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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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die geballten Fäuste beide auf einen Teller, der vor ihm stand, und heftete den traurigen Blick gespannt auf das Gesicht seines geistlichen Freundes, der in nicht geringer, Unruhe auf seinem Armsessel hin und her rückte.

Mein Sohn, sagte er jetzt, wenn du mir versprechen willst, keine weiteren Fragen zu thun, will ich die eine dir beantworten: deine Mutter hat nur Ein Kind zur Welt gebracht, die Moidi. Nun du das weißt, gieb dich über alles Andere zufrieden; denn mehr zu sagen, verbietet mir mein kirchlicher Gehorsam, und würde dir auch zu Nichts frommen.

Die Spannung auf dem Gesicht des jungen Mannes ließ plötzlich nach, und die Züge wurden nur kummervoll und hoffnungslos. Ich dank's Ihnen, sagte er, aber es hilft mir nicht viel, denn das hab' ich schon gewußt. Auch wenn mir's Niemand gesagt hätt', meine Mutter könnt's nicht gewesen sein. Und ich würde mich auch damit zufrieden geben, denn am Ende, wenn meine Eltern ohne mich fertig werden können, muß ich mich wohl auch ohne sie behelfen lernen, und hab's schon lange genug gethan. Aber das arme Weib, Hochwürden, das Tag und Nacht keine Ruh' hat, weil sie meint, es wär' Alles nur gelogen, von der Mutter, weil sie mich zu sehr gehaßt hat, und von mir, weil ich meine Schwester zu lieb gehabt hätte, -- nein, Hochwürden, da hilft nichts, als Brief und Siegel, sonst fürcht' ich, sie macht's nimmer lang, denn es ist

die geballten Fäuste beide auf einen Teller, der vor ihm stand, und heftete den traurigen Blick gespannt auf das Gesicht seines geistlichen Freundes, der in nicht geringer, Unruhe auf seinem Armsessel hin und her rückte.

Mein Sohn, sagte er jetzt, wenn du mir versprechen willst, keine weiteren Fragen zu thun, will ich die eine dir beantworten: deine Mutter hat nur Ein Kind zur Welt gebracht, die Moidi. Nun du das weißt, gieb dich über alles Andere zufrieden; denn mehr zu sagen, verbietet mir mein kirchlicher Gehorsam, und würde dir auch zu Nichts frommen.

Die Spannung auf dem Gesicht des jungen Mannes ließ plötzlich nach, und die Züge wurden nur kummervoll und hoffnungslos. Ich dank's Ihnen, sagte er, aber es hilft mir nicht viel, denn das hab' ich schon gewußt. Auch wenn mir's Niemand gesagt hätt', meine Mutter könnt's nicht gewesen sein. Und ich würde mich auch damit zufrieden geben, denn am Ende, wenn meine Eltern ohne mich fertig werden können, muß ich mich wohl auch ohne sie behelfen lernen, und hab's schon lange genug gethan. Aber das arme Weib, Hochwürden, das Tag und Nacht keine Ruh' hat, weil sie meint, es wär' Alles nur gelogen, von der Mutter, weil sie mich zu sehr gehaßt hat, und von mir, weil ich meine Schwester zu lieb gehabt hätte, — nein, Hochwürden, da hilft nichts, als Brief und Siegel, sonst fürcht' ich, sie macht's nimmer lang, denn es ist

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[0108] die geballten Fäuste beide auf einen Teller, der vor ihm stand, und heftete den traurigen Blick gespannt auf das Gesicht seines geistlichen Freundes, der in nicht geringer, Unruhe auf seinem Armsessel hin und her rückte. Mein Sohn, sagte er jetzt, wenn du mir versprechen willst, keine weiteren Fragen zu thun, will ich die eine dir beantworten: deine Mutter hat nur Ein Kind zur Welt gebracht, die Moidi. Nun du das weißt, gieb dich über alles Andere zufrieden; denn mehr zu sagen, verbietet mir mein kirchlicher Gehorsam, und würde dir auch zu Nichts frommen. Die Spannung auf dem Gesicht des jungen Mannes ließ plötzlich nach, und die Züge wurden nur kummervoll und hoffnungslos. Ich dank's Ihnen, sagte er, aber es hilft mir nicht viel, denn das hab' ich schon gewußt. Auch wenn mir's Niemand gesagt hätt', meine Mutter könnt's nicht gewesen sein. Und ich würde mich auch damit zufrieden geben, denn am Ende, wenn meine Eltern ohne mich fertig werden können, muß ich mich wohl auch ohne sie behelfen lernen, und hab's schon lange genug gethan. Aber das arme Weib, Hochwürden, das Tag und Nacht keine Ruh' hat, weil sie meint, es wär' Alles nur gelogen, von der Mutter, weil sie mich zu sehr gehaßt hat, und von mir, weil ich meine Schwester zu lieb gehabt hätte, — nein, Hochwürden, da hilft nichts, als Brief und Siegel, sonst fürcht' ich, sie macht's nimmer lang, denn es ist

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/108>, abgerufen am 24.11.2024.