Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.sondern in England sei. Niemand gerieth über diese Mittheilung auch nur in die geringste Verwunderung. Es hieß: die Laune des Gentleman bringe das wahrscheinlich mit sich; oder es liege wohl eine Wette zum Grunde. Als der nächste Sonnabend herankam, konnten die Jünglinge dem Drange, mit Williams zu einer abermaligen Landpartie zusammenzutreffen, nicht widerstehen. Sie fehlten daher um vier Uhr Nachmittags nicht an der bewußten Stelle im herzoglichen Park, wo Williams ihrer wartete und sie mit Herzlichkeit empfing. Der Sonntag, welchen sie darauf in Mr. Leads' Dorfwirthshause verlebten, war noch angenehmer als der vorige, und der Entschluß, diese harmlose Freude sich fortan in keiner Woche zu versagen, war, selbst bei Heinrich, bestimmender als alle Bedenklichkeiten. So vergingen Monate, ohne daß Williams oder die beiden Deutschen jemals von diesem Entschlusse abgewichen wären; ja jedes Zusammensein in der ländlichen Einsamkeit schien derselben für die drei Theilnehmer an ihrem Genusse eine neue Würze hinzuzufügen. Man konnte diese drei Männer in gewissem Sinne Freunde nennen, obgleich Eduard sich dem Räthselhaften inniger hingab. Williams gewann bei näherer Bekanntschaft immer mehr. Seine Bildung war vielseitig. Er hatte viel gesehen, erlebt, und erzählte vortrefflich. Seine Beschreibungen ausgezeichneter Schönheiten der Natur, merkwürdiger Denk- sondern in England sei. Niemand gerieth über diese Mittheilung auch nur in die geringste Verwunderung. Es hieß: die Laune des Gentleman bringe das wahrscheinlich mit sich; oder es liege wohl eine Wette zum Grunde. Als der nächste Sonnabend herankam, konnten die Jünglinge dem Drange, mit Williams zu einer abermaligen Landpartie zusammenzutreffen, nicht widerstehen. Sie fehlten daher um vier Uhr Nachmittags nicht an der bewußten Stelle im herzoglichen Park, wo Williams ihrer wartete und sie mit Herzlichkeit empfing. Der Sonntag, welchen sie darauf in Mr. Leads' Dorfwirthshause verlebten, war noch angenehmer als der vorige, und der Entschluß, diese harmlose Freude sich fortan in keiner Woche zu versagen, war, selbst bei Heinrich, bestimmender als alle Bedenklichkeiten. So vergingen Monate, ohne daß Williams oder die beiden Deutschen jemals von diesem Entschlusse abgewichen wären; ja jedes Zusammensein in der ländlichen Einsamkeit schien derselben für die drei Theilnehmer an ihrem Genusse eine neue Würze hinzuzufügen. Man konnte diese drei Männer in gewissem Sinne Freunde nennen, obgleich Eduard sich dem Räthselhaften inniger hingab. Williams gewann bei näherer Bekanntschaft immer mehr. Seine Bildung war vielseitig. Er hatte viel gesehen, erlebt, und erzählte vortrefflich. Seine Beschreibungen ausgezeichneter Schönheiten der Natur, merkwürdiger Denk- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0028"/> sondern in England sei. Niemand gerieth über diese Mittheilung auch nur in die geringste Verwunderung. Es hieß: die Laune des Gentleman bringe das wahrscheinlich mit sich; oder es liege wohl eine Wette zum Grunde.</p><lb/> <p>Als der nächste Sonnabend herankam, konnten die Jünglinge dem Drange, mit Williams zu einer abermaligen Landpartie zusammenzutreffen, nicht widerstehen. Sie fehlten daher um vier Uhr Nachmittags nicht an der bewußten Stelle im herzoglichen Park, wo Williams ihrer wartete und sie mit Herzlichkeit empfing. Der Sonntag, welchen sie darauf in Mr. Leads' Dorfwirthshause verlebten, war noch angenehmer als der vorige, und der Entschluß, diese harmlose Freude sich fortan in keiner Woche zu versagen, war, selbst bei Heinrich, bestimmender als alle Bedenklichkeiten.</p><lb/> <p>So vergingen Monate, ohne daß Williams oder die beiden Deutschen jemals von diesem Entschlusse abgewichen wären; ja jedes Zusammensein in der ländlichen Einsamkeit schien derselben für die drei Theilnehmer an ihrem Genusse eine neue Würze hinzuzufügen. Man konnte diese drei Männer in gewissem Sinne Freunde nennen, obgleich Eduard sich dem Räthselhaften inniger hingab. Williams gewann bei näherer Bekanntschaft immer mehr. Seine Bildung war vielseitig. Er hatte viel gesehen, erlebt, und erzählte vortrefflich. Seine Beschreibungen ausgezeichneter Schönheiten der Natur, merkwürdiger Denk-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0028]
sondern in England sei. Niemand gerieth über diese Mittheilung auch nur in die geringste Verwunderung. Es hieß: die Laune des Gentleman bringe das wahrscheinlich mit sich; oder es liege wohl eine Wette zum Grunde.
Als der nächste Sonnabend herankam, konnten die Jünglinge dem Drange, mit Williams zu einer abermaligen Landpartie zusammenzutreffen, nicht widerstehen. Sie fehlten daher um vier Uhr Nachmittags nicht an der bewußten Stelle im herzoglichen Park, wo Williams ihrer wartete und sie mit Herzlichkeit empfing. Der Sonntag, welchen sie darauf in Mr. Leads' Dorfwirthshause verlebten, war noch angenehmer als der vorige, und der Entschluß, diese harmlose Freude sich fortan in keiner Woche zu versagen, war, selbst bei Heinrich, bestimmender als alle Bedenklichkeiten.
So vergingen Monate, ohne daß Williams oder die beiden Deutschen jemals von diesem Entschlusse abgewichen wären; ja jedes Zusammensein in der ländlichen Einsamkeit schien derselben für die drei Theilnehmer an ihrem Genusse eine neue Würze hinzuzufügen. Man konnte diese drei Männer in gewissem Sinne Freunde nennen, obgleich Eduard sich dem Räthselhaften inniger hingab. Williams gewann bei näherer Bekanntschaft immer mehr. Seine Bildung war vielseitig. Er hatte viel gesehen, erlebt, und erzählte vortrefflich. Seine Beschreibungen ausgezeichneter Schönheiten der Natur, merkwürdiger Denk-
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Zitationshilfe: | Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/28>, abgerufen am 17.02.2025. |