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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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allein meine Grosmutter und Dockter Saft
gaben sich noch schwere Fragen auf. Vom
Kleide Adams und von seinem Nabel, vom
Apfel, den er gegeßen, von der Gesichtsfarbe
der Rahel, und über den Punckt ob Pilatus
sich mit Seife gewaschen? obgleich meiner
Mutter in ihrer Verfaßung mit nichts weni-
ger, als schweren Fragen gedient war.

Mein Vater kehrte um und erhielt Ja,
von Mutter und Tochter, ohne daß er sagen durf-
te, von wannen er käme. Wer am wenigsten
damit zufrieden war, ist keine critische Frage.
Der D. Saft sagt' indem er fortging:

Wär dieser Trost nicht kommen,
so hätt es große Noth --

Diese Spötterey hätt' ich ihm vergeben,
versicherte meine Mutter, wenn sie blos mich,
und nicht zugleich ein geistliches Lied betroffen
hätte. Pastor L -- war bitter böse, obgleich
seine Tochter ohne hitziges Fieber davon kam,
und ihr Vater das Hebräische in der Fieber-
hitze nicht prostituiren durfte. Er hielt als
Beichtvater die Traurede bey dem Myrthen-
feste meines Vaters, wobey er die Vorzüge
der ehelichen Geburt abhandelte. Hiebey fie-
len so viel Satyren auf meinen Vater, daß
der arme Mann zum allgemeinen Gelächter

wurde.

allein meine Grosmutter und Dockter Saft
gaben ſich noch ſchwere Fragen auf. Vom
Kleide Adams und von ſeinem Nabel, vom
Apfel, den er gegeßen, von der Geſichtsfarbe
der Rahel, und uͤber den Punckt ob Pilatus
ſich mit Seife gewaſchen? obgleich meiner
Mutter in ihrer Verfaßung mit nichts weni-
ger, als ſchweren Fragen gedient war.

Mein Vater kehrte um und erhielt Ja,
von Mutter und Tochter, ohne daß er ſagen durf-
te, von wannen er kaͤme. Wer am wenigſten
damit zufrieden war, iſt keine critiſche Frage.
Der D. Saft ſagt’ indem er fortging:

Waͤr dieſer Troſt nicht kommen,
ſo haͤtt es große Noth —

Dieſe Spoͤtterey haͤtt’ ich ihm vergeben,
verſicherte meine Mutter, wenn ſie blos mich,
und nicht zugleich ein geiſtliches Lied betroffen
haͤtte. Paſtor L — war bitter boͤſe, obgleich
ſeine Tochter ohne hitziges Fieber davon kam,
und ihr Vater das Hebraͤiſche in der Fieber-
hitze nicht proſtituiren durfte. Er hielt als
Beichtvater die Traurede bey dem Myrthen-
feſte meines Vaters, wobey er die Vorzuͤge
der ehelichen Geburt abhandelte. Hiebey fie-
len ſo viel Satyren auf meinen Vater, daß
der arme Mann zum allgemeinen Gelaͤchter

wurde.
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[280/0292] allein meine Grosmutter und Dockter Saft gaben ſich noch ſchwere Fragen auf. Vom Kleide Adams und von ſeinem Nabel, vom Apfel, den er gegeßen, von der Geſichtsfarbe der Rahel, und uͤber den Punckt ob Pilatus ſich mit Seife gewaſchen? obgleich meiner Mutter in ihrer Verfaßung mit nichts weni- ger, als ſchweren Fragen gedient war. Mein Vater kehrte um und erhielt Ja, von Mutter und Tochter, ohne daß er ſagen durf- te, von wannen er kaͤme. Wer am wenigſten damit zufrieden war, iſt keine critiſche Frage. Der D. Saft ſagt’ indem er fortging: Waͤr dieſer Troſt nicht kommen, ſo haͤtt es große Noth — Dieſe Spoͤtterey haͤtt’ ich ihm vergeben, verſicherte meine Mutter, wenn ſie blos mich, und nicht zugleich ein geiſtliches Lied betroffen haͤtte. Paſtor L — war bitter boͤſe, obgleich ſeine Tochter ohne hitziges Fieber davon kam, und ihr Vater das Hebraͤiſche in der Fieber- hitze nicht proſtituiren durfte. Er hielt als Beichtvater die Traurede bey dem Myrthen- feſte meines Vaters, wobey er die Vorzuͤge der ehelichen Geburt abhandelte. Hiebey fie- len ſo viel Satyren auf meinen Vater, daß der arme Mann zum allgemeinen Gelaͤchter wurde.

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/292>, abgerufen am 23.11.2024.