Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Einwendungen dagegen,
gar dem gemeinen Wesen sehr nützliche, und
iezuweilen fast unentbehrliche Leute gewesen
sind? Aber es gehört dieses mit unter die un-
erkannten Sünden, welche zwar vor
GOtt so wol, als andere, verdammen, a-
ber bey der Welt nicht geachtet, vielweni-
ger gehöriger massen bestrafet werden.

§. 10. Und was soll man viel sagen? Jch
sorge, daß einige, welche dieses lesen, sich sol-
cher Dinge halber wol gar zu entschuldi-
gen, unternehmen dürfften.
Sie werden
vorgeben: Was sie nicht wüsten, das kön-
te man ihnen auch nicht zu einer Misse-
that zurechnen.
Aber zugeschweigen, daß,
wenn sie nicht gewust hätten, daß man aus
Unvorsichtigkeit ungestorbene Leute begraben
könte, es nunmehr aus dem, was vorhin ge-
sagt worden, wissen würden; so haben wir
ja Ursache GOtt auch um die Vergebung der
verborgenen Fehler anzuruffen, und folglich
zu erkennen, daß wir auch dasjenige zuverant-
worten über uns hätten, welches wir wegen
der uns selbst verursachten Blindheit in leib-
lichen, und geistlichen Dingen nicht einmal
verstehen, daß es unrecht gethan sey. Es wird
ihnen einfallen: Andere Leute begrüben die
Jhrigen auch, ohne daß sie darüber sich

ein

Einwendungen dagegen,
gar dem gemeinen Weſen ſehr nuͤtzliche, und
iezuweilen faſt unentbehrliche Leute geweſen
ſind? Aber es gehoͤrt dieſes mit unter die un-
erkannten Suͤnden, welche zwar vor
GOtt ſo wol, als andere, verdammen, a-
ber bey der Welt nicht geachtet, vielweni-
ger gehoͤriger maſſen beſtrafet werden.

§. 10. Und was ſoll man viel ſagen? Jch
ſorge, daß einige, welche dieſes leſen, ſich ſol-
cher Dinge halber wol gar zu entſchuldi-
gen, unternehmen duͤrfften.
Sie werden
vorgeben: Was ſie nicht wuͤſten, das koͤn-
te man ihnen auch nicht zu einer Miſſe-
that zurechnen.
Aber zugeſchweigen, daß,
wenn ſie nicht gewuſt haͤtten, daß man aus
Unvorſichtigkeit ungeſtorbene Leute begraben
koͤnte, es nunmehr aus dem, was vorhin ge-
ſagt worden, wiſſen wuͤrden; ſo haben wir
ja Urſache GOtt auch um die Vergebung der
verborgenen Fehler anzuruffen, und folglich
zu erkennen, daß wir auch dasjenige zuverant-
worten uͤber uns haͤtten, welches wir wegen
der uns ſelbſt verurſachten Blindheit in leib-
lichen, und geiſtlichen Dingen nicht einmal
verſtehen, daß es unrecht gethan ſey. Es wird
ihnen einfallen: Andere Leute begruͤben die
Jhrigen auch, ohne daß ſie daruͤber ſich

ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0022" n="16"/><fw place="top" type="header">Einwendungen dagegen,</fw><lb/>
gar dem gemeinen We&#x017F;en &#x017F;ehr nu&#x0364;tzliche, und<lb/>
iezuweilen fa&#x017F;t unentbehrliche Leute gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ind? Aber es geho&#x0364;rt die&#x017F;es mit unter <hi rendition="#fr">die un-<lb/>
erkannten Su&#x0364;nden, welche zwar vor<lb/>
GOtt &#x017F;o wol, als andere, verdammen, a-<lb/>
ber bey der Welt nicht geachtet, vielweni-<lb/>
ger geho&#x0364;riger ma&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;trafet werden.</hi></p><lb/>
        <p>§. 10. Und was &#x017F;oll man viel &#x017F;agen? Jch<lb/>
&#x017F;orge, daß <hi rendition="#fr">einige, welche</hi> die&#x017F;es le&#x017F;en, <hi rendition="#fr">&#x017F;ich &#x017F;ol-<lb/>
cher Dinge halber wol gar zu ent&#x017F;chuldi-<lb/>
gen, unternehmen du&#x0364;rfften.</hi> Sie werden<lb/>
vorgeben: <hi rendition="#fr">Was &#x017F;ie nicht wu&#x0364;&#x017F;ten, das ko&#x0364;n-<lb/>
te man ihnen auch nicht zu einer Mi&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
that zurechnen.</hi> Aber zuge&#x017F;chweigen, daß,<lb/>
wenn &#x017F;ie nicht gewu&#x017F;t ha&#x0364;tten, daß man aus<lb/>
Unvor&#x017F;ichtigkeit unge&#x017F;torbene Leute begraben<lb/>
ko&#x0364;nte, es nunmehr aus dem, was vorhin ge-<lb/>
&#x017F;agt worden, wi&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rden; &#x017F;o haben wir<lb/>
ja Ur&#x017F;ache GOtt auch um die Vergebung der<lb/>
verborgenen Fehler anzuruffen, und folglich<lb/>
zu erkennen, daß wir auch dasjenige zuverant-<lb/>
worten u&#x0364;ber uns ha&#x0364;tten, welches wir wegen<lb/>
der uns &#x017F;elb&#x017F;t verur&#x017F;achten Blindheit in leib-<lb/>
lichen, und gei&#x017F;tlichen Dingen nicht einmal<lb/>
ver&#x017F;tehen, daß es unrecht gethan &#x017F;ey. Es wird<lb/>
ihnen einfallen: <hi rendition="#fr">Andere Leute begru&#x0364;ben die<lb/>
Jhrigen auch, ohne daß &#x017F;ie daru&#x0364;ber &#x017F;ich</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ein</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0022] Einwendungen dagegen, gar dem gemeinen Weſen ſehr nuͤtzliche, und iezuweilen faſt unentbehrliche Leute geweſen ſind? Aber es gehoͤrt dieſes mit unter die un- erkannten Suͤnden, welche zwar vor GOtt ſo wol, als andere, verdammen, a- ber bey der Welt nicht geachtet, vielweni- ger gehoͤriger maſſen beſtrafet werden. §. 10. Und was ſoll man viel ſagen? Jch ſorge, daß einige, welche dieſes leſen, ſich ſol- cher Dinge halber wol gar zu entſchuldi- gen, unternehmen duͤrfften. Sie werden vorgeben: Was ſie nicht wuͤſten, das koͤn- te man ihnen auch nicht zu einer Miſſe- that zurechnen. Aber zugeſchweigen, daß, wenn ſie nicht gewuſt haͤtten, daß man aus Unvorſichtigkeit ungeſtorbene Leute begraben koͤnte, es nunmehr aus dem, was vorhin ge- ſagt worden, wiſſen wuͤrden; ſo haben wir ja Urſache GOtt auch um die Vergebung der verborgenen Fehler anzuruffen, und folglich zu erkennen, daß wir auch dasjenige zuverant- worten uͤber uns haͤtten, welches wir wegen der uns ſelbſt verurſachten Blindheit in leib- lichen, und geiſtlichen Dingen nicht einmal verſtehen, daß es unrecht gethan ſey. Es wird ihnen einfallen: Andere Leute begruͤben die Jhrigen auch, ohne daß ſie daruͤber ſich ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hilscher_nachricht_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hilscher_nachricht_1723/22
Zitationshilfe: Hilscher, Paul Christian: Nachricht von der aus ihrem Grabe wieder auferstandenen Goldschmids-Frau in Dreßden. Dresden, 1723, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hilscher_nachricht_1723/22>, abgerufen am 21.11.2024.