Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.ihnen und muß eine gute Miene machen, wenn die Das Geheul kam näher, heiser wie von Wölfen, ihnen und muß eine gute Miene machen, wenn die Das Geheul kam näher, heiſer wie von Wölfen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0142" n="130"/> ihnen und muß eine gute Miene machen, wenn die<lb/> Fratzen mein Werk beſchnüffeln! Accidenti! fluchte<lb/> er in den Bart. — Ein Echo kam zurück. Er ſah<lb/> betroffen umher. Keine Hütte, kein Hügel war auf<lb/> eine halbe Stunde im Umkreis zu ſehn, noch konnte<lb/> er einen Menſchen nahe glauben. Er ging endlich<lb/> weiter und dachte, ein Windſtoß äfft dich. Da klang<lb/> es plötzlich wieder, näher und lauter. Er ſtand und<lb/> horchte ſcharf. Bin ich einer Capanne nah, oder<lb/> einem Schuppen, aus dem die Rinder brüllen? Es<lb/> kann nicht ſein — es klang anders — es <hi rendition="#g">klingt</hi> an¬<lb/> ders — und jetzt, jetzt — und ein Schauder ſchüt¬<lb/> telte ihn; — es ſind die Hunde, ſagte er dumpf.</p><lb/> <p>Das Geheul kam näher, heiſer wie von Wölfen,<lb/> kein Bellen und Kläffen, ſondern ein Geſtöhn, rauh<lb/> vorgeſtoßen, das die Stimme des Winds in Eine<lb/> ununterbrochene furchtbare Melodie zuſammenwehte.<lb/> Eine lähmende Kraft ſchien in ihr zu liegen. <hi rendition="#g">Denn</hi><lb/> der Wanderer ſtand regungslos, den Mund und die<lb/> Augen ſtarr geöffnet, das Geſicht der Seite zugewen¬<lb/> det, von der der Schlachtruf der wüthenden Thiere<lb/> heranſchwoll. Endlich richtete er ſich gewaltſam in<lb/> ſeinen Gliedern auf und ſagte: Es iſt zu ſpät; ſie<lb/> haben längſt die Witterung, und bei dem falſchen<lb/> Zwielicht ſtürzt' ich nach dem zehnten Schritt, wenn<lb/> ich laufen wollte. Nun denn, wie ein Hund gelebt<lb/> und von meinesgleichen umgebracht! es iſt doch Sinn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0142]
ihnen und muß eine gute Miene machen, wenn die
Fratzen mein Werk beſchnüffeln! Accidenti! fluchte
er in den Bart. — Ein Echo kam zurück. Er ſah
betroffen umher. Keine Hütte, kein Hügel war auf
eine halbe Stunde im Umkreis zu ſehn, noch konnte
er einen Menſchen nahe glauben. Er ging endlich
weiter und dachte, ein Windſtoß äfft dich. Da klang
es plötzlich wieder, näher und lauter. Er ſtand und
horchte ſcharf. Bin ich einer Capanne nah, oder
einem Schuppen, aus dem die Rinder brüllen? Es
kann nicht ſein — es klang anders — es klingt an¬
ders — und jetzt, jetzt — und ein Schauder ſchüt¬
telte ihn; — es ſind die Hunde, ſagte er dumpf.
Das Geheul kam näher, heiſer wie von Wölfen,
kein Bellen und Kläffen, ſondern ein Geſtöhn, rauh
vorgeſtoßen, das die Stimme des Winds in Eine
ununterbrochene furchtbare Melodie zuſammenwehte.
Eine lähmende Kraft ſchien in ihr zu liegen. Denn
der Wanderer ſtand regungslos, den Mund und die
Augen ſtarr geöffnet, das Geſicht der Seite zugewen¬
det, von der der Schlachtruf der wüthenden Thiere
heranſchwoll. Endlich richtete er ſich gewaltſam in
ſeinen Gliedern auf und ſagte: Es iſt zu ſpät; ſie
haben längſt die Witterung, und bei dem falſchen
Zwielicht ſtürzt' ich nach dem zehnten Schritt, wenn
ich laufen wollte. Nun denn, wie ein Hund gelebt
und von meinesgleichen umgebracht! es iſt doch Sinn
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