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Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Endlich gegen zehn Uhr brachte einer der Klosterbrüder einen Brief, den Andree schon in der Nacht an die Rosel geschrieben, drin stand, daß er einen Büßgang zu einem Gnadenbilde gelobt habe, für die Seele seiner Mutter zu beten. Er denke wohl, die Moidi werde ihn begleiten, sie sollten daher ihre Zurückkunft nicht abwarten, sondern nach Haus fahren. Seiner Zeit werde sie schon wieder in Meran eintreffen.

Als der Franz den Brief gelesen hatte, schlug er mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser klirrten, und wollte im ersten Jähzorn aus und davon und dem Andree nachsetzen. Da aber die Kirche, zu der sich der Büßer verlobt, nicht in dem Brief angezeigt war, auch der Kapuziner nichts Anderes wußte, als daß der Prior dem Bruder Andreas Urlaub gegeben habe, mußte der Grimm und Haß des Burschen sich auf eine spätere Gelegenheit vertrösten und einstweilen an den Rückzug denken.

Es war eine harte Reise für die arme Rosine, neben dem zornmüthigen Bruder, der immer von neuem gegen den heimtückischen Verführer loswüthete und sich hoch verschwor, wenn die Moidi erst seine Frau sei, dem Andree die Thür zu verschließen, wie es auch sein Vater all die Jahre her gehalten habe. Er habe gleich Einspruch gethan gegen die dumme Reise zu dem nichtsnutzigen Findling, da er ja nicht einmal sein rechter Schwager werden würde. Aber

Endlich gegen zehn Uhr brachte einer der Klosterbrüder einen Brief, den Andree schon in der Nacht an die Rosel geschrieben, drin stand, daß er einen Büßgang zu einem Gnadenbilde gelobt habe, für die Seele seiner Mutter zu beten. Er denke wohl, die Moidi werde ihn begleiten, sie sollten daher ihre Zurückkunft nicht abwarten, sondern nach Haus fahren. Seiner Zeit werde sie schon wieder in Meran eintreffen.

Als der Franz den Brief gelesen hatte, schlug er mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser klirrten, und wollte im ersten Jähzorn aus und davon und dem Andree nachsetzen. Da aber die Kirche, zu der sich der Büßer verlobt, nicht in dem Brief angezeigt war, auch der Kapuziner nichts Anderes wußte, als daß der Prior dem Bruder Andreas Urlaub gegeben habe, mußte der Grimm und Haß des Burschen sich auf eine spätere Gelegenheit vertrösten und einstweilen an den Rückzug denken.

Es war eine harte Reise für die arme Rosine, neben dem zornmüthigen Bruder, der immer von neuem gegen den heimtückischen Verführer loswüthete und sich hoch verschwor, wenn die Moidi erst seine Frau sei, dem Andree die Thür zu verschließen, wie es auch sein Vater all die Jahre her gehalten habe. Er habe gleich Einspruch gethan gegen die dumme Reise zu dem nichtsnutzigen Findling, da er ja nicht einmal sein rechter Schwager werden würde. Aber

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[0100] Endlich gegen zehn Uhr brachte einer der Klosterbrüder einen Brief, den Andree schon in der Nacht an die Rosel geschrieben, drin stand, daß er einen Büßgang zu einem Gnadenbilde gelobt habe, für die Seele seiner Mutter zu beten. Er denke wohl, die Moidi werde ihn begleiten, sie sollten daher ihre Zurückkunft nicht abwarten, sondern nach Haus fahren. Seiner Zeit werde sie schon wieder in Meran eintreffen. Als der Franz den Brief gelesen hatte, schlug er mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser klirrten, und wollte im ersten Jähzorn aus und davon und dem Andree nachsetzen. Da aber die Kirche, zu der sich der Büßer verlobt, nicht in dem Brief angezeigt war, auch der Kapuziner nichts Anderes wußte, als daß der Prior dem Bruder Andreas Urlaub gegeben habe, mußte der Grimm und Haß des Burschen sich auf eine spätere Gelegenheit vertrösten und einstweilen an den Rückzug denken. Es war eine harte Reise für die arme Rosine, neben dem zornmüthigen Bruder, der immer von neuem gegen den heimtückischen Verführer loswüthete und sich hoch verschwor, wenn die Moidi erst seine Frau sei, dem Andree die Thür zu verschließen, wie es auch sein Vater all die Jahre her gehalten habe. Er habe gleich Einspruch gethan gegen die dumme Reise zu dem nichtsnutzigen Findling, da er ja nicht einmal sein rechter Schwager werden würde. Aber

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:27:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:27:07Z)

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Zitationshilfe: Heyse, Paul: Der Weinhüter von Meran. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 17. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 173–319. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_weinhueter_1910/100>, abgerufen am 22.11.2024.