Staaten nach diesem Kriege die Möglichkeit gegeben werden, ihrem antikriegerischen Einfluß im politischen Leben Geltung zu ver- schaffen. Die scharfe Abneigung der Frauen gegen den Krieg, gegen alle kriegerischen Maßnahmen, kann nur dann für die An- bahnung eines dauernden Friedens nutzbringende Werte schaffen, wenn sie an maßgebender Stelle von ihnen selbst persönlich zum Ausdruck gebracht wird. Frauen sind die Berufenen, der heran- wachsenden männlichen und weiblichen Jugend Aufschluß zu geben, über das, was Krieg für die Menschheit bedeutet und diese für die Jdee eines dauernden Friedens unter den Völkern zu entflammen. Millionen von Frauen fanden durch diesen Krieg den Weg zu ihrem ureigensten Jch zurück, den sie verloren hatten. Bei Millionen von Frauen lösten die Geschehnisse dieses Krieges einen eisernen Willen aus, machten sie stark wie nie zuvor, erfüllten sie mit Mut zu neuen Taten, ließen sie den heiligen Schwur schwören: "Krieg dem Kriege." Es gilt, diese ungeheuren Frauenkräfte im Jnteresse des Völkerrechts, der Völkerverständigung, eines dauernden Friedens unter den Völkern, den Staaten der Welt nutzbar zu machen.
Wohlan, ihr Pazifisten, kämpft im Jnteresse eurer Sache, die ihr vertretet, für das Frauenstimmrecht! Stimmet ein in die Worte, die der bekannte ungarische Pazifist Prälat Gießwein am 2. Juni 1917 einer vieltausendköpfigen Menge in Budapest zurief: "Der Pazifismus hat mich zum Frauenwahlrecht geführt. Ohne freie Frauen kein ständiger Friede! Ein Europa mit Frauenwahl- recht wäre keinem Weltkriege zum Opfer gefallen."
Staaten nach diesem Kriege die Möglichkeit gegeben werden, ihrem antikriegerischen Einfluß im politischen Leben Geltung zu ver- schaffen. Die scharfe Abneigung der Frauen gegen den Krieg, gegen alle kriegerischen Maßnahmen, kann nur dann für die An- bahnung eines dauernden Friedens nutzbringende Werte schaffen, wenn sie an maßgebender Stelle von ihnen selbst persönlich zum Ausdruck gebracht wird. Frauen sind die Berufenen, der heran- wachsenden männlichen und weiblichen Jugend Aufschluß zu geben, über das, was Krieg für die Menschheit bedeutet und diese für die Jdee eines dauernden Friedens unter den Völkern zu entflammen. Millionen von Frauen fanden durch diesen Krieg den Weg zu ihrem ureigensten Jch zurück, den sie verloren hatten. Bei Millionen von Frauen lösten die Geschehnisse dieses Krieges einen eisernen Willen aus, machten sie stark wie nie zuvor, erfüllten sie mit Mut zu neuen Taten, ließen sie den heiligen Schwur schwören: „Krieg dem Kriege.“ Es gilt, diese ungeheuren Frauenkräfte im Jnteresse des Völkerrechts, der Völkerverständigung, eines dauernden Friedens unter den Völkern, den Staaten der Welt nutzbar zu machen.
Wohlan, ihr Pazifisten, kämpft im Jnteresse eurer Sache, die ihr vertretet, für das Frauenstimmrecht! Stimmet ein in die Worte, die der bekannte ungarische Pazifist Prälat Gießwein am 2. Juni 1917 einer vieltausendköpfigen Menge in Budapest zurief: „Der Pazifismus hat mich zum Frauenwahlrecht geführt. Ohne freie Frauen kein ständiger Friede! Ein Europa mit Frauenwahl- recht wäre keinem Weltkriege zum Opfer gefallen.“
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Staaten nach diesem Kriege die Möglichkeit gegeben werden, ihrem
antikriegerischen Einfluß im politischen Leben Geltung zu ver-
schaffen. Die scharfe Abneigung der Frauen gegen den Krieg,
gegen alle kriegerischen Maßnahmen, kann nur dann für die An-
bahnung eines dauernden Friedens nutzbringende Werte schaffen,
wenn sie an maßgebender Stelle von ihnen selbst persönlich zum
Ausdruck gebracht wird. Frauen sind die Berufenen, der heran-
wachsenden männlichen und weiblichen Jugend Aufschluß zu geben,
über das, was Krieg für die Menschheit bedeutet und diese für die
Jdee eines dauernden Friedens unter den Völkern zu entflammen.
Millionen von Frauen fanden durch diesen Krieg den Weg zu ihrem
ureigensten Jch zurück, den sie verloren hatten. Bei Millionen von
Frauen lösten die Geschehnisse dieses Krieges einen eisernen Willen
aus, machten sie stark wie nie zuvor, erfüllten sie mit Mut zu
neuen Taten, ließen sie den heiligen Schwur schwören: „Krieg dem
Kriege.“ Es gilt, diese ungeheuren Frauenkräfte im Jnteresse des
Völkerrechts, der Völkerverständigung, eines dauernden Friedens
unter den Völkern, den Staaten der Welt nutzbar zu machen.
Wohlan, ihr Pazifisten, kämpft im Jnteresse eurer Sache, die
ihr vertretet, für das Frauenstimmrecht! Stimmet ein in die Worte,
die der bekannte ungarische Pazifist Prälat Gießwein am
2. Juni 1917 einer vieltausendköpfigen Menge in Budapest zurief:
„Der Pazifismus hat mich zum Frauenwahlrecht geführt. Ohne
freie Frauen kein ständiger Friede! Ein Europa mit Frauenwahl-
recht wäre keinem Weltkriege zum Opfer gefallen.“
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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/31>, abgerufen am 27.07.2024.
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