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Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723.

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und Alters.
derohalben vornemlich mit Schwangern,
und Sechswöchnerinnen disfalls sehr gros-
se Behutsamkeit zu gebrauchen, daß man
nicht durch allzugeschwinde Hinschaffung an
ihnen zum Mörder werde. Es giebet sich
auch selber, daß/ weil bey Kindern, und
jungen Leuten,
mehr Lebens-Kräffte, als bey
alten, und abgematteten Personen, verhan-
den, solcher Ursachen halber bey dergleichen
geschwinden Fällen langsamer, denn sonsten,
mit dem Einsargen, und Verscharren zu
verfahren sey.

§. 14. Nach so gestalten Umständen hat
man dreyerley in Acht zu nehmen. 1.) Daß
man die betrüglichen Merckmahle von
dem Tode eines Menschen, sich nicht ver-
führen lasse.
Gemeine Leute halten davor,
daß, wenn einem die Glieder verstarren, der
Gischt vor den Mund tritt, der Odem aussen
bleibt, und weder Rütteln noch Schütteln
mehr helffen will, auch kein äuserliches Füh-
len mehr da | ist, so müste einer gewiß gestor-
ben seyn. Jst aber nicht zulänglich in der
Sache/ indem man an vielen, die dergleichen
Zufälle gehabt, wahrgenommen, daß sie sich
wiederum nach einen kleinen Verzug erholet
haben, auch solches gantz deutlich an denen

mit
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und Alters.
derohalben vornemlich mit Schwangern,
und Sechswoͤchnerinnen disfalls ſehr groſ-
ſe Behutſamkeit zu gebrauchen, daß man
nicht durch allzugeſchwinde Hinſchaffung an
ihnen zum Moͤrder werde. Es giebet ſich
auch ſelber, daß/ weil bey Kindern, und
jungen Leuten,
mehr Lebens-Kraͤffte, als bey
alten, und abgematteten Perſonen, verhan-
den, ſolcher Urſachen halber bey dergleichen
geſchwinden Faͤllen langſamer, denn ſonſten,
mit dem Einſargen, und Verſcharren zu
verfahren ſey.

§. 14. Nach ſo geſtalten Umſtaͤnden hat
man dreyerley in Acht zu nehmen. 1.) Daß
man die betruͤglichen Merckmahle von
dem Tode eines Menſchen, ſich nicht ver-
fuͤhren laſſe.
Gemeine Leute halten davor,
daß, wenn einem die Glieder verſtarren, der
Giſcht vor den Mund tritt, der Odem auſſen
bleibt, und weder Ruͤtteln noch Schuͤtteln
mehr helffen will, auch kein aͤuſerliches Fuͤh-
len mehr da | iſt, ſo muͤſte einer gewiß geſtor-
ben ſeyn. Jſt aber nicht zulaͤnglich in der
Sache/ indem man an vielen, die dergleichen
Zufaͤlle gehabt, wahrgenommen, daß ſie ſich
wiederum nach einen kleinen Verzug erholet
haben, auch ſolches gantz deutlich an denen

mit
B 5
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[21/0027] und Alters. derohalben vornemlich mit Schwangern, und Sechswoͤchnerinnen disfalls ſehr groſ- ſe Behutſamkeit zu gebrauchen, daß man nicht durch allzugeſchwinde Hinſchaffung an ihnen zum Moͤrder werde. Es giebet ſich auch ſelber, daß/ weil bey Kindern, und jungen Leuten, mehr Lebens-Kraͤffte, als bey alten, und abgematteten Perſonen, verhan- den, ſolcher Urſachen halber bey dergleichen geſchwinden Faͤllen langſamer, denn ſonſten, mit dem Einſargen, und Verſcharren zu verfahren ſey. §. 14. Nach ſo geſtalten Umſtaͤnden hat man dreyerley in Acht zu nehmen. 1.) Daß man die betruͤglichen Merckmahle von dem Tode eines Menſchen, ſich nicht ver- fuͤhren laſſe. Gemeine Leute halten davor, daß, wenn einem die Glieder verſtarren, der Giſcht vor den Mund tritt, der Odem auſſen bleibt, und weder Ruͤtteln noch Schuͤtteln mehr helffen will, auch kein aͤuſerliches Fuͤh- len mehr da | iſt, ſo muͤſte einer gewiß geſtor- ben ſeyn. Jſt aber nicht zulaͤnglich in der Sache/ indem man an vielen, die dergleichen Zufaͤlle gehabt, wahrgenommen, daß ſie ſich wiederum nach einen kleinen Verzug erholet haben, auch ſolches gantz deutlich an denen mit B 5

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Zitationshilfe: Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hilscher_nachricht_1723/27>, abgerufen am 24.11.2024.