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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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rührend, die Freitreppe an der Mauer hinunter, eilte über den düsteren Hof und verschwand in der lautlosen Nacht, die nun klar und abgekühlt über Bergen und Schluchten stand und einen heiteren Morgen ankündigte.

In aller Frühe sah man den Zehnuhrmesser eilfertig von Schloß Goyen heruntersteigen, die Rosine mit ihm, die der Tante Anna über das blutige Abenteuer der Nacht nähere Nachrichten und der Moidi den letzten Gruß des Entflohenen bringen sollte. Sie fanden unten in Meran keine geringe Aufregung, das Landvolk stand auf der Strasse beisammen und wechselte feindselige Reden gegen die Soldaten, und Andree's Name war auf aller Lippen. Wo sich eine Uniform blicken ließ, wurde das Gespräch leiser, aber die Blicke wilder und die Fäuste drohend geballt.

Der kleine Mann des Friedens setzte seinen Weg mit wachsender Bekümmerniß fort. Aber sein Gesicht heiterte sich wieder auf, als er bei den Kapuzinern hörte daß der Welsche nicht todt sei, vielmehr nach stunden langer Ohnmacht Augen und Lippen wieder geöffnet habe, und daß der Arzt alle Hoffnung gebe, ihn nächstens wieder marschfertig auf die Beine zu stellen. Auch der Bescheid, den er auf der Commandantur erhielt, war sehr befriedigend. Man war dort sehr geneigt, die Sache niederzuschlagen, falls der Flüchtling sich einstweilen im Kloster still verhalten oder gar Profeß

rührend, die Freitreppe an der Mauer hinunter, eilte über den düsteren Hof und verschwand in der lautlosen Nacht, die nun klar und abgekühlt über Bergen und Schluchten stand und einen heiteren Morgen ankündigte.

In aller Frühe sah man den Zehnuhrmesser eilfertig von Schloß Goyen heruntersteigen, die Rosine mit ihm, die der Tante Anna über das blutige Abenteuer der Nacht nähere Nachrichten und der Moidi den letzten Gruß des Entflohenen bringen sollte. Sie fanden unten in Meran keine geringe Aufregung, das Landvolk stand auf der Strasse beisammen und wechselte feindselige Reden gegen die Soldaten, und Andree's Name war auf aller Lippen. Wo sich eine Uniform blicken ließ, wurde das Gespräch leiser, aber die Blicke wilder und die Fäuste drohend geballt.

Der kleine Mann des Friedens setzte seinen Weg mit wachsender Bekümmerniß fort. Aber sein Gesicht heiterte sich wieder auf, als er bei den Kapuzinern hörte daß der Welsche nicht todt sei, vielmehr nach stunden langer Ohnmacht Augen und Lippen wieder geöffnet habe, und daß der Arzt alle Hoffnung gebe, ihn nächstens wieder marschfertig auf die Beine zu stellen. Auch der Bescheid, den er auf der Commandantur erhielt, war sehr befriedigend. Man war dort sehr geneigt, die Sache niederzuschlagen, falls der Flüchtling sich einstweilen im Kloster still verhalten oder gar Profeß

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[0081] rührend, die Freitreppe an der Mauer hinunter, eilte über den düsteren Hof und verschwand in der lautlosen Nacht, die nun klar und abgekühlt über Bergen und Schluchten stand und einen heiteren Morgen ankündigte. In aller Frühe sah man den Zehnuhrmesser eilfertig von Schloß Goyen heruntersteigen, die Rosine mit ihm, die der Tante Anna über das blutige Abenteuer der Nacht nähere Nachrichten und der Moidi den letzten Gruß des Entflohenen bringen sollte. Sie fanden unten in Meran keine geringe Aufregung, das Landvolk stand auf der Strasse beisammen und wechselte feindselige Reden gegen die Soldaten, und Andree's Name war auf aller Lippen. Wo sich eine Uniform blicken ließ, wurde das Gespräch leiser, aber die Blicke wilder und die Fäuste drohend geballt. Der kleine Mann des Friedens setzte seinen Weg mit wachsender Bekümmerniß fort. Aber sein Gesicht heiterte sich wieder auf, als er bei den Kapuzinern hörte daß der Welsche nicht todt sei, vielmehr nach stunden langer Ohnmacht Augen und Lippen wieder geöffnet habe, und daß der Arzt alle Hoffnung gebe, ihn nächstens wieder marschfertig auf die Beine zu stellen. Auch der Bescheid, den er auf der Commandantur erhielt, war sehr befriedigend. Man war dort sehr geneigt, die Sache niederzuschlagen, falls der Flüchtling sich einstweilen im Kloster still verhalten oder gar Profeß

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/81>, abgerufen am 24.11.2024.