Hilty, Carl: Frauenstimmrecht. In: Hilty, Carl (Hg.): Politisches Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Bern, 1897.Frauenstimmrecht.
Dort wurde jedoch durch ein obergerichtliches Urtheildas Frauenstimmrecht beseitigt und bisher nicht wieder hergestellt. In dem ebenfalls neueren, an Wyoming an- gränzenden Staaten Colorado enthält die Verfassung den Vorbehalt das Frauenstimmrecht einzuführen, der seither zur Ausführung gelangt ist1), ebenso besteht das Frauen- stimmrecht in Utah seit 1895 wieder, nachdem es zeit- weise beseitigt war und endlich in Idaho seit 1896. Das sind jetzt die 4 (oder 5) Staaten (von 45) der nord- amerikanischen Union mit politischer Rechtsgleichheit der Frauen. Zunächst stehen vermuthlich der Einführung einer 1) Die bezügliche briefliche Berichterstattung fügt hinzu: "Les finances du Colorado sont administrees, ou du moins l'ont ete jusqu'a l'annee derniere par une demoiselle qui, bien qu'ayant du ceder pour des raisons de parti sa charge, a ete, priee de conti- nuer dans une position officieuse ses soins a l'importante admi nistration." 2) Dieser Misserfolg wurde dort wesentlich den deutschen
Stimmberechtigten zugeschrieben. Ein diesfälliger Brief an den Herausgeber sagt darüber: "Sehr viele unter ihnen betrachten sich als die Herren der Schöpfung und schauen auf das zartere Geschlecht, nach Art der Wilden, mit Geringschätzung. Namentlich sind einige Graubündner wahre Barbaren in dieser Beziehung". Frauenstimmrecht.
Dort wurde jedoch durch ein obergerichtliches Urtheildas Frauenstimmrecht beseitigt und bisher nicht wieder hergestellt. In dem ebenfalls neueren, an Wyoming an- gränzenden Staaten Colorado enthält die Verfassung den Vorbehalt das Frauenstimmrecht einzuführen, der seither zur Ausführung gelangt ist1), ebenso besteht das Frauen- stimmrecht in Utah seit 1895 wieder, nachdem es zeit- weise beseitigt war und endlich in Idaho seit 1896. Das sind jetzt die 4 (oder 5) Staaten (von 45) der nord- amerikanischen Union mit politischer Rechtsgleichheit der Frauen. Zunächst stehen vermuthlich der Einführung einer 1) Die bezügliche briefliche Berichterstattung fügt hinzu: «Les finances du Colorado sont administrées, ou du moins l'ont été jusqu'à l'année dernière par une demoiselle qui, bien qu'ayant du céder pour des raisons de parti sa charge, a été, priée de conti- nuer dans une position officieuse ses soins à l'importante admi nistration.» 2) Dieser Misserfolg wurde dort wesentlich den deutschen
Stimmberechtigten zugeschrieben. Ein diesfälliger Brief an den Herausgeber sagt darüber: «Sehr viele unter ihnen betrachten sich als die Herren der Schöpfung und schauen auf das zartere Geschlecht, nach Art der Wilden, mit Geringschätzung. Namentlich sind einige Graubündner wahre Barbaren in dieser Beziehung». <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0018" n="258"/><fw place="top" type="header">Frauenstimmrecht.</fw> Dort wurde jedoch durch ein obergerichtliches Urtheil<lb/> das Frauenstimmrecht beseitigt und bisher nicht wieder<lb/> hergestellt. In dem ebenfalls neueren, an Wyoming an-<lb/> gränzenden Staaten <hi rendition="#g">Colorado</hi> enthält die Verfassung den<lb/> Vorbehalt das Frauenstimmrecht einzuführen, der seither<lb/> zur Ausführung gelangt ist<note place="foot" n="1)">Die bezügliche briefliche Berichterstattung fügt hinzu: «Les<lb/> finances du Colorado sont administrées, ou du moins l'ont été<lb/> jusqu'à l'année dernière par une demoiselle qui, bien qu'ayant<lb/> du céder pour des raisons de parti sa charge, a été, priée de conti-<lb/> nuer dans une position officieuse ses soins à l'importante admi<lb/> nistration.»</note>, ebenso besteht das Frauen-<lb/> stimmrecht in <hi rendition="#g">Utah</hi> seit 1895 wieder, nachdem es zeit-<lb/> weise beseitigt war und endlich in <hi rendition="#g">Idaho</hi> seit 1896.<lb/> Das sind jetzt die 4 (oder 5) Staaten (von 45) der nord-<lb/> amerikanischen Union mit politischer Rechtsgleichheit der<lb/> Frauen.</p><lb/> <p>Zunächst stehen vermuthlich der Einführung einer<lb/> allgemeinen Rechtsgleichheit die amerikanischen Glieder-<lb/> staaten Nevada und Wisconsin. Ein Nachbarstaat von<lb/> Wyoming, Nebrasca, befand sich im November 1882 unmittel-<lb/> bar vor der Frage, lehnte aber damals mit Mehrheit der<lb/> abstimmenden männlichen Bevölkerung, trotz erheblicher<lb/> Agitation dafür, das Frauenstimmrecht ab<note place="foot" n="2)">Dieser Misserfolg wurde dort wesentlich den <hi rendition="#g">deutschen</hi><lb/> Stimmberechtigten zugeschrieben. Ein diesfälliger Brief an den<lb/> Herausgeber sagt darüber: «Sehr viele unter ihnen betrachten<lb/> sich als die Herren der Schöpfung und schauen auf das zartere<lb/> Geschlecht, <hi rendition="#g">nach Art der Wilden</hi>, mit Geringschätzung.<lb/> Namentlich sind einige <hi rendition="#g">Graubündner</hi> wahre Barbaren in dieser<lb/> Beziehung».</note>. Ebenso wurde<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0018]
Frauenstimmrecht.
Dort wurde jedoch durch ein obergerichtliches Urtheil
das Frauenstimmrecht beseitigt und bisher nicht wieder
hergestellt. In dem ebenfalls neueren, an Wyoming an-
gränzenden Staaten Colorado enthält die Verfassung den
Vorbehalt das Frauenstimmrecht einzuführen, der seither
zur Ausführung gelangt ist 1), ebenso besteht das Frauen-
stimmrecht in Utah seit 1895 wieder, nachdem es zeit-
weise beseitigt war und endlich in Idaho seit 1896.
Das sind jetzt die 4 (oder 5) Staaten (von 45) der nord-
amerikanischen Union mit politischer Rechtsgleichheit der
Frauen.
Zunächst stehen vermuthlich der Einführung einer
allgemeinen Rechtsgleichheit die amerikanischen Glieder-
staaten Nevada und Wisconsin. Ein Nachbarstaat von
Wyoming, Nebrasca, befand sich im November 1882 unmittel-
bar vor der Frage, lehnte aber damals mit Mehrheit der
abstimmenden männlichen Bevölkerung, trotz erheblicher
Agitation dafür, das Frauenstimmrecht ab 2). Ebenso wurde
1) Die bezügliche briefliche Berichterstattung fügt hinzu: «Les
finances du Colorado sont administrées, ou du moins l'ont été
jusqu'à l'année dernière par une demoiselle qui, bien qu'ayant
du céder pour des raisons de parti sa charge, a été, priée de conti-
nuer dans une position officieuse ses soins à l'importante admi
nistration.»
2) Dieser Misserfolg wurde dort wesentlich den deutschen
Stimmberechtigten zugeschrieben. Ein diesfälliger Brief an den
Herausgeber sagt darüber: «Sehr viele unter ihnen betrachten
sich als die Herren der Schöpfung und schauen auf das zartere
Geschlecht, nach Art der Wilden, mit Geringschätzung.
Namentlich sind einige Graubündner wahre Barbaren in dieser
Beziehung».
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hilty_frauenstimmrecht_1897 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hilty_frauenstimmrecht_1897/18 |
Zitationshilfe: | Hilty, Carl: Frauenstimmrecht. In: Hilty, Carl (Hg.): Politisches Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Bern, 1897, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hilty_frauenstimmrecht_1897/18>, abgerufen am 16.07.2024. |