Nun bin ich euch noch das dritte Couplet schuldig und das heißt so:
Mögen nach Paris die Andern,
Um gelahrt zu werden, wandern, Wenn ich hier im Lande bleib; -- Alles Wissens beste Blüte Trägt beschlossen im Gemüthe Ein geliebtes holdes Weib.
Und so klug ist wahrlich Keine,
Als die Eine die ich meine.
Wie fröhlich Alles den Refrain mitsang, braucht nicht gesagt zu werden. Da sie aber im besten Sin¬ gen waren, entstand plötzlich ein Lärmen vorn im Haus. Man hatte dem Onkel Adams zu wissen ge¬ than, daß man seine ehrwürdige Person im Conterfei auf die Bühne gebracht habe, und der alte Mann kam mit Häschern, des ernsten Willens, den gott¬ losen Neffen schwer für seinen Frevel büßen zu lassen. Drinnen im Haus waren nun die Leute geschäftig, ihm die gute Wendung der Sache beizubringen, und wie er von Adams Abbitte hörte und daß er nun nicht nach Paris wolle, gab er sich zufrieden, ward sogar ganz guter Dinge und verzieh dem fre¬ chen Poeten, der, Marion im Arm, demüthig zu ihm kam. Und damit er die Anklage wegen Geizes recht feierlich Lügen strafe, veranstaltete er auf den Abend ein Fest im Saale der drei Lilien, wo es denn hoch
Nun bin ich euch noch das dritte Couplet ſchuldig und das heißt ſo:
Mögen nach Paris die Andern,
Um gelahrt zu werden, wandern, Wenn ich hier im Lande bleib; — Alles Wiſſens beſte Blüte Trägt beſchloſſen im Gemüthe Ein geliebtes holdes Weib.
Und ſo klug iſt wahrlich Keine,
Als die Eine die ich meine.
Wie fröhlich Alles den Refrain mitſang, braucht nicht geſagt zu werden. Da ſie aber im beſten Sin¬ gen waren, entſtand plötzlich ein Lärmen vorn im Haus. Man hatte dem Onkel Adams zu wiſſen ge¬ than, daß man ſeine ehrwürdige Perſon im Conterfei auf die Bühne gebracht habe, und der alte Mann kam mit Häſchern, des ernſten Willens, den gott¬ loſen Neffen ſchwer für ſeinen Frevel büßen zu laſſen. Drinnen im Haus waren nun die Leute geſchäftig, ihm die gute Wendung der Sache beizubringen, und wie er von Adams Abbitte hörte und daß er nun nicht nach Paris wolle, gab er ſich zufrieden, ward ſogar ganz guter Dinge und verzieh dem fre¬ chen Poeten, der, Marion im Arm, demüthig zu ihm kam. Und damit er die Anklage wegen Geizes recht feierlich Lügen ſtrafe, veranſtaltete er auf den Abend ein Feſt im Saale der drei Lilien, wo es denn hoch
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0099"n="87"/>
Nun bin ich euch noch das dritte Couplet ſchuldig<lb/>
und das heißt ſo:</p><lb/><lgtype="poem"><lrendition="#et">Mögen nach Paris die Andern,</l><lb/><l>Um gelahrt zu werden, wandern,</l><lb/><l>Wenn ich hier im Lande bleib; —</l><lb/><l>Alles Wiſſens beſte Blüte</l><lb/><l>Trägt beſchloſſen im Gemüthe</l><lb/><l>Ein geliebtes holdes Weib.</l><lb/><lrendition="#et">Und ſo klug iſt wahrlich Keine,</l><lb/><lrendition="#et">Als die Eine die ich meine.</l><lb/></lg><p>Wie fröhlich Alles den Refrain mitſang, braucht<lb/>
nicht geſagt zu werden. Da ſie aber im beſten Sin¬<lb/>
gen waren, entſtand plötzlich ein Lärmen vorn im<lb/>
Haus. Man hatte dem Onkel Adams zu wiſſen ge¬<lb/>
than, daß man ſeine ehrwürdige Perſon im Conterfei<lb/>
auf die Bühne gebracht habe, und der alte Mann<lb/>
kam mit Häſchern, des ernſten Willens, den gott¬<lb/>
loſen Neffen ſchwer für ſeinen Frevel büßen zu laſſen.<lb/>
Drinnen im Haus waren nun die Leute geſchäftig,<lb/>
ihm die gute Wendung der Sache beizubringen,<lb/>
und wie er von Adams Abbitte hörte und daß er<lb/>
nun nicht nach Paris wolle, gab er ſich zufrieden,<lb/>
ward ſogar ganz guter Dinge und verzieh dem fre¬<lb/>
chen Poeten, der, Marion im Arm, demüthig zu ihm<lb/>
kam. Und damit er die Anklage wegen Geizes recht<lb/>
feierlich Lügen ſtrafe, veranſtaltete er auf den Abend<lb/>
ein Feſt im Saale der drei Lilien, wo es denn hoch<lb/></p></div></body></text></TEI>
[87/0099]
Nun bin ich euch noch das dritte Couplet ſchuldig
und das heißt ſo:
Mögen nach Paris die Andern,
Um gelahrt zu werden, wandern,
Wenn ich hier im Lande bleib; —
Alles Wiſſens beſte Blüte
Trägt beſchloſſen im Gemüthe
Ein geliebtes holdes Weib.
Und ſo klug iſt wahrlich Keine,
Als die Eine die ich meine.
Wie fröhlich Alles den Refrain mitſang, braucht
nicht geſagt zu werden. Da ſie aber im beſten Sin¬
gen waren, entſtand plötzlich ein Lärmen vorn im
Haus. Man hatte dem Onkel Adams zu wiſſen ge¬
than, daß man ſeine ehrwürdige Perſon im Conterfei
auf die Bühne gebracht habe, und der alte Mann
kam mit Häſchern, des ernſten Willens, den gott¬
loſen Neffen ſchwer für ſeinen Frevel büßen zu laſſen.
Drinnen im Haus waren nun die Leute geſchäftig,
ihm die gute Wendung der Sache beizubringen,
und wie er von Adams Abbitte hörte und daß er
nun nicht nach Paris wolle, gab er ſich zufrieden,
ward ſogar ganz guter Dinge und verzieh dem fre¬
chen Poeten, der, Marion im Arm, demüthig zu ihm
kam. Und damit er die Anklage wegen Geizes recht
feierlich Lügen ſtrafe, veranſtaltete er auf den Abend
ein Feſt im Saale der drei Lilien, wo es denn hoch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/99>, abgerufen am 25.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.