glaub ich, von Ihnen, wer gen Him-
mel fahren will, muß erſt Hoͤllenfahrt halten.
Wer Gott erkennen will, erkenne ſich erſt
ſelbſt. Noſce te ipſum. Das iſt die Lehre
von Buße und Glauben. —
Vater. Das Woͤrtchen ich iſt ein Ge-
maͤhlde der Seelen! es will mehr ſagen, als
Singularis. Es iſt der Singularis im Su-
perlativo. Ich iſt natuͤrlicher Werth, du,
er, wir, ihr, ſie, nur in ſo weit ich voraus-
ſteht. So lang es heißt ich iſts recht, ſagt
man aber ich ſelbſt; ſo iſt man kranck, und
recipe: den Menſchen von ſich ſelbſt abzu-
ziehen. Bey der Noth meines Nachbars
denck ich an meine Sicherheit, wenn man
den Nachbar wegen ſeines Eheproceßes be-
klagt, denckt man an ſeine Frau. Dem Rei-
chen immer den erſten Stuhl, man koͤnnte
ihn, denckt man, doch wohl noͤthig haben.
Die Gegend aus meinem Fenſter iſt die ſchoͤn-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/408>, abgerufen am 08.07.2024.
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