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Heymann, Lida Gustava: Wird die Mitarbeit der Frauen in den politischen Männerparteien das Frauenstimmrecht fördern? Gautzsch b. Leipzig, 1911.

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Die Generalversammlung nahm mit einer ganz geringen Majorität
die Resolution Zietz an. Unter denen, die 1909 für die Resolution
Augspurg stimmten, gibt es heute viele, die auf Grund von gemachten
Erfahrungen der Ueberzeugung sind, daß es durchaus nicht im Interesse
unserer Sache liegt, den Frauen die Mitarbeit in den politischen Parteien
der Männer zu empfehlen, selbst nicht als Durchgangsstadium. Es
bleibt zu häufig nicht beim Durchgangsstadium, der unheilvolle Partei-
geist ergreift vollständig Besitz von vielen Frauen, gibt sie nicht wieder
frei und läßt sie Verrat an der Sache des Frauenstimmrechts üben.

Bei dem neutralen Charakter, den der deutsche Verband satzungs-
gemäß zu wahren hat, überläßt er seinen Mitgliedern, welche Stellung sie
persönlich zu den verschiedenen Parteien nehmen wollen.

Eine große Anzahl von Mitgliedern leisteten schon im Jahre 1903
erhebliche Wahlarbeit. Als Aequivalent für dieselbe forderten die Frauen
in Hamburg Aufnahme von weiblichen Mitgliedern in die Parteivereine.
Trotzdem das Hamburger Vereinsgesetz keinerlei Beschränkung für
Frauen kannte, war bisher diesen die Mitgliedschaft statutenmäßig
versagt gewesen. Nur widerwillig bequemte sich die freisinnige Volks-
partei in ihrer Not um Arbeitskräfte zur Aufnahme der Frauen und
erkaufte sich dadurch die Bearbeitung eines ganzen Wahlkreises durch
die Frauen.

Weit wirksamer als 1903 aber war die Beteiligung der Frauen bei
den Reichstagswahlen von 1907, wo in verschiedenen Teilen von Preußen,
Oldenburg. Thüringen, Hamburg usw. erhebliche Wahlarbeit geleistet
worden ist, aber nicht nur bei den Reichstagswahlen, auch bei den Land-
tagswahlen, z. B. in Baden, Bayern und Preußen griffen die Frauen
in Stadt und Land tatkräftig in die Wahlagitation ein. Diese Frauen
gehörten, von wenigen Sozialdemokratinnen abgesehen, den links
liberalen Parteien an. Was das Verhalten der Frauen zu den übrigen
Parteien, dem Zentrum, den Konservativen und Nationalliberalen an-
betrifft, so kann von einer Mitarbeit der Frauen nicht die Rede sein.
Konservative Männer haben versucht, Frauen für das politische Leben
zu gewinnen, aber über einige schüchterne Versuche, die an Unklarheit
und Unsicherheit nichts zu wünschen übrig ließen, ist es nicht hinaus-
gekommen. Im Rheinlande haben die Nationalliberalen einzelne Frauen
zur Arbeit in die Vereine ihrer Partei herangezogen. Im August dieses
Jahres wurde in Düsseldorf eine Zentrums-Frauenorganisation gegründet,
die beschlossen hat, bei den bevorstehenden Reichstagswahlen für ihre
Partei tatkräftig mitzuarbeiten. Das weitere bleibt also abzuwarten.
Für Frauenstimmrecht tritt die Organisation nicht ein.

Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich also lediglich auf
die Mitarbeit der Frauen bei den Linksliberalen. Wir erfuhren bereits,
daß sich 2 Gruppen unter den liberalen Frauen bildeten, von denen die
eine gegen, die andere für die Mitarbeit der Frauen innerhalb der poli-
tischen Parteien waren. Schmählich wurden die letzteren getäuscht,
als im Januar 1910 das bekannte Einigungsprogramm erschien.

Das Programm der vereinigten Liberalen, denen sich die demokra-
tische Vereinigung. die stets für die politische Gleichberechtigung der
Frau eintrat, nicht anschloß, gedachte allerdings der Frauen, es sprach

Die Generalversammlung nahm mit einer ganz geringen Majorität
die Resolution Zietz an. Unter denen, die 1909 für die Resolution
Augspurg stimmten, gibt es heute viele, die auf Grund von gemachten
Erfahrungen der Ueberzeugung sind, daß es durchaus nicht im Interesse
unserer Sache liegt, den Frauen die Mitarbeit in den politischen Parteien
der Männer zu empfehlen, selbst nicht als Durchgangsstadium. Es
bleibt zu häufig nicht beim Durchgangsstadium, der unheilvolle Partei-
geist ergreift vollständig Besitz von vielen Frauen, gibt sie nicht wieder
frei und läßt sie Verrat an der Sache des Frauenstimmrechts üben.

Bei dem neutralen Charakter, den der deutsche Verband satzungs-
gemäß zu wahren hat, überläßt er seinen Mitgliedern, welche Stellung sie
persönlich zu den verschiedenen Parteien nehmen wollen.

Eine große Anzahl von Mitgliedern leisteten schon im Jahre 1903
erhebliche Wahlarbeit. Als Aequivalent für dieselbe forderten die Frauen
in Hamburg Aufnahme von weiblichen Mitgliedern in die Parteivereine.
Trotzdem das Hamburger Vereinsgesetz keinerlei Beschränkung für
Frauen kannte, war bisher diesen die Mitgliedschaft statutenmäßig
versagt gewesen. Nur widerwillig bequemte sich die freisinnige Volks-
partei in ihrer Not um Arbeitskräfte zur Aufnahme der Frauen und
erkaufte sich dadurch die Bearbeitung eines ganzen Wahlkreises durch
die Frauen.

Weit wirksamer als 1903 aber war die Beteiligung der Frauen bei
den Reichstagswahlen von 1907, wo in verschiedenen Teilen von Preußen,
Oldenburg. Thüringen, Hamburg usw. erhebliche Wahlarbeit geleistet
worden ist, aber nicht nur bei den Reichstagswahlen, auch bei den Land-
tagswahlen, z. B. in Baden, Bayern und Preußen griffen die Frauen
in Stadt und Land tatkräftig in die Wahlagitation ein. Diese Frauen
gehörten, von wenigen Sozialdemokratinnen abgesehen, den links
liberalen Parteien an. Was das Verhalten der Frauen zu den übrigen
Parteien, dem Zentrum, den Konservativen und Nationalliberalen an-
betrifft, so kann von einer Mitarbeit der Frauen nicht die Rede sein.
Konservative Männer haben versucht, Frauen für das politische Leben
zu gewinnen, aber über einige schüchterne Versuche, die an Unklarheit
und Unsicherheit nichts zu wünschen übrig ließen, ist es nicht hinaus-
gekommen. Im Rheinlande haben die Nationalliberalen einzelne Frauen
zur Arbeit in die Vereine ihrer Partei herangezogen. Im August dieses
Jahres wurde in Düsseldorf eine Zentrums-Frauenorganisation gegründet,
die beschlossen hat, bei den bevorstehenden Reichstagswahlen für ihre
Partei tatkräftig mitzuarbeiten. Das weitere bleibt also abzuwarten.
Für Frauenstimmrecht tritt die Organisation nicht ein.

Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich also lediglich auf
die Mitarbeit der Frauen bei den Linksliberalen. Wir erfuhren bereits,
daß sich 2 Gruppen unter den liberalen Frauen bildeten, von denen die
eine gegen, die andere für die Mitarbeit der Frauen innerhalb der poli-
tischen Parteien waren. Schmählich wurden die letzteren getäuscht,
als im Januar 1910 das bekannte Einigungsprogramm erschien.

Das Programm der vereinigten Liberalen, denen sich die demokra-
tische Vereinigung. die stets für die politische Gleichberechtigung der
Frau eintrat, nicht anschloß, gedachte allerdings der Frauen, es sprach

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[11/0011] Die Generalversammlung nahm mit einer ganz geringen Majorität die Resolution Zietz an. Unter denen, die 1909 für die Resolution Augspurg stimmten, gibt es heute viele, die auf Grund von gemachten Erfahrungen der Ueberzeugung sind, daß es durchaus nicht im Interesse unserer Sache liegt, den Frauen die Mitarbeit in den politischen Parteien der Männer zu empfehlen, selbst nicht als Durchgangsstadium. Es bleibt zu häufig nicht beim Durchgangsstadium, der unheilvolle Partei- geist ergreift vollständig Besitz von vielen Frauen, gibt sie nicht wieder frei und läßt sie Verrat an der Sache des Frauenstimmrechts üben. Bei dem neutralen Charakter, den der deutsche Verband satzungs- gemäß zu wahren hat, überläßt er seinen Mitgliedern, welche Stellung sie persönlich zu den verschiedenen Parteien nehmen wollen. Eine große Anzahl von Mitgliedern leisteten schon im Jahre 1903 erhebliche Wahlarbeit. Als Aequivalent für dieselbe forderten die Frauen in Hamburg Aufnahme von weiblichen Mitgliedern in die Parteivereine. Trotzdem das Hamburger Vereinsgesetz keinerlei Beschränkung für Frauen kannte, war bisher diesen die Mitgliedschaft statutenmäßig versagt gewesen. Nur widerwillig bequemte sich die freisinnige Volks- partei in ihrer Not um Arbeitskräfte zur Aufnahme der Frauen und erkaufte sich dadurch die Bearbeitung eines ganzen Wahlkreises durch die Frauen. Weit wirksamer als 1903 aber war die Beteiligung der Frauen bei den Reichstagswahlen von 1907, wo in verschiedenen Teilen von Preußen, Oldenburg. Thüringen, Hamburg usw. erhebliche Wahlarbeit geleistet worden ist, aber nicht nur bei den Reichstagswahlen, auch bei den Land- tagswahlen, z. B. in Baden, Bayern und Preußen griffen die Frauen in Stadt und Land tatkräftig in die Wahlagitation ein. Diese Frauen gehörten, von wenigen Sozialdemokratinnen abgesehen, den links liberalen Parteien an. Was das Verhalten der Frauen zu den übrigen Parteien, dem Zentrum, den Konservativen und Nationalliberalen an- betrifft, so kann von einer Mitarbeit der Frauen nicht die Rede sein. Konservative Männer haben versucht, Frauen für das politische Leben zu gewinnen, aber über einige schüchterne Versuche, die an Unklarheit und Unsicherheit nichts zu wünschen übrig ließen, ist es nicht hinaus- gekommen. Im Rheinlande haben die Nationalliberalen einzelne Frauen zur Arbeit in die Vereine ihrer Partei herangezogen. Im August dieses Jahres wurde in Düsseldorf eine Zentrums-Frauenorganisation gegründet, die beschlossen hat, bei den bevorstehenden Reichstagswahlen für ihre Partei tatkräftig mitzuarbeiten. Das weitere bleibt also abzuwarten. Für Frauenstimmrecht tritt die Organisation nicht ein. Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich also lediglich auf die Mitarbeit der Frauen bei den Linksliberalen. Wir erfuhren bereits, daß sich 2 Gruppen unter den liberalen Frauen bildeten, von denen die eine gegen, die andere für die Mitarbeit der Frauen innerhalb der poli- tischen Parteien waren. Schmählich wurden die letzteren getäuscht, als im Januar 1910 das bekannte Einigungsprogramm erschien. Das Programm der vereinigten Liberalen, denen sich die demokra- tische Vereinigung. die stets für die politische Gleichberechtigung der Frau eintrat, nicht anschloß, gedachte allerdings der Frauen, es sprach  

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-06-02T14:25:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-06-02T14:25:14Z)

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Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Wird die Mitarbeit der Frauen in den politischen Männerparteien das Frauenstimmrecht fördern? Gautzsch b. Leipzig, 1911, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_mitarbeit_1911/11>, abgerufen am 12.12.2024.