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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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fürs Haus Verstand hätte: aber verständige
kluge Schurcken kenn ich dir so gut, als meine
Kugel, Schrot, Wind, Bürschbüchsen. Ge-
wehr auf ein Haar. Ich weiß den Unter-
schied zwischen beherzt und gutherzig; allein
Herz ist hohl mich -- Herz. Es kommt alles
auf eins. Du wirst dein Lebtag nicht einen
beherzten Mann kennen, der nicht mitleidig,
großmüthig, gutthätig ist, und sein Paar
Tropfen weinen kann. Verstand! Sieh doch!
was ihr Weiber dies Wort in den kleinen
Mund nehmt. Dies Wort ist mit Ew. Gna-
den Erlaubniß generis masculini, oder wenn
du es im Deutschen haben wilst: Es hat
Haar um den Bart --
Frau v. G. Wird aber oft kahl geschoren.
Herr v. G. Einfall! Euretwegen aber
wächst wieder. Ha, gnädige Frau, wie ge-
fällt Ihnen meine Predigt in der freyen Luft?
Die Anwendung werden Sie selbst machen.
Frau v. G. Sie ist gemacht --
Herr v. G. Darf ich wißen?
Frau v. G. Mich dünckt, es zeigt wenig
Verstand, Böses von seinen Kindern zu spre-
chen. Monsieur -- der Herr -- wolt' ich
sagen, wird sich einen schönen Begriff vom
Juncker machen.

Herr
A a 5
fuͤrs Haus Verſtand haͤtte: aber verſtaͤndige
kluge Schurcken kenn ich dir ſo gut, als meine
Kugel, Schrot, Wind, Buͤrſchbuͤchſen. Ge-
wehr auf ein Haar. Ich weiß den Unter-
ſchied zwiſchen beherzt und gutherzig; allein
Herz iſt hohl mich — Herz. Es kommt alles
auf eins. Du wirſt dein Lebtag nicht einen
beherzten Mann kennen, der nicht mitleidig,
großmuͤthig, gutthaͤtig iſt, und ſein Paar
Tropfen weinen kann. Verſtand! Sieh doch!
was ihr Weiber dies Wort in den kleinen
Mund nehmt. Dies Wort iſt mit Ew. Gna-
den Erlaubniß generis maſculini, oder wenn
du es im Deutſchen haben wilſt: Es hat
Haar um den Bart —
Frau v. G. Wird aber oft kahl geſchoren.
Herr v. G. Einfall! Euretwegen aber
waͤchſt wieder. Ha, gnaͤdige Frau, wie ge-
faͤllt Ihnen meine Predigt in der freyen Luft?
Die Anwendung werden Sie ſelbſt machen.
Frau v. G. Sie iſt gemacht —
Herr v. G. Darf ich wißen?
Frau v. G. Mich duͤnckt, es zeigt wenig
Verſtand, Boͤſes von ſeinen Kindern zu ſpre-
chen. Monſieur — der Herr — wolt’ ich
ſagen, wird ſich einen ſchoͤnen Begriff vom
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Herr
A a 5
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[375/0387] fuͤrs Haus Verſtand haͤtte: aber verſtaͤndige kluge Schurcken kenn ich dir ſo gut, als meine Kugel, Schrot, Wind, Buͤrſchbuͤchſen. Ge- wehr auf ein Haar. Ich weiß den Unter- ſchied zwiſchen beherzt und gutherzig; allein Herz iſt hohl mich — Herz. Es kommt alles auf eins. Du wirſt dein Lebtag nicht einen beherzten Mann kennen, der nicht mitleidig, großmuͤthig, gutthaͤtig iſt, und ſein Paar Tropfen weinen kann. Verſtand! Sieh doch! was ihr Weiber dies Wort in den kleinen Mund nehmt. Dies Wort iſt mit Ew. Gna- den Erlaubniß generis maſculini, oder wenn du es im Deutſchen haben wilſt: Es hat Haar um den Bart — Frau v. G. Wird aber oft kahl geſchoren. Herr v. G. Einfall! Euretwegen aber waͤchſt wieder. Ha, gnaͤdige Frau, wie ge- faͤllt Ihnen meine Predigt in der freyen Luft? Die Anwendung werden Sie ſelbſt machen. Frau v. G. Sie iſt gemacht — Herr v. G. Darf ich wißen? Frau v. G. Mich duͤnckt, es zeigt wenig Verſtand, Boͤſes von ſeinen Kindern zu ſpre- chen. Monſieur — der Herr — wolt’ ich ſagen, wird ſich einen ſchoͤnen Begriff vom Juncker machen. Herr A a 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/387>, abgerufen am 25.11.2024.