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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Ich. Wie kommt das?
Vater. Bette und Nester müßen nicht
kalt werden. Ein neuer Bezug kostet mir zu
Hause zwo schlaflose Stunden, ein neues
Bett anderthalb Nächte.
Ich. Ich habe den neuen Bezug mit ei-
ner halben Stunde bezahlt, vom neuen Bette
weiß ich seit sechs Stunden erst mitzureden.
Vater. Hätten wir keine Betten, wür-
den wir nicht diesen Schlafzoll bezahlen. Es
ist viel davon zu sagen. Wenn ja der Mensch
nicht in sich selbst Wärme hätte, solt' er
nach der Vorschrift der Natur auf Haarbet-
ten ruhen.
Ich. Ich will's versuchen --
Vater. Wenns nur nicht zu spät ist.
Deine Mutter trägt die Schuld, daß dein
Blut Federn kennet. Mich freuts, daß du
diese Nacht so wenig mit dem Schlaf ge-
zanckt
-- Wir haben beyde gethan, als
schliefen wir. Wer sich mit dem Schlaf über-
wirft, zieht immer den kürzern.
Ich. Aber mit einmal Aufstand machen,
und dem Schlaf zeigen, daß man sein Sclave
nicht sey. Was meinst du, Vater?
Vater. Recht! in allen Fällen, nur nicht,
wenn ein neues Bett daran Schuld ist. Der
Schlaf
Z 2
Ich. Wie kommt das?
Vater. Bette und Neſter muͤßen nicht
kalt werden. Ein neuer Bezug koſtet mir zu
Hauſe zwo ſchlafloſe Stunden, ein neues
Bett anderthalb Naͤchte.
Ich. Ich habe den neuen Bezug mit ei-
ner halben Stunde bezahlt, vom neuen Bette
weiß ich ſeit ſechs Stunden erſt mitzureden.
Vater. Haͤtten wir keine Betten, wuͤr-
den wir nicht dieſen Schlafzoll bezahlen. Es
iſt viel davon zu ſagen. Wenn ja der Menſch
nicht in ſich ſelbſt Waͤrme haͤtte, ſolt’ er
nach der Vorſchrift der Natur auf Haarbet-
ten ruhen.
Ich. Ich will’s verſuchen —
Vater. Wenns nur nicht zu ſpaͤt iſt.
Deine Mutter traͤgt die Schuld, daß dein
Blut Federn kennet. Mich freuts, daß du
dieſe Nacht ſo wenig mit dem Schlaf ge-
zanckt
— Wir haben beyde gethan, als
ſchliefen wir. Wer ſich mit dem Schlaf uͤber-
wirft, zieht immer den kuͤrzern.
Ich. Aber mit einmal Aufſtand machen,
und dem Schlaf zeigen, daß man ſein Sclave
nicht ſey. Was meinſt du, Vater?
Vater. Recht! in allen Faͤllen, nur nicht,
wenn ein neues Bett daran Schuld iſt. Der
Schlaf
Z 2
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[353/0365] Ich. Wie kommt das? Vater. Bette und Neſter muͤßen nicht kalt werden. Ein neuer Bezug koſtet mir zu Hauſe zwo ſchlafloſe Stunden, ein neues Bett anderthalb Naͤchte. Ich. Ich habe den neuen Bezug mit ei- ner halben Stunde bezahlt, vom neuen Bette weiß ich ſeit ſechs Stunden erſt mitzureden. Vater. Haͤtten wir keine Betten, wuͤr- den wir nicht dieſen Schlafzoll bezahlen. Es iſt viel davon zu ſagen. Wenn ja der Menſch nicht in ſich ſelbſt Waͤrme haͤtte, ſolt’ er nach der Vorſchrift der Natur auf Haarbet- ten ruhen. Ich. Ich will’s verſuchen — Vater. Wenns nur nicht zu ſpaͤt iſt. Deine Mutter traͤgt die Schuld, daß dein Blut Federn kennet. Mich freuts, daß du dieſe Nacht ſo wenig mit dem Schlaf ge- zanckt — Wir haben beyde gethan, als ſchliefen wir. Wer ſich mit dem Schlaf uͤber- wirft, zieht immer den kuͤrzern. Ich. Aber mit einmal Aufſtand machen, und dem Schlaf zeigen, daß man ſein Sclave nicht ſey. Was meinſt du, Vater? Vater. Recht! in allen Faͤllen, nur nicht, wenn ein neues Bett daran Schuld iſt. Der Schlaf Z 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/365>, abgerufen am 27.11.2024.