Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.ansehnliche Summe von unbekannter Hand erhalten, begleitet von einem Briefe ohne Unterschrift, worin jederzeit gebeten wurde, doch diesen oder jenen bisher noch nicht bekannten Dürftigen gefälligst zu berücksichtigen. Immer wurden diese Weisungen sehr schätzbar gefunden. Nach Ablauf des nächsten Vierteljahres, nicht sehr lange nach dem Verschwinden des räthselhaften Bettlers an der Börse, ging bei den Vorstehern der wohlthätigen Gesellschaft der gewöhnliche Beitrag in doppeltem Betrage ein, mit folgendem Briefe: "Dieses sind meine letzten Bettelpfennige. Da ich nun auch nicht einmal ein Bettler sein darf um Gotteswillen, so muß ich dem Verhängnisse folgen und -- zum Teufel fahren. Könnte das Verbrechen eines Augenblickes durch die Selbstpeinigung vieler Jahre abgebüßt werden, so möchte vielleicht doch noch zur Seligkeit gelangen der graue John." ansehnliche Summe von unbekannter Hand erhalten, begleitet von einem Briefe ohne Unterschrift, worin jederzeit gebeten wurde, doch diesen oder jenen bisher noch nicht bekannten Dürftigen gefälligst zu berücksichtigen. Immer wurden diese Weisungen sehr schätzbar gefunden. Nach Ablauf des nächsten Vierteljahres, nicht sehr lange nach dem Verschwinden des räthselhaften Bettlers an der Börse, ging bei den Vorstehern der wohlthätigen Gesellschaft der gewöhnliche Beitrag in doppeltem Betrage ein, mit folgendem Briefe: „Dieses sind meine letzten Bettelpfennige. Da ich nun auch nicht einmal ein Bettler sein darf um Gotteswillen, so muß ich dem Verhängnisse folgen und — zum Teufel fahren. Könnte das Verbrechen eines Augenblickes durch die Selbstpeinigung vieler Jahre abgebüßt werden, so möchte vielleicht doch noch zur Seligkeit gelangen der graue John.“ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0057"/> ansehnliche Summe von unbekannter Hand erhalten, begleitet von einem Briefe ohne Unterschrift, worin jederzeit gebeten wurde, doch diesen oder jenen bisher noch nicht bekannten Dürftigen gefälligst zu berücksichtigen. Immer wurden diese Weisungen sehr schätzbar gefunden. Nach Ablauf des nächsten Vierteljahres, nicht sehr lange nach dem Verschwinden des räthselhaften Bettlers an der Börse, ging bei den Vorstehern der wohlthätigen Gesellschaft der gewöhnliche Beitrag in doppeltem Betrage ein, mit folgendem Briefe:</p><lb/> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p>„Dieses sind meine letzten Bettelpfennige. Da ich nun auch nicht einmal ein Bettler sein darf um Gotteswillen, so muß ich dem Verhängnisse folgen und — zum Teufel fahren. Könnte das Verbrechen eines Augenblickes durch die Selbstpeinigung vieler Jahre abgebüßt werden, so möchte vielleicht doch noch zur Seligkeit gelangen</p><lb/> <closer> <signed>der graue John.“</signed> </closer> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [0057]
ansehnliche Summe von unbekannter Hand erhalten, begleitet von einem Briefe ohne Unterschrift, worin jederzeit gebeten wurde, doch diesen oder jenen bisher noch nicht bekannten Dürftigen gefälligst zu berücksichtigen. Immer wurden diese Weisungen sehr schätzbar gefunden. Nach Ablauf des nächsten Vierteljahres, nicht sehr lange nach dem Verschwinden des räthselhaften Bettlers an der Börse, ging bei den Vorstehern der wohlthätigen Gesellschaft der gewöhnliche Beitrag in doppeltem Betrage ein, mit folgendem Briefe:
„Dieses sind meine letzten Bettelpfennige. Da ich nun auch nicht einmal ein Bettler sein darf um Gotteswillen, so muß ich dem Verhängnisse folgen und — zum Teufel fahren. Könnte das Verbrechen eines Augenblickes durch die Selbstpeinigung vieler Jahre abgebüßt werden, so möchte vielleicht doch noch zur Seligkeit gelangen
der graue John.“
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