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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9).

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wenden und aus tiefinnerster Ueberzeugung Gegner des Krieges
waren, sind und bleiben.

Und nun noch einige Worte über die Frauen der organisierten
bürgerlichen Frauenbewegung. Es ist nicht möglich, schon heute
ein abschließendes Urteil über das Verhalten dieser Frauen in
allen Ländern abzugeben. Verkehrsschwierigkeiten und Zensur
bilden dafür unüberwindliche Schwierigkeiten, deshalb scheint es
ratsam, nur die bekannten deutschen Verhältnisse zu erörtern, und
auch die nur, soweit das in dieser Zeit unter der bestehenden Zensur
möglich ist und zu erwähnen, daß das Verhalten der Frauen nicht
in allen Ländern gleich war; wir wissen z. B., daß die organisierte
Frauenbewegung in Ungarn bei Ausbruch und während dieses Welt-
krieges keinen Augenblick ihre pazifistische Weltanschauung ver-
leugnete, ihr würdig zur Seite steht die konservative Frauen-
bewegung in Oesterreich.

Viele Pazifisten hat es befremdet, daß die organisierte Frauen-
bewegung in Deutschland, d. h. mit Ausnahme des äußersten linken
Flügels, durch ihre Haltung bei Ausbruch des Krieges, durch ihre
chauvinistisch patriotische Gesinnung während desselben in den ent-
scheidenden Momenten versagt hat; sie ziehen daraus die Folgerung,
daß, wenn diese Frauen versagten, von den Frauen überhaupt
für die Vermeidung von Kriegen nicht mehr zu erwarten sei, als
von den Männern. Das Versagen dieser Frauen, das unum-
wunden zugegeben wird, besagt für das, was hier nachgewiesen
werden soll, nämlich, daß das Frauenstimmrecht eines der wesent-
lichsten Mittel ist, Kriegen vorzubeugen, nichts. Bei der Beurteilung
dieser Dinge wird völlig vergessen, daß die deutsche bürgerliche
Frauenbewegung - sie umfaßt noch lange keine Million, und wir
haben in Deutschland zwischen 25-27 Millionen erwachsener
Frauen - nur einen geringen Prozentsatz aller Frauen ausmacht,
die sozialpolitisch glänzend, aber in bezug auf Auslandspolitik, von
wenigen Ausnahmen abgesehen, völlig unorientiert waren, als der
Weltkrieg ausbrach und die von einer regierungstreuen, national-
liberal gesinnten (obwohl einer anderen Partei angehörenden)

wenden und aus tiefinnerster Ueberzeugung Gegner des Krieges
waren, sind und bleiben.

Und nun noch einige Worte über die Frauen der organisierten
bürgerlichen Frauenbewegung. Es ist nicht möglich, schon heute
ein abschließendes Urteil über das Verhalten dieser Frauen in
allen Ländern abzugeben. Verkehrsschwierigkeiten und Zensur
bilden dafür unüberwindliche Schwierigkeiten, deshalb scheint es
ratsam, nur die bekannten deutschen Verhältnisse zu erörtern, und
auch die nur, soweit das in dieser Zeit unter der bestehenden Zensur
möglich ist und zu erwähnen, daß das Verhalten der Frauen nicht
in allen Ländern gleich war; wir wissen z. B., daß die organisierte
Frauenbewegung in Ungarn bei Ausbruch und während dieses Welt-
krieges keinen Augenblick ihre pazifistische Weltanschauung ver-
leugnete, ihr würdig zur Seite steht die konservative Frauen-
bewegung in Oesterreich.

Viele Pazifisten hat es befremdet, daß die organisierte Frauen-
bewegung in Deutschland, d. h. mit Ausnahme des äußersten linken
Flügels, durch ihre Haltung bei Ausbruch des Krieges, durch ihre
chauvinistisch patriotische Gesinnung während desselben in den ent-
scheidenden Momenten versagt hat; sie ziehen daraus die Folgerung,
daß, wenn diese Frauen versagten, von den Frauen überhaupt
für die Vermeidung von Kriegen nicht mehr zu erwarten sei, als
von den Männern. Das Versagen dieser Frauen, das unum-
wunden zugegeben wird, besagt für das, was hier nachgewiesen
werden soll, nämlich, daß das Frauenstimmrecht eines der wesent-
lichsten Mittel ist, Kriegen vorzubeugen, nichts. Bei der Beurteilung
dieser Dinge wird völlig vergessen, daß die deutsche bürgerliche
Frauenbewegung – sie umfaßt noch lange keine Million, und wir
haben in Deutschland zwischen 25-27 Millionen erwachsener
Frauen – nur einen geringen Prozentsatz aller Frauen ausmacht,
die sozialpolitisch glänzend, aber in bezug auf Auslandspolitik, von
wenigen Ausnahmen abgesehen, völlig unorientiert waren, als der
Weltkrieg ausbrach und die von einer regierungstreuen, national-
liberal gesinnten (obwohl einer anderen Partei angehörenden)

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[13/0012] wenden und aus tiefinnerster Ueberzeugung Gegner des Krieges waren, sind und bleiben. Und nun noch einige Worte über die Frauen der organisierten bürgerlichen Frauenbewegung. Es ist nicht möglich, schon heute ein abschließendes Urteil über das Verhalten dieser Frauen in allen Ländern abzugeben. Verkehrsschwierigkeiten und Zensur bilden dafür unüberwindliche Schwierigkeiten, deshalb scheint es ratsam, nur die bekannten deutschen Verhältnisse zu erörtern, und auch die nur, soweit das in dieser Zeit unter der bestehenden Zensur möglich ist und zu erwähnen, daß das Verhalten der Frauen nicht in allen Ländern gleich war; wir wissen z. B., daß die organisierte Frauenbewegung in Ungarn bei Ausbruch und während dieses Welt- krieges keinen Augenblick ihre pazifistische Weltanschauung ver- leugnete, ihr würdig zur Seite steht die konservative Frauen- bewegung in Oesterreich. Viele Pazifisten hat es befremdet, daß die organisierte Frauen- bewegung in Deutschland, d. h. mit Ausnahme des äußersten linken Flügels, durch ihre Haltung bei Ausbruch des Krieges, durch ihre chauvinistisch patriotische Gesinnung während desselben in den ent- scheidenden Momenten versagt hat; sie ziehen daraus die Folgerung, daß, wenn diese Frauen versagten, von den Frauen überhaupt für die Vermeidung von Kriegen nicht mehr zu erwarten sei, als von den Männern. Das Versagen dieser Frauen, das unum- wunden zugegeben wird, besagt für das, was hier nachgewiesen werden soll, nämlich, daß das Frauenstimmrecht eines der wesent- lichsten Mittel ist, Kriegen vorzubeugen, nichts. Bei der Beurteilung dieser Dinge wird völlig vergessen, daß die deutsche bürgerliche Frauenbewegung – sie umfaßt noch lange keine Million, und wir haben in Deutschland zwischen 25-27 Millionen erwachsener Frauen – nur einen geringen Prozentsatz aller Frauen ausmacht, die sozialpolitisch glänzend, aber in bezug auf Auslandspolitik, von wenigen Ausnahmen abgesehen, völlig unorientiert waren, als der Weltkrieg ausbrach und die von einer regierungstreuen, national- liberal gesinnten (obwohl einer anderen Partei angehörenden)

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-10-19T08:47:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-10-19T08:47:15Z)

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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/12>, abgerufen am 24.11.2024.