Wer am Wege baut, hat viele Meister. Leihe nicht einem Gewaltigern denn du bist. Leihest du aber, so acht es gestreut auf einem undanckbaren Acker. Brich den Hungrigen dein Brod, und so du einen nackt siehest, glaube daß ein Loch in deinem Strumpfe sey. Na- ckend bist du von deiner Mutter Leibe gekom- men, und nackend wirst du auch heimfahren aus diesem Elend. Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen. Halleluja! Ein neuer Freund ist ein neuer Wein, laß ihn alt werden, und denn koste ihn und siehe da, solch ein Wein erfreuet des Menschen Herz, daß er jung wird wie ein Adler. Wer Pech angreift besudelt sich, wer mit Leidenschaft spielt, hat Lust zu betrügen, und wer offt tantzt, will heyrathen. Sey züchtig, wenn von Dingen die Red' ist, die die Natur selbst mit Feigenblättern verhangen hat. Gewöhne dich nicht zur Sängerinn, daß sie dich nicht mit einem Triller in die Flucht schlage, und dich zum schimpflichen Gefangenen mache für und für. Höre lieber eine Nachtigal, eine Lerche, oder so Etwas, und dein Gemüt wird gesund zu derselben Stund. Mit Ringen zu spielen ist nur dem Doge zu Venedig am Himmelfahrtstage erlaubt, wenn er sich mit
der
Wer am Wege baut, hat viele Meiſter. Leihe nicht einem Gewaltigern denn du biſt. Leiheſt du aber, ſo acht es geſtreut auf einem undanckbaren Acker. Brich den Hungrigen dein Brod, und ſo du einen nackt ſieheſt, glaube daß ein Loch in deinem Strumpfe ſey. Na- ckend biſt du von deiner Mutter Leibe gekom- men, und nackend wirſt du auch heimfahren aus dieſem Elend. Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen. Halleluja! Ein neuer Freund iſt ein neuer Wein, laß ihn alt werden, und denn koſte ihn und ſiehe da, ſolch ein Wein erfreuet des Menſchen Herz, daß er jung wird wie ein Adler. Wer Pech angreift beſudelt ſich, wer mit Leidenſchaft ſpielt, hat Luſt zu betruͤgen, und wer offt tantzt, will heyrathen. Sey zuͤchtig, wenn von Dingen die Red’ iſt, die die Natur ſelbſt mit Feigenblaͤttern verhangen hat. Gewoͤhne dich nicht zur Saͤngerinn, daß ſie dich nicht mit einem Triller in die Flucht ſchlage, und dich zum ſchimpflichen Gefangenen mache fuͤr und fuͤr. Hoͤre lieber eine Nachtigal, eine Lerche, oder ſo Etwas, und dein Gemuͤt wird geſund zu derſelben Stund. Mit Ringen zu ſpielen iſt nur dem Doge zu Venedig am Himmelfahrtstage erlaubt, wenn er ſich mit
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Wer am Wege baut, hat viele Meiſter.
Leihe nicht einem Gewaltigern denn du biſt.
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undanckbaren Acker. Brich den Hungrigen
dein Brod, und ſo du einen nackt ſieheſt, glaube
daß ein Loch in deinem Strumpfe ſey. Na-
ckend biſt du von deiner Mutter Leibe gekom-
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aus dieſem Elend. Der Herr hats gegeben,
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neuer Freund iſt ein neuer Wein, laß ihn alt
werden, und denn koſte ihn und ſiehe da,
ſolch ein Wein erfreuet des Menſchen Herz,
daß er jung wird wie ein Adler. Wer Pech
angreift beſudelt ſich, wer mit Leidenſchaft
ſpielt, hat Luſt zu betruͤgen, und wer offt
tantzt, will heyrathen. Sey zuͤchtig, wenn
von Dingen die Red’ iſt, die die Natur ſelbſt
mit Feigenblaͤttern verhangen hat. Gewoͤhne
dich nicht zur Saͤngerinn, daß ſie dich nicht
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dich zum ſchimpflichen Gefangenen mache fuͤr
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/313>, abgerufen am 25.11.2024.
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