Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.Noch nicht sagte meine Mutter! zu mir Mein Vater ermannete sich nach einer Seine Meinung war, daß die Ver- In dieser Welt sehen wir in der Ferne der
Noch nicht ſagte meine Mutter! zu mir Mein Vater ermannete ſich nach einer Seine Meinung war, daß die Ver- In dieſer Welt ſehen wir in der Ferne der
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Noch nicht ſagte meine Mutter! zu mir
dein Aug’ iſt noch zu hell. Dies ſoll das
letzte ſeyn damit du die letzte Worte noch im
Himmel ſingen kannſt.
Mein Vater ermannete ſich nach einer
Weile um mich mit der Stadt Gottes be-
kannt zu machen. Er hatt’ einen andern
Himmel fuͤr ein Kind einen andern fuͤr meine
Jahre. Wir ſprachen viel. Ich fragt’ ihn
ſo als ob er ſchon da geweſen, und er ant-
wortete mir ſo. Ich will nur etwas an-
fuͤhren
Seine Meinung war, daß die Ver-
wandlung eben ſo groß nicht ſeyn wuͤrde.
Wir koͤnnen ſagt’ er nichts mehr durch ein
Sehrohr ſehen was wir nicht ſchon durchs
Auge geſehen haben.
In dieſer Welt ſehen wir in der Ferne
eine Menge Menſchen wie Duͤnſte aus der
Erde ſteigen, wie Geſtraͤuch — im Himmel
kommen wir dieſem Menſchenklumpen naͤher,
wir kennen ſie, wir geben ihnen die Hand,
indeſſen blieb uns wol auch in der Welt ein
Haar auf ihrem Haupte verborgen? In
der Welt iſt alles gezeichnet dort iſt’s ausge-
mahlt. Was wir hier im Kleinen ſahen,
geht uns dort im Großen auf. Was iſt in
der
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/149>, abgerufen am 16.02.2025. |